Anliegend beehre ich mich, Euerer Exzellenz Abschrift eines Berichts des Marine-Attachés bei der Kaiserlichen Botschaft in Wien über die Möglichkeit der Transporte nach der Türkei zur gefälligen Kenntnisnahme zu übersenden.
Marine-Attaché B. Nr. 1
Die Möglichkeit der Transporte nach der Türkei.
Nach dem Umfall der Österreicher in Serbien scheint es mir auch höchst fraglich, wie lange und ob überhaupt wir uns noch auf die ungehinderte Durchfuhr der türkischen Transporte durch Bulgarien mit Sicherheit verlassen können. Nachdem also die Aussichten, diese Transporte nach der Türkei durchzubekommen, unter den gegebenen Verhältnissen immer mehr schwindet, bleibt bei der ungeheuren Wichtigkeit der Sache nichts anderes für das sichere Erreichen des Zieles übrig, als diese Verhältnisse zu ändern.
Dieses ändern der Verhältnisse ist nur möglich, dadurch daß man den Entenkopf im Nordosten von Serbien, den Negotiner Kreis in Besitzt nimmt. Dadurch wird die Fahrt auf der Donau von Orsova aus frei. Dadurch ist aber auch Serbien von jeder Verbindung mit Rußland abgeschnitten und ungefähr dem langsamen Absterben preisgegeben. Darzutun, welchen Einfluß diese Handlung auf Bulgarien und Rumänien haben würde, ist nicht meine Sache, ist aber wohl ohne weiteres klar.
Der Versuch, die Österreicher zu bewegen, daß sie in dieser Sache mit der nötigen Schnelligkeit etwas unternehmen, hat wenig Aussicht auf Erfolg, es geht nur wertvolle, vielleicht entscheidende Zeit damit verloren. Das einzige, was man vielleicht erreichen kann, ist, daß sie einige schwere Geschütze zur Verfügung stellen. Denn schwere Artillerie wird nötig sein um die Bergforts an der Donau zu bekämpfen, Flieger werden nötig sein, um die Stellung dieser Forts zu erkunden.
Wollen wir die Türkei nicht fallen lassen, sie dem gänzlichen Ruin preisgeben und all die schlimmen Folgen auf uns nehmen, so bleibt nichts anderes übrig, als die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Wo der Hebel am zweckmäßigsten eingesetzt wird, ob bei Semendria und die Morawa aufwärts, oder weiter östlich, entzieht sich meiner Beurteilung. Für den Zweck des Transports genügt es, wenn der Zipfel etwa von der Trajans Tafel bis zur Timokmündung (bulgarische Grenze) in unsern Händen ist.
Um alles zusammenzufassen: es steht zur Entscheidung, ob wir auf die Mitwirkung der Türkei in diesem Kriege verzichten und damit diese selbst fallen lassen wollen, oder beschleunigt Kräfte zu dem angegebenen Zweck hersenden.
Noch ist es Zeit. Handeln wir aber nicht mit größtmöglicher Schnelligkeit, so dürfte das gleichbedeutend sein, neben all den andern weitgewichtigeren Folgen, mit dem Verlust unserer beiden Schiffe „Göben“ und „Breslau“, mit dem Verlust unserer Militär- und Marine-Missionen.
Ein hoher Gewinn steht auf dem Spiel, ein Riesenverlust ist abzuwenden, können wir den nötigen verhältnismäßig geringen Einsatz flüssig machen?
Eile tut not!