1915-03-03-DE-009
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Quelle: DE/PA-AA/R 20179
Zentraljournal: 1915-A.S.-831
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 03/03/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 234
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



No. 232.

Athen, den 3. März 1915.

Dringend!

Ihre Majestät die Königin, die augenblicklich überhaupt zu pessimistischen Auffassungen neigt, und sich eventuelle mögliche Wendung der Dinge schon jetzt, noch ehe definitive Entscheidung gefallen, schwer zu Herzen nimmt, bittet mich, nachstehendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gelangen zu lassen:

„Trotz Tinos aufrichtigen Wunsches, die Neutralität Griechenlands aufrecht zu erhalten, hat infolge der drohenden Forcierung der Dardanellen und der damit verbundenen verhetzenden Verlockungen der Entente die Volksstimmung einen bedrohlichen Charakter für die Durchführung des Bestrebens von Tino angenommen. Dieser hofft aber noch der Strömung Herr werden zu können, wenn umgehend auf die dem Gesandten übermittelten Wünsche eine klare befriedigende Antwort eingeht.“


[Mirbach]

[Jagow an Gesandtschaft Athen (Nr. 156)]


Dringend!

Antwort auf Tel. Nr. 223 [232]

Griechische Reg. weiß, daß wir zur wohlwollenden Prüfung ihrer finanziellen Wünsche bereit sind.

Falls Griechenland bis zum Friedensschluß freundschaftliche Neutralität beobachtet stehen wir dafür ein daß Inseln endgültig griechisch bleiben und von Pforte Garantien für gerechte Behandlung griechischen Elements in Kleinasien erteilt werden.

Die bulgarischen Manöver werden entweder ganz unterbleiben oder was Stärke der Verbände und Dauer anlangt so beschränkt werden, daß nicht einmal Anschein einer Bedrohung Griechenlands entstehen kann. Auch würde eventuell statt griechischer Grenze andere Örtlichkeit für Manöver gewählt werden. Öster.-Ungarische Reg. hat wiederholt bündig erklärt daß sie keinerlei Absichten auf Salonik habe (vergl. dortiges Tel. Nr. 124) und hält an dieser Erklärung nach wie vor fest. Wir garantieren dafür daß Öster.-Ungarn seiner Erklärung entsprechend handeln wird.

Daß unseren Gegnern ohne griechische Hilfe die Bezwingung der Dardanellen gelingen wird bezweifeln unsere militärischen und Marinesachverständigen. Wir anderseits können nicht glauben, daß ein griechischer König oder Staatsmann zur Installierung Rußlands in Konstantinopel mitwirken und so selbst dem Hellenentum und seiner Hoffnung auf Byzanz ein unrühmliches Grab graben wird.


[Jagow an Gesandtschaft Bukarest (Nr. 281)]


Zur ausschl. persönlichen Orientierung.

Unter dem Druck der Aktion gegen die Dardanellen und der Versprechungen unserer Gegner scheint sich Lage in Athen kritisch zu gestalten.


[Jagow an Gesandtschaft Sofia (Nr. 160)]

Im Anschluß an Tel. Nr. 157.

Wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben unsere Gegner Griechenland für Mitwirkung bei Aktion gegen Konstantinopel weitgehende Versprechungen gemacht die nur auf Kosten bulgarischer Rechte und Aspirationen in Thrazien und Mazedonien zu verwirklichen sind. Zwischen Großgriechenland und Großserbien eingezwängt würde Bulgarien ersticken. Die Verluste an Gebiet und Hoffnungen die Bulgarien an der westlichen Küste des ägäischen Meeres und in Mazedonien drohen könnten durch spärlichen Gebietszuwachs nach Osten niemals wettgemacht werden. Wir sind daher überzeugt, daß die bulgarischen Staatsmänner für den Fall eines griechischen Eingreifens die Gunst der Stunde nutzen und an Kawalla und Serres denken werden.

König Konstantin, der den Krieg nicht will, und dem gegenüber wir zunächst nur Abs. 2 dortigen Telegramms Nr. 84 verwertet hatten, wiederholte dringende Bitte um Einwirkung in Sofia damit Manöver unterbleiben. Um den König gegenüber Venizelos zu stützen und einem auch für Bulgarien nicht erwünschten vorzeitigem Losschlagen Griechenlands vorzubeugen lassen wir dem König sagen, die Manöver würden, wenn sie überhaupt stattfinden, hinsichtlich Stärke der Verbände und Dauer so gestaltet werden, daß nicht einmal Anschein einer Bedrohung Griechenlands entstehen kann. Auch würde vielleicht statt griechischer Grenze andere Örtlichkeit für Manöver gewählt werden.

Da nach E.E. Telegr. Nr. 84 Endgültiges über Manöver noch nicht feststeht kann vorstehende unverbindliche Erklärung unbedenklich erteilt werden. Wir wären dankbar wenn dortige Heeresleitung Manöver möglichst so gestaltete, daß wir nicht desavouiert werden.

Ew. pp. wollen vorstehendes in geeignet erscheinender Nuancierung streng vertraulich bei Herrn Radoslawoff verwerten und Aufnahme drahten.


[Jagow an Botschaft Konstantinopel (Nr. 401)]


Im Anschluß an Tel. Nr. 392.

Wie der Ks. Geschäftsträger in Athen meldet hat dortige Lage sich weiter bedenklich zugespitzt und König Bitte um Einwirkung in Konstantinopel dringend wiederholt. Um den König Venizelos gegenüber zu stützen lassen wir ihm folgendes sagen:


Da die Griechen selbst wenn sie auf kriegerisches Eingreifen verzichten angesichts ihrer Nachgibigkeit gegenüber Wünschen der Entente (Kriegsmaterialtransporte via Salonik, Mißbrauch der Inseln als Stützpunkte) keinenfalls die Voraussetzungen „freundschaftlicher“ Neutralität erfüllen werden, verpflichtet uns vorstehende Erklärung zu nichts. Anheimstelle streng vertrauliche Verwertung.


[Jagow an Treutler (Nr. 25)]

Im Anschluß an Tel. Nr. 24.

Zum Vortrag.

Der Ks. Geschäftsträger in Athen telegraphiert:


Vielleicht empfiehlt sich Allerh. Telegramm an König Konstantin worin dieser erneut vor Entschlüssen gewarnt wird die seinem Lande die Zukunft und ihm den Thron kosten könnten.



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