Marschall Liman von Sanders schreibt mir über die Zustände der Bekleidung der 5. Armee auf Gallipoli folgendes:
„Trotz meiner wiederholten Bitten ist fast nichts für die Bekleidung der Armee, welche seit über 7 Monate in dauernden Kämpfen am Feinde steht, geschehen. In den letzten kalten Nächten ist eine große Anzahl Mannschaften direkt erfroren und die Schäden durch Erfrieren von Gliedmaßen, insbesondere der Füße, erreichen eine erschreckend hohe Zahl. Da ich derartige Zustände für die Moral einer Armee für äußerst bedenklich erachte und Deutschland einen hohen Wert auf die Erfolge hier legen muß, bin ich gezwungen, mich an Euere Exzellenz zu wenden. Ich halte für das einzige Mittel hier zu helfen, daß aus Deutschland so schnell wie möglich Bekleidungsstücke, Mäntel, Strümpfe, und soweit dies irgend möglich ist, Stiefel oder Schuhe hierher geschickt werden. Es müßte aber ausdrücklich betont werden, daß dies für die Dardanellenarmee gegeben wird, da sonst zu befürchten ist, daß bei dem völligen Mangel klarer Übersicht über die wirklichen Zustände die Hilfe wieder von Konstantinopel aus anderen Zwecken zugewandt wird.“
Marschall Liman von Sanders schickt mir seinen Adjutanten mit folgenden Erläuterungen: Er glaube nicht, daß die Artillerievorbereitungen zum Sturm allein genügen, wenn nicht zugleich die Stimmung der Truppen gehoben würde. Er bezweifle, daß diese augenblicklich imstande und gewillt wären, ihre Gräben zu verlassen und zum Sturm vorzugehen. Von der 12. Division seien kürzlich 156 Mann verschwunden und wahrscheinlich aus Not zum Feinde übergegangen. Schleunige Übersendung von 150000 vollkommener Anzüge sei dringend notwendig.
Der hiesige österreichisch-ungarische Militärattaché, kürzlich von den Dardanellen zurückgekehrt, sagte mir, daß das Befestigungsnetz von Schützengräben seit dem Sommer so vollkommen wie möglich ausgebaut worden sei. Der Zustand der Truppen sei aber besorgniserregend. In den Unterständen lägen die Mannschaften ohne Stroh oder Decken unmittelbar auf kaltem feuchtem Boden. Sie seien dünn und mangelhaft bekleidet. Die Nahrung sei unzureichend endlich, in den vorderen Verteidigungslinien bekämen die Truppen niemals warme Nahrung, da sie dort wegen der Gefahr, durch Rauch ihre Stellungen dem Feinde zu verraten, nicht kochen könnten und die herangebrachte Nahrung kalt geworden sei. Die Folgen hiervon seien Darmkatharre, Dysenterie und allgemein schlechte Stimmung.
Diese Zustände sprechen für sich selbst, so daß beschleunigte Sendung der verlangten Kleidung, wenn das Dardanellenunternehmen glücken soll, unbedingt erforderlich erscheint.