Rumänischer Geschäftsträger, dessen Chef inzwischen nach Bukarest gereist ist, fragte heute bei mir an, ob seiner Anregung vom 2. Mai irgend eine Folge gegeben worden sei. Durch das Verhalten Italiens werde Rumänien voraussichtlich sehr bald vor die Entscheidung gestellt werden, ob es dem Beispiel Italiens folgen oder sich mit Österreich verständigen solle. Wofür sich Rumänien entscheiden werde, sei nicht zweifelhaft, solange von österreichischer Seite keine annehmbaren Vorschläge unterbreitet seien. Er persönlich sei überzeugt, daß, wenn Österreich das autonome Statut für Transsylvanien und womöglich auch etwas ähnliches für die Bukowina gewähre, Rumänien nicht nur seine Neutralität, sondern auch die unbehinderte Durchfuhr für Munition, Kohlen und sonstigen Kriegsbedarf nach der Türkei zusagen werde.
Streng vertraulich bemerkte er, die Durchfahrt werde von seiner Regierung weniger aus Furcht vor Rußland als deswegen verhindert, weil Herr Bratianu darin ein Druckmittel auf Österreich und Deutschland erblicke, die an einer erfolgreichen Verteidigung der Meerengen das größte Interesse hätten.