1917-01-03-DE-001     Generalkonsulat Genf (Geißler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Geißler berichtet von zwei im Pariser "Temps" erschienenen Artikeln. Der erste berufe sich auf Berichte des Dr. Niepage, wonach die deutsche Regierung über die Armeniergreuel und deren Zweck, die Ausrottung der Armenier, genau unterrichtet und daher für sie verantwortlich sei. Auch solle der frühere Staatssekretär Jagow zum französischen Botschafter Cambon gesagt haben, es sei das Schicksal aller kleinen Nationalitäten, ausgerottet zu werden. Im zweiten Artikel werde Deutschland die Schuld an den Hinrichtungen und der Hungersnot in Syrien gegeben und Djemal Pascha zitiert, daß Baron Oppenheim ihn zu neuen Metzeleien angestachelt habe.
1917-01-04-DE-001     "Kölnische Zeitung"
Die "Kölnische Zeitung" nimmt zu einem Artikel des "Temps" Stellung, der Präsident Wilson gewidmet ist und in welchem in Bezug auf die deutsche Mitschuld an den Armeniergreueln auf den Bericht Niepages hingewiesen wird. Sie betont, daß dieser Bericht von einem bisher völlig Unbekannten stamme und nur auf Hörensagen beruhe und widmet ihrerseits eine von dem britischen Politiker Mark Sykes vorgenommene Beschreibung der Armenier dem Präsidenten Wilson. Darin werden die Armenier als ein sich ständig gegenseitig bekämpfendes Volkselement dargestellt und die angeblichen Verbrechen der sogenannten Revolutionäre genannt. In einem Vermerk des Auswärtigen Amts dazu wird angemerkt, daß die Maßnahmen der türkischen Regierung im Prinzip durch staatliche Notwehr gerechtfertigt seien, und daß eine deutsche Mitschuld an den vorgekommenen Grausamkeiten nicht bestehe.
1917-01-05-DE-001     Firma A & O Evrenian an Konsulat Aleppo (Rößler)
Die Suche nach vermißten Armeniern auf Anfrage einer Hamburger Firma blieb erfolglos.
1917-01-05-DE-011     Botschaft Konstantinopel an Auswärtiges Amt
Halil Bey habe versprochen, so der Geschäftsträger in Konstantinopel, Göppert, den Zwangsbekehrungen sofort ein Ende zu bereiten. Eine Rückkehr der Zwangsbekehrten zum Christentum sei nicht opportun, werde sich aber nach Friedensschluß befriedigend lösen lassen.
1917-01-05-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Eric Scavenius)
Wandel berichtet wie die osmanische Regierung wichtige Waren exportiert, während die Bevölkerung leidet. Dies ist jetzt schwieriger geworden, nachdem Österreich-Ungarn den Import von bestimmten Waren verboten hat. Wandel hat auch mit dem armenisch-katholischen Patriarchen, Boghos Bedros/Paul Peter Terzian XIII gesprochen, der ihm mitteilte, daß die CUP immer noch Massaker von Armeniern durchführt, daß die Überlebenden in "weitentfernten Orten" sterben und daß mehr als eine Million Armenier getötet worden sind.
1917-01-06-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel hat Information über eine hochrangige Geheimdienstoperation der CUP in Europa mit dem Ziel, Information über die exilierte osmanische Opposition und die allgemeine europäische Einstellung zur radikalen Politik des Osmanischen Reichs zu bekommen. Der Eindruck der osmanischen Agenten dieser Mission war, daß die Volksmeinung über die osmanische Politik viel negativer sei als erwartet. Auf einem Geheimtreffen der CUP wurden die Erkenntnisse dieser Mission diskutiert und nach ungewöhnlich langen Debatten sieht es so aus, als solle ein weniger radikaler Kurs eingeschlagen werden, zumindest solle dieser Eindruck erweckt werden. Solch eine Kursänderung könnte die osmanische Politik in den Augen der europäischen allgemeinen Meinung als weniger extremistisch erscheinen lassen und sicherstellen, daß die Türkei der Entente nicht völlig entfremdet würde und dadurch spätere Verhandlungen erleichtern. Wandel glaubt, daß eine solcher Kurs Talaat Bey zupaß kommt, da er angeblich im geheimen seit einiger Zeit einen gemäßigteren Kurs verfolgt als die meisten radikalen CUP-Mitglieder. In der Tat scheint Wandel nach diesem Bericht zu glauben, daß Talaat Bey, zumindest in diesem Punkt, relativ moderat sei, das heißt nicht der Hauptverantwortliche für die radikale Vernichtungspolitik der CUP ist, eine Ansicht freilich, die sowohl früheren als auch späteren Berichten anderer Beobachter entgegensteht. Dieser Bericht enthält auch Information über den weitverbreiteten Hunger der Bevölkerung in Anatolien und, nicht zuletzt, im Libanon, sowie über amerikanische und spanische Hilfsbemühungen.
1917-01-14-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Der Botschafter der Vereinigten Staaten, Abram I. Elkus, versucht die osmanische Regierung von einem Beschluß abzubringen, etwa 100.000 pontische Griechen aus der Region von Samsun zu deportieren. Wandels griechischer Kollege Dimitrios Panas hat einen Kenntnis davon erhalten, daß die Massendeportation, Frauen und Kinder eingeschlossen, aus einem Gebiet etwa 30 km von der Küste entfernt zwischen Kerasun und Tirebolu ins Landesinnere in der Tat schon begonnen hat unter dem Vorwand, Griechen hätten sich mit Russen zusammengeschlossen und Banden gebildet, die sich dem Feind anschließen. Wandel erwähnt kurz die Möglichkeit, daß die Deportationen ökonomische Motive haben könnten.
1917-01-17-DE-001     "Deutsche Tageszeitung"
Die "Deutsche Tageszeitung" berichtet über das Elend der mohammedanischen Kinder in dem russischen Okkupationsgebiet in Armenien. In einem Vermerk folgert das Auswärtige Amt daraus, daß die Armenier, wenn sie zur Herrschaft über die Mohammedaner gelangten, noch unerbittlicher vorgehen würden, als dies umgekehrt geschehen sei.
1917-01-18-DE-001     Konsulat Bagdad (Hesse) an Botschaft Konstantinopel
Der frühere Patriarch Zaven lebe seit einigen Monaten zurückgezogen in Bagdad und werde achtungsvoll behandelt. Dies teilt die Botschaft auch dem Reichskanzler mit.
1917-01-18-DE-002     Helene Maria Anna Tschilinguirian-Apell an Deutsches Generalkonsulat Konstantinopel (Mordtmann)
Nicht mal ihren Ehering ihres ermordeten Mannes habe sie zurückerhalten, beschwerte sich die Frau des Roupen Tschilinguirian. Wiederholte Versuche, an den Nachlaß zu kommen, notierte Mordtmann, hätten zu keinem Ergebnis geführt.
1917-01-19-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Zimmermann weist auf die Forderung der Entente hin, das osmanische Reich aus Europa auszuschließen , und stellt in diesem Zusammenhang dem Botschafter anheim, die Pforte anzuregen, Material darüber zu veröffentlichen, daß die Entente selbst versucht habe, die Türkei zu sich herüberzuziehen.
1917-01-20-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Kühlmann hält es für sicher, daß die Amerikaner eine Umkehr der "Ausrottungspolitik gegen die Armenier" fordern werden, die, da "das Ziel der Schwächung des armenischen Volkselements zum großen Teile erreicht ist", nicht völlig unmöglich sei.
1917-01-22-DE-001     Gesandtschaft Stockholm (Lucius von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Gesandte berichtet über einen im "Svenska Dagbladet" erschienenen Aufsatz , in dem Stellung gegen die Entente-Forderung genommen wird, daß wegen der Armenierverfolgungen die europäische Türkei verschwinden müsse, sowie über eine Antwort des Herausgebers (und Gründers der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei) Hjalmar Brantings im "Socialdemokraten", in welcher dieser die Greuel schildert und schließlich die Frage stellt, weshalb Deutschland nicht "ein einziges kräftiges Wort" ausgesprochen hat, was Hunderttausenden das Leben gerettet hätte.
1917-01-26-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
In einem Artikel der griechischen Zeitung "Atlantis" sei behauptet worden, daß bei der Niedermetzelung der armenischen Bevölkerung von Musch ein deutscher Offizier eine aktive Rolle gespielt habe. Über die Vorgänge in Musch habe die Schwester Alma Johansson ausführliche Angaben gemacht, von einem deutschen Offizier sei dort aber nicht die Rede gewesen.
1917-01-26-DE-002     Gesandtschaft Stockholm (Lucuis von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Gesandte berichtet über ein Interview, das die türkische Gesandtschaft in Stockholm dem "Svenska Dagbladet" gegeben hat. Darin werde erklärt, daß die strengen Maßnahmen gegen die Armenier wegen deren hochverräterischen Verhaltens notwendig gewesen seien, daß aber die Regierung sofort auf das strengste eingeschritten sei, wenn die türkische Bevölkerung an den Deportierten habe Rache nehmen wollen.
1917-01-29-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
In einem ungewöhnlich sarkastischem Ton berichtet Wandel über die seiner Meinung nach sehr nationalistischen und völlig unrealistischen Pläne und Erwartungen der CUP, der osmanischen Presse und des osmanischen Parlaments was die Modernisierung in allen Bereichen der Gesellschaft anbelangt. Wandel beschreibt eine grundsätzlich radikale, unfreie Gesellschaft, wo die obersten Schichten Hals über Kopf und ohne Zeit zu verlieren ein westlich-orientiertes Land aufbauen wollen, ohne die Grundlagen und Voraussetzungen zu haben, die eine solche Entwicklung im Westen möglich erst gemacht hat.
1917-01-30-DE-001     Generalkonsulat Genf (Geißler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Geißler teilt mit, daß der Artikel im Pariser "Temps" auf dem vom Ausschuß des Schweizerischen Hilfswerks herausgegebenen "Material zur Beurteilung des Schicksals der Armenier im Jahre 1915/1916" beruhe, das eine Aufzeichnung des Lehrers Niepage und eines in der Türkei verstorbenen Deutschen enthält.
1917-02-01-DE-001     Gesandtschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Rosen berichtet über zwei in Holland erschienene Artikel. Der erste beziehe sich auf die von vier Lehrern der deutschen Realschule in Aleppo an das Auswärtige Amt gerichtete Bittschrift über die Ermordung und Deportation der Armenier, auf den Protest des Schweizer Medizinalpädagogen A. Forel und auf einen Aufsatz der "Allgemeinen Missionsschrift", in der ebenfalls von den Greueln berichtet wird. Der zweite weise auf die Schrift von Johannes Lepsius hin, auf den Bericht der amerikanischen Armenier-Kommission und auf ein deutsches Buch, in dem die armenischen Revolutionäre verantwortlich gemacht werden und stellt die Frage, warum gerade jetzt die Entente-Presse auf die schon 1915 geschehenen Greuel mit solchen Nachdruck aufmerksam macht. Auch habe die türkische Gesandtschaft in Den Haag eine Behauptung der "Times" dementiert, wonach ein Fetwa bestehe, in welchem die Niedermetzelung der Armenier befohlen würde.
1917-02-05-DE-001     Generalkonsulat Genf (Geißler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Geißler übersendet die Broschüre "Les massacres arméniens" von Arnold Toynbee und geht sowohl auf das Vorwort von Lord Bryce als auch auf das Kapitel über die Haltung Deutschlands ein. Seiner Meinung nach gehe der Verfasser wohl davon aus, daß die Deutschen die Erben und Testamentsvollstrecker der Armenier sein wollen, während Lord Bryce zugebe, keine authentischen Nachrichten über die Rolle der deutschen Beamten erhalten zu haben; es sei jedoch völlig klar, daß nur die öffentliche Meinung den Rest der Armenier noch retten könne, indem sie Einfluß auf die deutsche Regierung ausübe. In einer Aufzeichnung für die Botschaft Konstantinopel hält Mordtmann die Punkte fest, die ihm in der Broschüre beachtenswert erscheinen.
1917-02-05-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel berichtet, wie der Libanon, der vor dem Krieg weitgehend selbstverwaltet war, im Zuge der allgemeinen osmanischen Zentralisierung zunehmend türkifiziert und islamisiert wird. Er berichtet auch darüber, wie Talaat Pascha scheinbar versucht, seine eigene politische Zukunft dadurch zu sichern, daß er seinen Vorgänger als Großwesir, Prinz Said Halim, für das zunehmend unpopuläre Bündnis mit Deutschland verantwortlich macht.
1917-02-07-DE-001     Gesandtschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Rosen schickt drei Berichte deutscher und Schweizer Deportations-Zeugen, die als Flugschrift verteilt worden seien. Das AA antwortet, daß ihm die Berichte bekannt seien und beschreibt kurz die Autoren.
1917-02-08-DE-001     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Romberg unterrichtet den Reichskanzler darüber, daß Pater Mikhaelian, Sekretär des katholischen Hilfswerks für Armenier in Freiburg, für seine Arbeit um das Wohlwollen und die Unterstützung der deutschen Regierung bitte, so wie sie es den anderen schweizerischen Hilfswerken gewährt habe. Der Pater habe versichert, daß die Armenier lieber unter türkischer als unter russischer Herrschaft bleiben und auf entsprechende deutsche Unterstützung bei den Friedenverhandlungen hoffen würden.
1917-02-14-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Deutsche Bernau habe bislang im Auftrag der Amerikaner die Versorgung armenischer Deportierter übernommen, lege jetzt aber nach dem Abbruch der Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sein Amt nieder. Kinder, die unter anderem der Schwester Rohner fortgenommen worden waren, sollen in staatlichen Waisenheimen als Moslems erzogen werden, was den deutschen Konsul an die Janitscharen denken läßt. Viele von ihnen würden aber wohl als Straßenkinder landen und damit dem Tod preisgegeben werden.
1917-02-14-DE-002     Ministerium der geistliche und Unterrichts-Angelegenheiten (Kronenburg) an Auswärtiges Amt (Zimmermann)
Begleitbrief zur Vernehmung von Niepage mit Hinweis auf die Rolle von Lepsius.
1917-02-16-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts bittet darum, den vom Vorsitzender der Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses, Karl Axenfeld, eingesandten Fragebogen betreffs der deportierten Armenier durch die Konsulate ausfüllen zu lassen.
1917-02-16-DE-003     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Das Kabinett Talaat Pascha habe sich vorgestellt und Talaat habe in seiner "programmatischen Rede die Gleichberechtigung der ottomanischen Nationalitäten zum wichtigsten Punkte seiner Regierungserklärung" gemacht, so der deutsche Botschafter in Konstantinopel. Wie er vertraulich gehört habe, sei "mit Einstellung der Armeniervertreibungen und mit Aufhören der an einzelnen Stellen hervorgetretenen Verfolgung gegen die Griechen bestimmt zu rechnen".
1917-02-16-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel kommentiert eine Debatte in der führenden dänischen konservativen Tageszeitung "Berlingske Tidende" zwischen Mazhar bey, dem Vali von Syrien und H. J. Mygind, einem dänischen Missionar, der vor kurzem aus dem Libanon zurückgekehrt war. Wandel bestätigt die von Mygind über Inflation und Hungersnot im Osmanischen Reich gegebenen Informationen, die seiner Meinung nach wenigstens teilweise durch die jungtürkische Regierung selbst verursacht wurde. Auch kommentiert er den Streit zwischen Mygind und Mazhar, was das „Verschwinden“ der osmanischen Armeniern anbelangt.
1917-02-18-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Bei einem Abendessen auf der amerikanischen Botschaft in Konstantinopel hört Wandel vom osmanischen Justizminister Halil Bey, daß die osmanische Regierung den Krieg dazu nutzen will, das Shariarecht entsprechend dem deutschen Recht zu reformieren. Halil bestreitet, daß diese geplante Reform auf deutschen Druck zustande komme.
1917-02-20-DE-001     Konsulat Damaskus (Loytved Hardegg) an Botschaft Konstantinopel
Konsul Loytved Herdegg hat für zwei Armenierinnen eine Reiseerlaubnis nach Smyrna erwirkt - in Begleitung des Kawassen des dortigen schwedischen Konulats.
1917-02-24-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Talaat habe ihm persönlich bestätigt, berichtet der deutsche Botschafter, die armenische Bevölkerung könne sicher sein, "daß ihre verfassungsmäßigen Rechte nicht angetastet werden. Was die vorige Regierung unter dem Zwange militärischer Notwendigkeit habe veranlassen müssen, solle nach Möglichkeit wieder gut gemacht werden." Entsprechende Befehle seien ausgegeben.
1917-02-26-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Gesandtschaft Den Haag (Rosen)
Stumm gibt die Namen der Verfasser der drei Aufsätze durch und fragt, ob Lepsius damit im Zusammenhand stünde.
1917-02-28-DE-001     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Die unter der Obhut der Schwester Beatrice Rohner stehenden Waisenkinder würden verteilt, meldet der Direktor des Deutschen Hülfsbundes für christliches Liebeswerk im Orient, Friedrich Schuchardt, und bittet um Mitteilung über deren Schicksal.
1917-03-01-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Botschaft Konstantinopel
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, von Stumm, bittet feststellen zu lassen, was mit den Waisenkindern in Aleppo werde.
1917-03-03-DE-001     Auswärtiges Amt
Die in Deutschland lebenden, von einer Einberufung bedrohten etwa 50 bis 60 Armenier würden im Zivildienst untergebracht und damit vor der Abschiebung gesichert.
1917-03-06-DE-001     Konsulat Smyrna (Weber) an Botschaft Konstantinopel
Eine Deportation von Armeniern in größerem Umfang habe in diesem Amtsbezirk nicht stattgefunden.
1917-03-07-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Auswärtiges Amt
Bereits im Dezember 1915 habe die Regierung der Schwester Rohner eröffnet, daß ihr die Waisenkinder nur zeitweise übergeben seien. Nunmehr seien 70 in den Libanon verschickt, 400 sollen demnächst ins Innere Kleinasiens gebracht werden. Etwa 350 hätten bei entfernten Verwandten Unterkunft bekommen.
1917-03-08-DE-002     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Begleitbrief
1917-03-09-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Stumm teilt mit, daß die im Ausland lebenden Armenier nunmehr ihre Hilfsgelder nicht mehr durch Amerika, sondern durch die deutsch-armenische Gesellschaft überweisen und verteilen lassen wollen. Die von Pastor Stier dafür beabsichtige Reise könne unter dem Vorwand von Sprachstudien erfolgen, und er wäre bereit, irgend eine Stellung in Aleppo anzunehmen, um in die Nähe des Deportationsgebietes zu gelangen. Die Botschaft Konstantinopel rät dringend von einer Reise Stiers ab. Das Konsulat Aleppo habe vorgeschlagen, die Schwester Rohner mit der Geldverteilung zu beauftragen.
1917-03-09-DE-002     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Romberg übersendet die Schrift eines Hilfskomitees für Armenien und geht auf deren Inhalt ein, der hauptsächlich aus Augenzeugenberichten über die Greuel der Türken besteht. Er messe diesen Berichten keinen großen Wert bei, empfehle aber, durch Propaganda besonders auf die schlechte Behandlung der Armenier durch die Russen in den von ihnen besetzten Kaukasusgebieten aufmerksam zu machen.
1917-03-12-DE-011     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Konsulat Aleppo
Die Deutsch-Armenische Gesellschaft sei von im Ausland lebenden Armeniern gebeten worden, die Verteilung der Gelder zu übernehmen und würde gern Pastor Stier nach Aleppo schicken, um von dort die nördlichen Deportationszonen zu besuchen. Ihm, so der deutsche Botschafter, scheine das bedenklich, weil er "jedweden Schein der Einmischung in die armenischen Angelegenheiten vermeiden" wolle. Er bäte um gutachterliche Äußerung.
1917-03-15-DE-011     Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)
Die von der Nachrichtenstelle für den Orient zugefügte sensationelle Überschrift "Eingeständnis des armenischen Verrats am türkischen Staat" sei völlig ungerechtfertigt, notiert Mordtmann, weshalb auch eine Verwertung des Retsch-Artikels nicht angebracht sei.
1917-03-15-DE-012     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Schwester Rohner sei nach der Schließung ihrer Waisenhäuser um einen Neuaufbau bemüht. Die Deutsch-Armenische Gesellschaft dürfe auf keinen Fall offen auftreten, ihre Gelder sollten kaschiert über die Orientbank an das Konsulat geleitet werden.
1917-03-16-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Rößler berichtet über die armenischen Waisenkinder in Aleppo und die Arbeit der Schwester Beatrice Rohner.
1917-03-16-DE-002     Botschaft Konstantinopel an Auswärtiges Amt
Von der Entsendung eines Vertreters der Deutsch-Armenischen Gesellschaft werde dringend abgeraten, dagegen vorgeschlagen, daß Schwester Rohner die deutschen Gelder für ihre Arbeit in Aleppo verwenden könne.
1917-03-24-DE-001     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Die Papiergeldentwertung mache die Arbeit des Hilfsbunds nahezu unmöglich, habe ihm Dobbeler geschrieben. Zwei Drittel der Gelder würden durch die Geldspekulanten vernichtet. Ihm sei eine Spende von 100000 Mark in Aussicht gestellt worden, wenn er selbst nach Aleppo reisen könne, um sich ein Bild von der Notlage zu machen. Talaats Änderung der Politik gegenüber den Armeniern werde denen wohl kaum noch zugute kommen. Er bitte die Botschaft, Pastor Ehmann in Kharput rechtzeitig zu warnen, wenn die russische Front sich der Stadt nähere. In seinem Antwortschreiben an Schuchardt teilt Rosenberg diesem mit, daß gegen die Entwertung des Papiergeldes leider kein Mittel gefunden worden sei. Die Änderung der Armenierpolitik sei zu begrüßen, auch wenn schon viel verloren sei.
1917-03-25-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Auswärtiges Amt
Erneut hätten Ausweisungen von Armeniern eingesetzt, melde die Bagdadbahnbau-Gesellschaft.
1917-03-28-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Die Verfolgung der Armenier in der Türkei sei eine Tatsache, so Kühlmann, die sich nicht wegleugnen lasse, weil zu viele Nichttürken "Augenzeugen der gegen die Armenier betriebenen Ausrottungspolitik geworden" seien. Doch seien "die türkischen Armeniergreuel als Agitationsstoff mehr und mehr zu Tode gehetzt, ebenso wie die angeblichen deutschen Greuel in Belgien allmählich ihre Zugkraft auf das Ausland" verloren hätten. Von einem Propagandafeldzug gegen die Russen wegen der von ihnen begangenen Greuel rate er ab, denn mit ihm würde man "den Prozeß des Absterbens der Zugkraft der Armenierleiden in der Türkei stören."
1917-03-28-DE-002     Gesandtschaft Stockholm (Lucius von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Lucius berichtet von einer Protestversammlung in Stockholm, bei der der führende Sozialdemokrat und Finanzminister Branting die Grausamkeiten aufgezählt habe, die während des Krieges verübt worden seien. Er habe sich gerade in diesen Tagen darüber erregt, "dass grosse Teile des blühenden Frankreichs unter Vorspiegelung strategischer Gründe vernichtet worden seien, bloss um zu zeigen, dass das Land, das man habe verlassen müssen, sich wenigstens für eine Generation nicht wieder erholen könne". Sodann habe er die Dokumentensammlung von Lord Bryce als Beleg für die Vernichtung der Armenier angeführt. Aus ihr "gehe klar hervor, dass es sich um einen organisierten und systematischen Völkermord handle, der darauf ausgehe, die Bewohner grosser Gebiete auszurotten."
1917-03-29-DE-001     Gesandtschaft Stockholm (Lucius von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Zwei schwedische Zeitungen hätten "auf unsere Veranlassung", so Lucius, darauf hingewiesen, daß die Protestkundgebung Brandings sich einseitig gegen die Mittelmächte gerichtet habe. Das "Aftonbladet" habe Branting vorgeworfen, nicht auch gegen Rußland, England und Frankreich zu protestieren, da die Russen 2 Millionen Deutschstämmige aus der Krim nach Sibirien deportiert hätten, wo diese grösstenteils an Kälte und Hunger gestorben seien. Auch die Juden seien aus Polen und Litauen vertrieben und dezimiert worden. Die Zeitung "Nya Dagligt Allehanda" habe außerdem auf das Urteil von Mark Sykes über die Armenier hingewiesen, das die Gesandtschaft der Zeitung aus den deutschen Kriegsnachrichten zur Verfügung gestellt habe.
1917-04-02-DE-001     Gesandtschaft Stockholm (Lucius von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Begleitschreiben.
1917-04-04-DE-001     Gesandtschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Rosen berichtet von einem Interview des Telegraafs mit einem Deutschen, in dem er Lepsius vermutet. Die Nichtgewährung von Autonomie an Araber und Armenier hätte zur Folge, so der Deutsche, daß die Türkei aus der Reihe europäischer Mächte ausscheiden würde, gleichgültig, wie der Krieg ausginge.
1917-04-05-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Botschaftsrat Waldburg übersendet die Antworten des Konsulats Aleppo auf den Fragebogen des Schweizer Hilfswerks.
1917-04-07-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Begleitbrief für die Antworten aus Beirut und Damaskus auf den Fragebogen.
1917-04-07-DE-002     Generalkonsulat Konstantinopel (Mertens) an Botschaft Konstantinopel
Suche nach vermißten Deportierten.
1917-04-08-DE-001     Deutsche Missionsstation in UrfaJakob Künzler (Jakob Künzler) an Konsulat Aleppo (Rößler)
Die Regierung fordere die in Urfa gestrandeten Armenier auf, zum Islam überzutreten, so der Schweizer Diakon Künzler.
1917-04-10-DE-003     Botschaft Konstantinopel an Konsulat Aleppo
Vom Frankfurter Roten Kreuz gesucht Armenier konnten nicht aufgefunden werden.
1917-04-10-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Über einen deutschen Armeearzt hat Wandel Informationen und Briefe über die verzweifelte Lage in Harput und Mezreh in der Provinz Mamouret-ul Aziz erhalten. Die Briefe sind von den dänischen Missionarinnen der Region Harput, d.h. von Maria Jacobsen, Karen Marie Petersen und/oder Jenny Jensen geschrieben worden (die vierte dänischer Missionarin in Harput, Hansine Marcher, hatte das Land 1916 verlassen). Die Briefe unterrichten Wandel über die schrecklichen Bedingungen, unter denen die überlebenden Christen dieser Region leben und wie Tausende von Armeniern, die während des Genozids von Kurden und Türken entführt worden waren, jetzt auf die Straße gesetzt werden, wo sie sehr wahrscheinlich an Krankheiten und vor Hunger sterben würden, wenn es die westlichen Missionare nicht gäbe. Wandel fürchtet daß , wenn die Russen weiter vorrücken oder die Amerikaner aus dem Land gewiesen werden, die übriggebliebenen Armenier entweder Hungers sterben oder massakriert werden.
1917-04-12-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Es sollen wieder Deportationen von Armeniern stattfinden, habe die Mission Marasch angedeutet. In dem Antwortschreiben informiert die Botschaft Rößler, daß es nicht in ihrem Interesse liege, jetzt wieder zu intervenieren. Nachdem Talaat erklärt habe, das neue Kabinett wolle die Armenierverfolgungen einstellen, liege es nicht im deutschem Interesse, in dieser Frage erneut zu intervenieren, doch solle Rößler informieren, falls die Deportationen in größerem Umfang wieder einsetzen würden.
1917-04-12-DE-002     Konsulat Smyrna (Weber) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Eine Armenierin bittet um Nachforschung, ob ihre drei Töchter wie vorgesehen nach Konstantinopel reisen.
1917-04-13-DE-001     Gesandtschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Ein Bekannter sei von zwei Armeniern aufgefordert worden, so Rosen, den Vorsitz eines zu bildenden Komitees zu übernehmen. Rosen vermutet Lepsius hinter der Aktion.
1917-04-16-DE-001     Gesandtschaft Stockholm (Lucius von Stoedten) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Lucius macht auf die Aufsätze der schwedischen Schriftstellerin Marika Stjernstedt über die Armeniergreuel aufmerksam, die sich auch auf den Appell von Niepage bezieht, der darauf hingewiesen habe, daß die deutsche Regierung Abhilfe schaffen könne, wenn sie nur wolle. Lucius regt eine Erwiderung darauf an, was Rosenberg jedoch ablehnt.
1917-04-18-DE-001     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Romberg berichtet über das beigefügte Buch von Toynbee, daß dieser sich in seinen Beschreibungen der den Armeniern zugefügten Greuel auf die Aussagen neutraler Missionare und Konsuln, einschliesslich deutscher, stütze, außerdem auf Unterredungen, die hervorragende amerikanische Persönlichkeiten mit den Armeniern hatten. "Auf Grund dieses Materials", so Romberg, "schildert er nach der Darstellung Armeniens vor den Greueln die planmässigen Ermordungen und widerlegt die von türkischer Seite vorgebrachten Entschuldigungen".
1917-04-19-DE-001     Zentralstelle für Auslandsdienst (Jäckh) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Jäckh leitet u.a. ein Schreiben von Pfarrer Stier an den Botschafter weiter, worin Jäckh gebeten wird, für Stier und Dr. Vischer die Einreiseerlaubnis bei den türkischen Stellen zu erwirken, um Gelder an die deportierten Armenier in den Lagern längs der Bagdadbahn zu verteilen. Mordtmann lehnt eines Reise Stiers ausdrücklich ab, weil von ihr kein "politischer Nutzen" zu erwarten sei, denn auch die bisherige Tätigkeit habe den Deutschen "keinerlei nennenswerte Sympathien der Armenier" eingebracht. Auch "vom rein menschlichen Standpunkte aus" sei nicht einzusehen, weshalb deutsches Geld ins Ausland wandern solle. Diese Darlegung gäbe voll seine Auffassung wieder, kommentiert Botschafter Kühlmann.
1917-04-20-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
In Urfa wird Druck auf die armenischen Überlebenden ausgeübt, den Islam anzunehmen - für Mordtmann nur ein Mittel zur Türkifizierung.
1917-04-21-DE-001     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstantinopel
Begleitschreiben. In seiner Notiz zeigt sich Mordtmann zwar erstaunt über die genauen Zeitangaben und darüber, wie gut unterrichtet der Verfasser sei. Dennoch meint er, das Buch enthalte viel Dichtung und Verherrlichung der Kämpfe der Armenier in Musch und Sassun.
1917-04-21-DE-002     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Schuchardt teilt mit, daß eine Dame, die auf einer Station der Bagdadbahn arbeitet, ihm von wiedereinsetzenden umfangreichen Deportationen geschrieben habe, trotz der angeblich geänderten Armenierpolitik Talaat Paschas.
1917-04-21-DE-003     Pressestelle der „Zentralstelle für Auslandsdienst (Paul Rohrbach) an Auswärtiges Amt (Tiedemann)
Rohrbach teilt mit, daß seine Bemühungen bei der Paßbehörde um eine Reiseerlaubnis für Greenfield, die diesem erlauben würde, in der Schweiz Gelder für die Armenier in der Türkei in Empfang zu nehmen, bislang vergeblich waren. Auch bittet er um die Weiterleitung eines Briefes in die Schweiz. Das AA erbittet daraufhin von Sektion Politik Berlin des Generalstabes Mitteilung, ob Greenfield die Reiseerlaubnis in die Schweiz erhält. Dies wird bejaht, allerdings nicht für die Familie Greenfields.
1917-04-25-DE-001     Deutsche Missionsstation Urfa (Jakob Künzler) an Konsulat Aleppo (Rößler)
Rechenschaftsbericht über die vom amerikanischen und deutschen Konsulat überlassenen Hilfsgelder.
1917-04-27-DE-001     Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses (Karl Axenfeld) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Er habe durch den Wechsel im Großwesirat Hoffnung auf Milderung für das Los der Armenier erwartet, so der Vorsitzende der Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses, in Wahrheit würde das Elend aber noch wachsen. Ob es nicht möglich sei darzulegen, wie unerträglich es für die deutschen Christen sei, untätig zuzusehen, wie ein altes Christenvolk dahinstürbe.
1917-04-28-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Gesandtschaft Den Haag (Rosen)
Niepage sei vernommen worden, wobei sich herausstellte, daß seine Veröffentlichungen im Ausland auf Veranlassung von Lepsius erfolgt sei, dem er blind vertraut habe.
1917-04-30-DE-001     "Sun"
Die Hilfswerke der Amerikaner in der Türkei würden trotz des Krieges mit Deutschland fortgesetzt. Nur Enver sei dagegen, so die "Sun", alle übrigen Kabinettsmitglieder seien für weitere freundschaftliche Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.
1917-05-01-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Begleitbrief zum Rechenschaftsbericht des Schweizer Diakons Künzler.
1917-05-02-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Die nach Rakka geschickten Armenier würden größtenteils verhungern, habe der von dort zurückgekehrte Schweizer Diakon Künzler berichtet. Die Hilfswerke würden sich in erster Linie um die Armenier kümmern, die eine Chance hätten durchzukommen.
1917-05-02-DE-011     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Ob Aussicht auf Hilfsgelder bestünden, fragt der deutsche Konsul und bittet um Auskunft, ob Schwester Rohner noch mit amerikanischen Geldern rechnen könne.
1917-05-03-DE-011     Amerikanisches Bibel Haus in Konstantinopel (William W. Peet ) an Deutsche Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)
Der Leiter des amerikanische Bible House in Konstantinopel, William W. Peet, dankt Mordtmann und den deutschen Konsulaten für die Mitarbeit in der Vergangenheit. Er sei bereit, dies auch zu notifizieren.
1917-05-06-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses (Karl Axenfeld)
Die Armenierfrage, so der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, sei Talaat gegenüber zur Sprache gebracht und die Botschaft in Konstantinopel auf den weiteren Spielraum deutscher Hilfeleistungen hingewiesen worden.
1917-05-07-DE-011     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Konsulat Aleppo
Das American Board of Commmissioners for Foreign Missions in Konstantinopel würde Notstandsaktionen durch eigene Vertreter fortführen.
1917-05-09-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Reichstag
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts weist darauf hin, daß Deutschlands Feinde die Armenierfrage "zu einem Verleumdungsfeldzug gegen uns und die verbündete Türkei ausgebeutet" hätten. Am Unglück der Armenier seien in erster Linie Deutschlands Feinde schuld, die "schon lange vor Ausbruch des Krieges in gewissenloser Wühlarbeit die Armenier gegen die türkische Regierung aufgehetzt" hätten.
1917-05-12-DE-011     Amerikanisches Bibelhaus in Konstantinopel (Luther R. Fowle) an Deutsche Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)
Mr. Fowle vom Bible Haus teilt mit, daß er gern mit den deutschen Freunden Beatrice Rohner und Paula Schäfer weiterarbeiten möchte und bittet um ein Gespräch mit Mordtmann.
1917-05-14-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Bericht des Ingenieurs Bünte bestätige die früheren Berichte über Armeniermetzeleien am Khabur-Fluß.
1917-05-14-DE-011     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Die Hilfsgelder, schlägt der deutsche Konsul vor, sollten durch die Orientbank an den Schweizer Zollinger überwiesen werden.
1917-05-17-DE-011     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Das Konstantinopler Zentrum des American Board of Commmissioners for Foreign Missions möge ab sofort das Geld an Herrn Zollinger überweisen, da Schwester Rohner sich endgültig von der Arbeit zurückziehe.
1917-05-18-DE-001     Johannes Lepsius an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Lepsius fragt Bethmann Hollweg, ob nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Türkei das Deutsche Reich durch seine Konsuln die Verteilung amerikanischer Gelder übernehmen könne. Ihm sei vom deutschen Innenministerium die Sammlung von Geldern untersagt worden, und er bitte den Reichskanzler, die Sammlung nunmehr zu genehmigen. Er habe sein Hilfswerk in Verbindung mit Freunden in der Schweiz aufgebaut und so ließe sich nicht verhindern, daß ein Sammel-Verbot in der Schweiz bekannt würde. Er habe seinen Einfluß immer dahin geltend gemacht, die Reichsregierung gegen die Anklagen der Mitschuld zu verteidigen. Bei den Friedensverhandlungen würde seine Stimme gehört werden und er würde es bedauern, wenn die Reichsregierung durch ein Verbot seiner Hilfsarbeit sich eine unnötige Verantwortung für das tragische Schicksal der Deportierten aufladen würde. Der Antrag sei seinerzeit abgelehnt worden, so der Staatskommissar für Kriegswohlfahrtspflege, weil angenommen worden sei, damit sei ein öffentlicher Aufruf verbunden. Lepsius müsse einen neuen Antrag durch das AA einreichen.
1917-05-19-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Da Beatrice Rohner sich wegen Krankheit nach Marasch zurückziehe, möge die Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses das Geld an Zollinger überweisen.
1917-05-19-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Die amerikanischen Hilfsgelder, die bislang vom American Board of Commmissioners for Foreign Missions in Konstantinopel verwaltet worden seien, sollten nach dem Wunsch der Amerikaner künftig über deutsche Stellen laufen. Er habe keinerlei Bedenken, zumal es sich hauptsächlich um Schweizer handle, die die Gelder unter die Armenier verteilten.
1917-05-21-DE-001     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstinopel
Der schwedische Offizier H. Pravitz, so "Wolff's Telegraphisches Büro", habe bekundet, daß er das Land genau studiert und sich einen Monat lang im Spätherbst bei Emigranten befunden, aber niemals türkische Übergriffe gesehen habe, die er als "Wahnvorstellung "abtut. Nach einem scharfen Funkspruch Lyon gegen die Aussagen des Schweden, notiert Hoesch in der Botschaft Konstantinopel, die Aussagen des schwedischen Offiziers seien ein "unhaltbares Zeugnis".
1917-05-23-DE-001     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt ) an Auswärtiges Amt
Der Direktor des Deutschen Hülfsbundes für christliches Liebeswerk im Orient macht das Auswärtige Amt darauf aufmerksam, daß die türkischen Behörden in Kharput Häuser der deutschen Missionsstation beschlagnahmt hätten und bittet um die Rückerstattung zumindest eines der Häuser.
1917-05-23-DE-011     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Konsulat Aleppo
Kühlmann fragt, ob Rößler Zollinger für zuverlässig halte.
1917-05-31-DE-011     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Er halte Zollinger, so der deutsche Konsul, für absolut zuverlässig und fähig, die von Beatrice Rohner geschaffene Organisation fortzuführen.
1917-05-31-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel empfängt in Konstantinopel den amerikanischen Generalkonsul in Beirut, Stanley Hollis. Hollis Beschreibt die hoffnungslose Situation im Libanon, wo er fürchtet, daß die türkischen Behörden das “libanesische Problem“ genau so lösen wollen wie sie die armenische Frage „gelöst” haben: durch Ausrottung. Im Libanon ist die Bevölkerung eher durch erzwungenen Hunger als durch Massaker oder Todesmärsche dezimiert worden. Hollis berichtet auch über den französischen Generalkonsul in Beirut, François Georges Picot, einem der Männer hinter dem britisch-französischen Sykes-Picot Vertrag von 1916.
1917-06-04-DE-001     Gesandtaschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Mehrere Zeitungen hätten fast gleichzeitig zugunsten Armeniens Artikel veröffentlicht, zwei würden sich auf Mitteilungen von Lepsius stützen.
1917-06-04-DE-002     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstantinopel
Der Funkspruch Eiffelturm geht nochmals auf den Nauener Funkspruch vom Mai 1917 ein und führt auch die Belege des Schweizer Hilfsausschusses für den Wahrheitsgehalt der an den Armeniern verübten Greueltaten an, welche von dem Nauener Funkspruch abgeleugnet werden. In seiner Notiz stellt sich Mordtmann hinter Hoesch und betont, "die schwer belastenden Augenzeugen von Niepage und Genossen" seien "weder durch die Pravitz’schen Berichte entkräften, noch auch durch Dementis aus der Welt" zu schaffen.
1917-06-05-DE-001     Botschaft Konstantinopel an Amerikanisches Bibelhaus in Konstantinopel (Luther R. Fowle)
Die Botschaft bittet um Überweisung von Geldern an Herrn Zollinger und um Auskunft über das amerikanische Waisenhaus in Sivas. In seiner Notiz schlägt Mordtmann vor, die amerikanische Aktion zu unterstützen, um zu verhindern, daß größere Beträge deutschen Geldes ins Ausland gehen, welches "in der Heimat nützlicher zu verwenden ist" und um den Türken gegenüber "das Odium den Amerikanern zu überlassen".
1917-06-05-DE-002     Auswärtiges Amt (Tiedemann)
Gemäß der Aufzeichnung im Auswärtigen Amt werden Rohrbach und Axenfeld darauf hingewiesen, in Zukunft die Hilfsgelder an H. Zollinger in Aleppo zu überweisen. Außerdem soll ihnen von einigen Berichten aus Pera und Aleppo mündlich Mitteilung gemacht werden.
1917-06-08-DE-001     Gesandtschaft Bern (Dietrich von Bethmann Hollweg) an Reichskanzler (Theobald von Bethmann Hollweg)
Der Berner Geschäftsträger rät dazu, die durch die "Armenier-Greuel-Propaganda" der Entente wieder neu aufgeworfenen Fragen in der Schweiz lieber nicht zu berühren. Auch ein Bestreiten empfehle sich nicht. Dagegen halte er es für sinnvoll, "die Hilfsbereitschaft und das warme Mitgefühl der deutschen Beamten" zu schildern und verweist außerdem auf den armenischen Bischof von Sofia, der Zentralmächte-freundlich sei und eventuell "gegen die armenische Greuel-Propaganda" Front machen könnte.
1917-06-13-DE-001     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Vor allem Djemal Pascha und Izzet Pascha würden, nach dem Bericht eines deutschen Ingenieurs, große Geschäfte durch den Umtausch von Papiergeld machen.
1917-06-15-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Botschafter bekunde deutsches Interesse daran, daß die amerikanischen Hilfsleistungen nicht unterbrochen würden, weil eine Reihe deutscher Wohlfahrtsunternehmen von ihnen abhänge und auf diese Weise deutsches Geld nicht ins Ausland abwandere.
1917-06-15-DE-002     Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Friedrich Schuchardt) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Schuchardt bittet darum, den vorgelegten Jahresbericht freizugeben.
1917-06-19-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)
Briefe sollen von den Konsulaten nur weitergegeben werden , wenn sie in einer "europäischen Kultursprache" geschrieben sind und nicht die Mitwirkung deutscher Konsuln erwähnen.
1917-06-20-DE-001     Deutscher Reichstag (Matthias Erzberger ) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Erzberger übermittelt den Brief eines Feldgeistlichen in Angora und bittet darum, die Türkei wissen zu lassen, daß die Art des Auftretens "den türkischen Interessen in Deutschland schädlich" sei.
1917-06-24-DE-001     Gesandtschaft Lima an Auswärtiges Amt
Der deutsche Vertreter berichtet über "gehässige" Veröffentlichungen in der einheimischen Presse, worin Deutschlands Verantwortung für die an den Armeniern verübten Greuel hervorgehoben werde. Dem sollte in dem von der deutschen Kolonie herausgegebenen Blatt "Germania" entgegengewirkt werden.
1917-06-25-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Botschaft Konstantinopel (Kühlmann)
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts bittet seinen Botschafter Kühlmann, die türkische Regierung freundlich auf die Vorgänge in Angora aufmerksam zu machen und die Erwartung auszusprechen, daß die dortigen katholischen Armenier vor Zwangsbekehrungsversuche und anderen Verfolgungen geschützt würden.
1917-06-28-DE-001     "Weser-Zeitung"
Übernahme eines Artikels der Schweizer Revue politique internationale über die russische Haltung zur armenischen Frage.
1917-06-28-DE-002     Amerikanisches Bibel Haus in Konstantinopel (Luther R. Fowle) an Deutsche Botschaft Konstantinopel
Fowle teilt der Botschaft mit, daß die amerikanischen Hilfsgelder erschöpft seien und er erst wieder helfen kann, wenn neue Gelder kämen. Schweizer Organisationen übermitteln den Amerikanern über deutsche Stellen einen größeren Betrag.
1917-06-30-DE-001     Johannes Lepsius an Gesandtschaft Den Haag (Rosen)
Lepsius mahn Antwort auf seine Bitte an, die Erlaubnis für die Fortführung seiner Sammlung zu geben.
1917-07-01-DE-001     Auswärtiges Amt (Zimmermann) an Gesandtschaft Bern
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts bittet Herrn Peet mitzuteilen, daß aus Aleppo dringende Gesuche um Unterstützung gekommen seien.
1917-07-09-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Kühlmann) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Der Feldgeistliche David in Angora, so der deutsche Botschafter, ginge ein wenig zu weit. Einmal läge ein Erlaß der Regierung vor, die armenischen Katholiken zu schonen, zum anderen sei es eher eine Sache des heiligen Stuhls, sich um die römisch-katholischen Armeniern zu kümmern.
1917-07-09-DE-002     Auswärtiges Amt (Stumm) an Gesandtschaft Den Haag (Rosen)
Bitte um Weitergabe des Rohrbach-Briefs an Lepsius.
1917-07-11-DE-001     Gesandtschaft Kristiania (Oslo) (Hintze) an Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
Begleitschreiben
1917-07-14-DE-001     Deutsche Evangelische Missions-Hilfe (August Wilhelm Schreiber) an Auswärtiges Amt
Begleitbrief Schreibers zu einem Brief des Vorstehers des deutschen Blindenheims in Malatia.
1917-07-17-DE-001     Generalstab der Armee an Auswärtiges Amt
Bitte um Auskunft, ob der in einer Anlage beigefügte Bericht von einem deutschen Oberlehrer aus Aleppo stamme und wie er in die Öffentlichkeit gelangt sei. Im Antwortschreiben erklärt das Auswärtige Amt, daß es sich um den schon im Sommer 1916 den Reichstagsabgeordneten und anderen Persönlichkeiten zugesandten Niepage'schen bekannten Bericht handele.
1917-07-20-DE-001     Generalkonsulat Konstantinopel an Botschaft Konstantinopel
Die Suchaktion nach den Töchtern eines armenischen Deportierten verlief erfolglos.
1917-07-24-DE-001     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Auswärtiges Amt
Leopold Favre habe ihm 100000 Franken ausgehändigt, die Fowle in Konstantinopel zur Verfügung gestellt werden sollten.
1917-07-28-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel berichtet über den politischen und finanziellen Einfluß von Deutschland auf die osmanische Regierung und über die Versuche von Talaat Pascha, sich durch ein "Doppelspiel" aus Opportunismus und politischem Manövrieren, als so unabhängig wie möglich hinzustellen.
1917-07-30-DE-001     Gesandtschaft Den Haag (Rosen) an Reichskanzler (Michaelis)
Rosen leitet einen Brief von Lepsius weiter, der um die Möglichkeit eines Spendenaufrufs nachsucht. Das Auswärtige Amt verschafft ihm die Zusage des für die Spenden zuständigen Amtes.
1917-07-31-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Auswärtiges Amt
Für wirksame Hilfe seien viel größere Summen erforderlich, so Konsul Rößler. Am folgenden Tag würden 800 Kinder mangels Brot auf die Straße gesetzt werden.
1917-08-05-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel berichtet, wie die CUP die ausländischen Botschaften ausspioniert, über die Korruption innerhalb des CUP und den Hungersnöten bei der Zivilistenbevölkerung. Er berichtet ferner über den zunehmenden Groll der Türken, besonders der türkischen Offiziere, auf die Deutschen. Diesen türkischen Offizieren vertraut die CUP nicht mehr, weil sie eine Rebellion befürchtet. Sie verläßt sich deshalb mehr auf die deutsche Armee in der Türkei, um ihre Stellung zu sichern.
1917-08-05-DK-002     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel berichtet über Umfang und Zustand der osmanischen Reserve-Regimenter in Konstantinopel und an anderen Orten. Er hat ferner Information über Deserteure in Konstantinopel und vor allem von der Region zwischen Konya und Smyrna erhalten, wonach dort 40-45.000 Soldaten in die Berge geflüchtet sind und von dort Dörfer überfallen.
1917-08-07-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Gesandtschaft Bern
Der Geschäftsträger in Konstantinopel sei angewiesen, Herrn Fowle den Gegenwert von 100000 Franken auszuzahlen.
1917-08-10-DE-001     Auswärtiges Amt (Göppert) an Deutscher Hülfsbund für christliches Liebeswerk im Orient (Schuchardt, Friedrich)
Göppert bittet Schuchardt um Material in Form von Briefen und Artikeln von Schweizern und anderen Ausländern, in denen die Hilfsbereitschaft und das "warme Mitgefühl der deutschen Beamten" mit den Armeniern zum Ausdruck komme, um damit der "Armenier-Greuel-Propaganda" entgegenzutreten.
1917-08-15-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Auswärtiges Amt
Begleitbrief für die Beantwortung des Fragebogens von Axenfeld durch das Konsulat Mossul.
1917-09-06-DE-001     Orient- und Islam-Komission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses (Karl Axenfeld) an Auswärtiges Amt (Göppert)
Axenfeld übersendet Göppert Abschriften eines Briefes an Djemal sowie das Protokoll einer Unterredung mit Djemal Pascha und dankt für die Vermittlung des Gesprächs.
1917-09-29-DE-001     "Norddeutsche Allgemeine Zeitung"
Die Zeitung gibt die Zusammenfassung einer Ansprache Talaat Paschas zu der türkischen und weltpolitischen Lage wieder. Die Verbrechen an den Armeniern bezeichnete er darin als Fabeln.
1917-10-01-DE-001     Alma Johansson an Arsenius Djendojan
Die Schwester berichtet dem armenischen Pater über ihre Erlebnisse in Musch. Alle Armenier seien dort umgekommen, die meisten in ihren Häusern. Von den 70 Mädchen in ihrer Schule habe sie nur einige wenige vor der Deportation retten können. Die deutsche Zensur untersagte die Beförderung dieses Briefes.
1917-10-24-DE-001     Deutsch Evangelische Missions-Hilfe (August Wilhelm Schreiber ) an Auswärtiges Amt
Der Stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Armenischen Gesellschaft, James Greenfield, so der Direktor der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe August Wilhelm Schreiber an das Auswärtige Amt, habe Boghos Nubar Pascha um Lieferung von Kleidungsstücken für die notleidenden Armenier gebeten. Die Lieferung habe bereits Leopold Favre aus Genf übernommen, so AA-Legationssekretär Tiedemann in einer Notiz.
1917-11-02-DE-001     Johannes Lepsius an Botschaft Konstantinopel
Johannes Lepsius bittet um Nachforschungen für mehrere Armenier.
1917-11-06-DE-001     Funkstation Lyon
Funkspruch Lyon melde, daß die provisorische Regierung Rußlands ein Heer von 150000 Mann zusammenstelle, das sich aus Russisch-Armeniern zusammensetze, die bislang an verschiedenen Fronten gekämpft hätten und nun zu einem Korps zusammengezogen würden.
1917-11-16-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Reichskanzler (Hertling)
Bernstorff weist auf eine umfangreiche türkische Urkundensammlung "Die revolutionären Ziele und Umtriebe der Armenischen Komitees vor und nach der Konstitution" hin. Trotz des einseitigen Charakters ginge daraus hervor, wie sehr die armenischen Umtriebe die türkische Regierung gereizt und so die Repressivmaßregeln gerechtfertigt hätten.
1917-11-20-DE-001     Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe (August Wilhelm Schreiber) an Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Begleitschreiben
1917-11-22-DE-001     Apostolischer Delegat (Dolci) an Botschaft Konstantinopel
Der apostolische Delegat Dolci bittet die Botschaft, nach einem katholischen Armenier zu forschen und sich für ihn einzusetzen.
1917-12-04-DE-001     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstantinopel
Das Auswärtige Amt leitet den Funkspruch weiter, wonach die Türkei wiederum die in Konia internierten Armenier nach Mesopotamien in die Wüste verschicken würde. Die Botschaft zieht über den Direktor der Anatolischen Eisenbahnen Erkundigungen darüber ein und berichtet, daß die Meldung nicht stimme.
1917-12-07-DE-001     Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Hermann Müller) an Auswärtiges Amt
Die Vertretung der Sozialisten der neutralen Länder, so der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, ersuche die deutsche Regierung, Ermittlungen darüber anzustellen, ob die behaupteten Deportationen stattfänden und bäte um Intervention.
1917-12-10-DE-001     Auswärtiges Amt (Kühlmann) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Die Sozialisten der neutralen Staaten, so der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Kühlmann, hätten um Intervention bei der türkischen Regierung gebeten, weil neue Deportationen bevorstünden. Bitte um Nachprüfung, ob Pläne tatsächlich bestünden. Gegebenenfalls solle dringend vor Ausführung abgeraten werden. Ein scharfes energisches Dementi sei erwünscht, weil sonst ein nachteiliger Einfluß auf die Verhandlungen mit den Russen zu befürchten sei.
1917-12-11-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Talaat bitte "Erzählungen von neuer Deportierung von Armeniern kategorisch zu dementieren". Wenn es zum Separatfrieden mit Rußland komme, so Talaat vertraulich, werde er einen allgemeinen Amnestieerlaß für Armenier sowie Zahlungen an sie bewilligen. Das sei bereits mit Finanzminister Djavid Bey besprochen.
1917-12-16-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Reichskanzler (Hertling)
Bernstorff leitet eine Aufstellung des armenisch-katholischen Patriarchats weiter.
1917-12-20-DE-001     Auswärtiges Amt an Botschaft Konstantinopel
Das Auswärtige Amt gibt den Inhalt eines Lyoner Funkspruchs wieder. Danach hätten die Deutschen mit dem Nauener Funkspruch vom 15. Dezember eingestanden, was sie bisher in Abrede gestellt hätten, nämlich daß die Verschickungen in ihrer Grausamkeit einer zivilisierten Welt unwürdig seien und daß Deutschland an den Greueln mitverantwortlich sei.
1917-12-20-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Haig Effendi)
Die Familie des Kawassen der deutschen Botschaft, Horem Odabachian, ist ausfindig gemacht worden und bemüht sich um die Reise nach Konstantinopel.
1917-12-20-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Angeführt von Ahmed Riza Bey erkundigt sich eine kleine Gruppe osmanischer Senatoren, die in Opposition zu der von der CUP geführten Mehrheit im Senat steht, nach der Verfolgung nicht-türkischer Volksgruppen und dem organisierten und verfassungswidrigen Diebstahl ihres Eigentums - eine Terrorherrschaft, wie Riza sie nennt. Der Anlaß ist der erfolgreiche Versuch der CUP und ihren Unterstützer, eine indirekte Zustimmung des Gesetzgebers für das zuvor erfolgte zeitlich begrenzte und vorläufige Gesetz über 'verlassenes Eigentum' - der wichtigsten wirtschaftlichen Komponente des Völkermords - zu erreichen, ohne eine wirkliche Debatte in den Kammern über das besagte Gesetzes zu führen.
1917-12-24-DE-001     Apostolisch Delegtion (Dolci) an Botschaft Konstantinopel (Bernstroff)
Der apostolische Delegat in Konstantinopel Ange Marie Dolci bittet die Botschaft um Auskunft über die etwa 5000 deportierten Armenier der Diözese Cotorciour bei Erzerum.