Meine am 7., 8. und 9. April in Sofia beim König, Ministerpräsidenten und Kriegsminister über eventuelle Durchführung türkischer Truppen durch bulgarisches Gebiet zum Angriff auf Serbien gemachten Andeutungen erregen geringe Freude. Furcht und Mißtrauen gegenüber dem früheren Unterdrücker Türkei, dessen Joch erst vor 40 Jahren abgeschüttelt wurde mit russischer Hilfe, stecken dem bulgarischen Volke zu sehr im Blute, und Bulgarien wird befürchten, daß der zu einem Angriffskrieg herbeigerufene ungewohnte neue Bundesgenosse nach getaner Arbeit nicht wieder hinausgeht. Anders wäre es mit der Bereitstellung einer türkischen Reserve oder Seitendeckung, d.h. für den Fall eines griechischen Gegenangriffs, einer russischen Kriegserklärung oder wenn sich die Russen wirklich dazu entschließen sollten, durch die oft angedrohte Landung bei Burgas zum Angriff auf die Türkei die bulgarische Neutralität zu verletzen. Auch müßte eine solche Bereitstellung nahe der bulgarischen Grenze äußerst vorsichtig eingeleitet und die bulgarische Regierung frühzeitig davon unterrichtet werden. Meine gemäß Telegramm vom 3. d.M. in sondierender Weise erwähnte Möglichkeit der Unterstellung zweier türkischer Korps unter bulgarischen Oberbefehl wurde von allen drei Stellen schweigend entgegengenommen.
Leipzig.