[1. Nach Ansicht hiesigen Generalstabs wird Mißtrauensvotum, welches sich Regierung in der Nacht zum 4. November holte, zur Auflösung der Kammer führen. Mitglieder jetzigen Ministeriums werden voraussichtlich, unter Präsidium Gunaris, im Amt bleiben, oder es würde unter Gunaris ein neues Ministerium gebildet, welches schärfer als das bisherige Neutralitätspolitik vertritt.
2. Im Anschluß hieran sprach Oberst Metaxa erneut über Verständigung zwischen Griechenland und Bulgarien, welche unbedingt auch Unterstützung neuen Kabinetts finden würde. Es sei nicht Furcht vor Bulgarien sondern Überzeugung, daß selbst durch siegreichen Krieg nichts zu gewinnen sei, welches dauernden Frieden mit Bulgarien wünschenswert mache. Griechenland wolle außer Gewgeli-Doiran keinen Landerwerb auf Kosten Serbiens, da Monastir-Frage jetzt noch nicht berührt werden dürfe. Monastir-Frage gewinnt aber in Hinsicht auf ev. bevorstehende Wahlen große Bedeutung, da Bedrohung oder Besetzung Monastir für Venizelos neues, sehr zugkräftiges Agitationsmittel wäre und der Königspartei Aufgabe sehr erschweren würde.
3. Weiter sei es wichtig, daß gerade jetzt keine neuen Meldungen über Griechen-Verfolgungen in Türkei kommen. Auch dies sei eine Hauptwaffe Venizelos, welcher immer wieder behauptet, daß Deutschland Ausrottung griechischer Elemente in Türkei beabsichtige.
4. Zur Entwaffnungsfrage sagte Metaxa heute, daß serbische Truppen beim Übertritt auf griechisches Gebiet sofort entwaffnet würden, während Ententetruppen mindestens verhindert werden sollen, neuen Angriff unternehmen. Hierzu melde ich: Zu 2. Der Plan der Annäherung der beiden Länder würde durch Initiative Deutschlands erheblich gefördert werden. Die Annäherung ist griechischerseits möglichst auch nur unter der Aegide Deutschlands gedacht. In Anbetracht ev. neuer Wahlen halte ich Vermeidung einer Bedrohung oder Besetzung Monastir für äußerst wünschenswert. Zu 3. Einige geschickte Artikel in deutscher Presse, daß Griechenland in Türkei der notwendige Zwischenhändler sei, daß Türkei und daher auch Deutschland Interesse habe, griechische Elemente in Türkei zu erhalten, wären sehr erwünscht. Presse Artikel, wenn möglich, zur Verwertung in hiesiger Presse drahten. Zu 4. Ansichten sind vorläufig wohl immer noch nur Ansichten Generalstabs, der aber eifrig daran arbeitet, Regierung zu gleicher Ansicht zu bekehren.]
Falkenhausen.
Botschaft Konstantinopel ist beauftragt, wegen Griechenverfolgung vorstellig zu werden. Herr Theotoki hat hier auch 3 diesbezügliche Beschwerden vorgebracht.
Ich lasse Sofia wegen Verständigung sondieren.
[Jagow an Treutler am 5.11. (Nr. 1533)]