Sehr geehrter Herr Konsul!
Bei meiner Rückkehr von der Ferientour finde ich Ihren und Herrn Professor Mittwochs Brief vor. Was Ihren Wunsch bezüglich der Übersetzung armenischer Briefe betrifft, so würde ich Ihnen persönlich sehr gerne gefällig sein. Nachdem man den Türken unsererseits gestattet, die schauerlichen Metzeleien der letzten Zeit unter den Armeniern in einer völlig entstellten und erlogenen Weise darzustellen und die ärgsten Verleumdungen und gehässigsten Lügen über die vogelfreien Armenier in unserer Presse zu veröffentlichen und unsere Zeitungen sich nicht schämen, diesem allzu durchsichtigen Verleumdungsfeldzug, welcher der vor 2 Jahren in derselben Presse gegen die angeblichen bulgarischen Greuel geförderten Hetze, auf ein Haar ähnelt, andauernd ihre Spalten zu öffnen, dagegen den Armeniern und ihren Freunden der Maulkork vorgebunden wird, so würde die Übersetzung erwähnter Privatbriefe in meinen Augen als einseitige Spionage in türkischen Diensten erscheinen. Ich habe meinen diesbezüglichen Standpunkt schon vor mehreren Wochen Herrn Professor C.F. Lehmann-Haupt gegenüber, der damals in Zossen mit der Aufsicht der ausländischen Korrespondenz betraut war, auseinandergesetzt und muß daher zu meinem Bedauern unter den obwaltenden traurigen Umständen Ihr Ersuchen ablehnen.
Mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochachtung bin ich
Ihr sehr ergebener