„Herr Bratianu sagt mir, Rumänien könne sich den Zentralmächten nicht anschließen bevor Rußland nicht einen vernichtenden Schlag erhalten habe, also etwa nach der Eroberung Kiews oder Odessas. Was in Frankreich vorgehe, habe keinen entscheidenden Einfluß auf die hiesige Stimmung. Wenn wir also auf ein Eingreifen Rumäniens für uns vorläufig nicht rechnen könnten, so sei er andererseits fest entschlossen, sich aus der Neutralität nicht herausdrängen zu lassen, so schwer ihm diese Politik auch durch seine inneren Gegner und auch durch Österreich-Ungarn gemacht werde. Infolge der Neutralitätspolitik der Regierung werde das Land verschiedene Krisen durchzumachen haben.
Die erste - das Drängen der Opposition zu einer sofortigen Kriegserklärung an Österreich-Ungarn - habe er bereits überwunden. Eine weitere werde eintreten, sobald Rumänien durch unseren Vormarsch von Serbien abgeschnitten werde, eine vierte, sobald Griechenland Bulgarien angreift. Er hoffe, daß die Mobilisierung Griechenlands nur eine Vorsichtsmaßregel sei und daß der König im Kampfe mit Venizelos nicht unterliege. Ein russophiler Grieche habe ihm heute gesagt: Der König hat gegen Venizelos mobilisiert. Ausgeschlossen sei es aber nicht, daß die Entente Griechenland mitreisst und selbst Truppen nach Salonik schickt.
Bratianu ist sich bewußt, daß er eines Tages für sein Zaudern zur Rechenschaft gezogen wird. Später aber, meinte er, würden die Rumänen einsehen, daß er das Land und die Dynastie vor einer Katastrophe bewahrt habe. Sowohl ein geschlagenes Rußland wie eine besiegtes Österreich würden immer gefährlich gegenüber dem kleinen Rumänien bleiben.“