1915-09-19-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20191
Zentraljournal: 1915-A.S.-4906
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/19/1915 02:15 PM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1254
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Jagow) an den AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler)

Telegraphischer Erlaß


Berlin, den 19. September 1915

Abschrift.

Der Kaiserliche Gesandte in Sofia telegraphiert:

„Geheim. Nach Berichten des bulgarischen Gesandten Athen herrscht zwischen dem König und Venizelos Meinungsverschiedenheit darüber, ob die Neutralität Griechenlands aufrechterhalten werden soll oder nicht. Radoslawow wäre unter diesen Umständen sehr dankbar für eine Benachrichtigung, welche Aufnahme sein Vorschlag wegen Doiran und Gewgeli in Athen gefunden hat.“

Ich telegraphiere 1. nach Sofia:

„König Konstantin will neutral bleiben und hat dies Seiner Majestät dem Kaiser zugesichert. Er mißtraut aber Venizelos und will ihn nicht in seine Politik einweihen. Erklärung von griechischer Regierung ist daher [nicht] zu erlangen. Da jedoch der König, der Armee hinter sich hat, schon in gleich schwieriger Lage Venizelos standgehalten hat, wird man auch jetzt sich auf sein Wort verlasen können. Weitere Nachricht folgt.“

und 2. nach Athen unter Mitteilung des Telegramms aus Sofia:

„Ich antwortete Herrn Michahelles, daß König Konstantin Seiner Majestät dem Kaiser zugesichert habe neutral zu bleiben und, da er schon einmal Herrn Venizelos standgehalten habe, man sich jetzt auf sein Wort werde verlassen können.

Da angesichts der Differenz zwischen König und Venizelos Erklärung der Regierung offenbar nicht zu erlangen sein wird, sollte wenigstens S.M. der König uns die Zusicherung geben, daß er Gebiete von Doiran und Gewgeli nicht besetzen wird. Ich weiß sonst nicht, wie wir Bulgarien an Einmarsch in genannte Gebiete abhalten können.“

Telegramm S.M des Kaisers an König Konstantin erscheint mir erwünscht, in dem S.M. sagt, daß die durch Mirbach abgegebene Erklärung mit Allerhöchster Zustimmung erfolgt sei und seiner Meinung nach auch, soweit dies in unseren Kräften steht, alle Zusagen enthielte, um die König Allerhöchst ihn gebeten. S.M. der Kaiser glaube, mit der bulgarischen Zusage wegen Doiran und Gewgeli sehr viel erreicht zu haben. Da er aber die schwierige Lage des Königs gegenüber Venizelos verstände, bäte er ihn, wenigstens seinerseits ihm (dem Kaiser) eine analoge Erklärung wegen Nichtbesetzung von Doiran und Gewgeli zu geben.


[Jagow]



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