Herrn Lepsius liegt es fern, der Pforte irgendwelche Schwierigkeiten bereiten zu wollen. Er glaubt jedoch, daß sein Erscheinen in Konstantinopel, auch wenn es praktisch nichts ausrichtet, die Besorgnisse der Armenierfreunde in Deutschland mildern und von den Armeniern selbst als Beweis dafür gedeutet werden würde, daß Deutschland ihre Sache der politischen Konstellation nicht zu opfern gedenkt. Es wäre bedauerlich, wenn die Sympathien, deren sich unser Bünd--nis mit der Türkei in weiten Kreisen des Volkes erfreut, unter der armenischen Frage litte. Auch müssen wir uns im eigenen wie im türkischen Interesse bemühen, das Vertrauen der Armenier nicht vollends zu verlieren.
Ich würde es daher begrüßen, wenn es Euerer Exzellenz gelänge, den Widerstand der Pforte gegen die Reise des Dr. Lepsius zu überwinden. Die Persönlichkeit des leicht lenkbaren Herrn dürfte Gewähr dafür bieten, daß er in Konstantinopel nichts unternehmen wird, was nicht die Billigung Euerer Exzellenz und der türkischen Staatsmänner findet. Das Mißtrauen, das die Tätigkeit des Dr. Liparit in Sofia erregt hat, ist nach den Aufklärungen, die Dr. Lepsius hier gegeben hat, nicht begründet.
Euerer Exzellent würde ich für eine nochmalige Prüfung der Angelegenheit und demnächstige telegraphische Rückäußerung dankbar sein.
Zimmermann