1918-01-21-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Ein Bericht über die in Berlin stattfindenden Verhandlungen zwischen obersten Vertretern des CUP und Deutschland über eine mögliche deutsche Wirtschaftshilfe. Auch berichtet Wandel von Gerüchten, wonach Mustafa Kemal (Atatürk) vor kurzem eine "politische militärisch-nationalistische" Partei in Opposition zu Deutschland und Enver Pascha gebildet hat, mit der Unterstützung von vielen hochrangigen Offizieren und den meisten Mitgliedern des CUP sowie der Abgeordnetenkammer und möglicherweise mit stillschweigendem Wissen oder Unterstützung von Talaat Pascha.
1918-02-08-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel
Eine Meldung der türkischen Nachrichtenagentur über armenische Greuel habe deutsche Armenierfreunde, die Racheakte befürchten und Richtigkeit der Meldung bezweifeln, sehr beunruhigt. Mit Nachdruck solle der deutsche Botschafter, so der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt an seinen Botschafter in Konstantinopel, strengste Manneszucht beim Vormarsch der Kaukasusarmee einfordern.
1918-02-10-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Er habe bereits mehrfach im Sinne der Weisungen darauf gedrängt und besonders von Seeckt gebeten dafür zu sorgen, "daß Enver Pascha nicht in einem unbewachten Augenblick Repressalien anordnet". Der wichtigste Mann sei aber Talaat, der sich gerade in Brest aufhalte.
1918-02-11-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Halil Bey habe versichert, es seien strenge Befehle gegeben worden, um Repressalien gegen "armenische Banden" zu verhindern.
1918-02-11-DE-002     Orient- und Islam-Komission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses (Karl Axenfeld) an Reichskanzler (Hertling)
Axenfeld warnt im Namen der deutschen Christen davor, daß nach dem Rückzug der russischen Truppen erneut Massaker gegen die Armenier stattfinden, weil überlebende Armenier mit den Russen fliehen oder sich einzelne Armenier möglicherweise rächen. Die Empörung über neue Greuel würden den Deutschen angelastet, und es könne ein Rriß durch die Christenheit gehen, wenn die deutschen Christen schwiegen.
1918-02-22-DE-002     Reichstag (Maximilian Pfeiffer) an Auswärtiges Amt
Begleitbrief. Bussche-Haddenhausen übermittelt sodann dem Botschafter in Konstantinopel einen Bericht des E. Neuner über die Türkei im allgemeinen und die Deportation der Armenier. Der Unterstaatsekretär bittet Bernstorff um eine Stellungnahme, in der dieser die Türken verteidigt. "Sie musste in den Armeniern ein Volk sehen", so der Botschafter, "dessen Existenz den Bestand des Osmanischen Reiches zu gefährden geeignet war." Die Türken hätten die Zeit gekommen gesehen, "sich von dem nach ihrer Ansicht unerträglichen wirtschaftlichen Druck befreien."
1918-03-02-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
In künftigen Friedensverhandlungen werde die Armenierfrage und eine weitgehende Autonomie zur Sprache gebracht, so der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt an seinen Botschafter in Konstantinopel, und es würde für die Lage der Türkei günstig sein, schon vor Eintritt in Verhandlungen den Bewohnern dieser Region eine milde und gerechte Behandlung angedeihen zu lassen. Auch sollte es den Griechen gestattet werden, in ihre Küstendistrikte am Schwarzen Meer zurückzukehren.
1918-03-03-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Er habe die Mahnungen seit Monaten vorgebracht, so der Botschafter, dabei zwar keine Ablehnung erfahren, zumeist aber nur unerfüllte Versprechungen erhalten. Talaat sei erfahrener aus Europa zurückgekommen und möglicherweise zugänglicher für Ermahnungen.
1918-03-08-DE-001     Konsulat Sivas (Hesse) an Botschaft Konstantinopel
Der kranke Armenier Zeki Cantar muß in das Dorf Kotsch-Hissar rurück.
1918-03-08-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Der armenisch-katholische Bischof von Erzerum, Melchisedechian, hält sich in Malatia auf.
1918-03-13-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Der apostolische Delegat habe ihm mitgeteilt, vom Papst angewiesen zu sein, für die Armenier einzutreten. Unter Armeniern herrsche große Angst, daß es zu neuen Repressionen käme. Nur Talaat könne das verhindern.
1918-03-16-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Alle Armenier seien durch die Zeitungsartikel schon von Todesangst befallen, schreibt der deutsche Botschafter, doch sei die türkische Regierung diesmal wirklich bestrebt, Ausschreitungen zu verhindern. Maßgebliche Kreise befänden sich aber in einem Taumel von Siegesbewußtsein, Nationalismus und Panislamismus. Sie schienen wirklich zu glauben, daß alle Moslems Asiens nur darauf warteten, "den Türken die Bruderhand auszustrecken".
1918-03-17-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Die Artikel in "Tanin" und "Terdjüman" seien geeignet, auch die deutsche öffentliche Meinung zu beunruhigen, schreibt der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt und empfiehlt dringend, die türkische Regierung solle ihrer Presse Zurückhaltung auferlegen.
1918-03-19-DE-001     Auswärtiges Amt
Daß die Deportationen zur Vernichtung großer Teile des armenischen Volkes geführt habe, hätten die türkischen Machthaber "ursprünglich sicher weder gewollt noch vorausgesehen". Das Auswärtige Amt habe alles versucht, "das Los der Armenier zu mildern". Die Verantwortung für einen Bruch mit der Türkei hätte keine deutsche Regierung tragen können. Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in das von den Russen geräumte Gebiet habe die deutsche Regierung auf eine Amnestie für jene Armenier gedrängt, die sich unterwürfen. Allerdings würden Vertreter armenischer Vereinigungen ihre Landsleute in den anatolischen Provinzen „zum äußersten Widerstande gegen die Türkei" ermahnen. Deshalb sei die armenische Bevölkerung „auf das schwerste gefährdet“. Die deutsche Regierung würde es begrüßen, wenn die deutschen Armenierfreunde die Armenier dazu brächten, "daß sie über ihre Unterwerfung mit den Türken verhandeln".
1918-03-20-DE-001     Deutsche Delegation in Bukarest (Kühlmann) an Auswärtiges Amt
Sobald er nach Konstantinopel zurückkehre, habe Talaat versprochen, werde er "die in Aussicht genommene Amnestiekundgebung erlassen".
1918-03-22-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Deutsche AA-Delegation in Bukarest (Kühlmann (in Bukarest))
Aus Trapezunt würde per Funkspruch Lyon gemeldet, daß Tausende von russischen Nachzüglern erschossen und verbrannt, die Armenier unbeschreiblichen Qualen unterworfen würden. Wenn auch zu hoffen sei, daß die Nachrichten unrichtig seien, so sei doch verdächtig, daß von der Reise von Paul Weitz nach Trapezunt nicht mehr gesprochen würde.
1918-03-24-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Die heftige Presse-Kampagne gegen die Armenier sei wohl auf Enver zurückzuführen. Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt bittet, über Seeckt mäßigend auf Enver einzuwirken.
1918-04-03-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Die Deutsch-Armenische Gesellschaft wünsche, den armenischen Studenten Naximianz nach Tiflis zu schicken, um dort auf die Führer der Daschnakzutiun einzuwirken, die kämpfenden Armenier zu Niederlegung der Waffen zu bewegen. Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt beauftragt den deutschen Botschafter , nochmals auf strenge Manneszucht der türkischen Truppen bei der Besetzung der Gebiete mit dichter armenischer Besiedlung zu drängen.
1918-04-14-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Nach einem Funkspruch aus Moskau würden die vorrückenden türkischen Truppen nicht nur die türkischen, sondern auch die russischen Armenier ausrotten. Die Verantwortung träfe gänzlich Deutschland, auf dessen Betreiben die russischen Truppen aus den armenischen Bezirken abgezogen wären. Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt bittet den Botschafter, die Hohe Pforte auf das "Bedenkliche des türkischen Vorgehens" hinzuweisen.
1918-04-15-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt macht den Botschafter in Konstantinopel darauf aufmerksam, daß die Deutschen die Bestimmungen des Brester Vertrags über Kars, Ardahan und Batum für die Türken durchgesetzt hätten und sie deshalb "in eine äußerst peinliche Lage kommen" würden, wenn es stimme, daß die vorrückenden türkischen Truppen Greuel begingen.
1918-04-17-DK-001     Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius) an Dansk Legation Stockholm og Dansk Gesandtskab Kristiania (Oslo) (Krag (Oslo))
Der dänischer König Christian 10 erhielt ein Telegramm vom Präsidenten der nationalen armenischen Delegation in Paris, Boghos Nubar Pascha, bezüglich eines möglichen Eingreifens zugunsten jener Armenier, die in den von den Russen vor kurzem geräumten osmanischen Provinzen zurückgeblieben sind. Der dänischer Außenminister Erik Scavenius möchte gern erfahren, ob ähnliche Appelle auch an die Schweden und Norweger ergangen sind.
1918-04-23-DE-001     Botschaft Konstantinopel
Der Kawaß der deutschen Botschaft, Horem, zahlt 50 Pfund für die Reise seiner Verwandten von Urfa nach Konstantinopel.
1918-04-24-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Nach Enver stehe im Kaukasus alles gut für die Türken. Sie brauchten nur weiter vorzurücken und Tsengili käme nach Batum, um Frieden zuschließen. Talaat erneuerte seine Zusage, für "friedliche " Armenier eine Amnestie zu erwirken und stelle dem deutschen Botschafter frei, von dieser Information auch der Presse gegenüber Gebrauch zu machen.
1918-04-26-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Das AA bittet um Auskunft, ob die Rückkehrerlaubnis auch für nach Rußland geflohne Armenier gelte.
1918-04-27-DK-001     Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius) an Det Kongelige Danske Hof, København (A. Krieger)
Der Leiter der armenischen nationalen Delegation in Paris, Boghos Nubar Pascha, hat sich an die skandinavischen Länder gewandt, um für Unterstützung der verfolgten armenischen Überlebenden in den zuvor von Rußland besetzten anatolischen Gebieten zu bitten (siehe Dok. 1918-04-17-DK-001). Die untereinander abgestimmte Antwort der skandinavischen Regierungen ist, grundsätzlich nichts „in der fraglichen Angelegenheit“ zu unternehmen.
1918-04-28-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Die Amnestie solle nur für hiesige Armenier gelten, so Talaat. Sie hätten die Wahl zwischen ihrem früheren Besitz oder einem Geldbetrag. Enver habe die Armenier in den drei neuen türkischen Bezirken aufgefordert zu bleiben und ihnen Sicherheit garantiert.
1918-04-28-DE-002     Militärpfarrer Davis an Botschaft Konstantinopel
Militärpfarrer David beschreibt die Machenschaften des Komitees in Angora, besonders die des stellvertretenden kommandierenden Generals Oberst Osman Bey.
1918-04-29-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København
Aufgrund der fortgesetzten Verfolgungen der osmanischen Christen sind die diplomatischen Vertreter von Spanien und dem Vatikan von ihren Vorgesetzten angewiesen worden, auf der Pforte für diese Bevölkerungsgruppen Fürsprache einzulegen. Wandel sagt dazu, seit Deutschland in der Behandlung dieser Menschen der osmanischen Regierung "freie Hand gelassen" hat, sehen die übrigen osmanischen Christen und besonders die Armenier "einer traurigen Zukunft" entgegen, es sei denn, die Westmächte seien in der Lage, gewaltsam zu intervenieren.
1918-04-30-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Bussche-Haddenhausen übermittelt dem deutschen Vertreter die Richtlinien für die Verhandlungen mit den Transkaukasiern.
1918-04-30-DE-002     "Berliner Tageblatt"
Die türkische Regierung bereit eine allgemeine Amnestie für "friedliche" Armenier vor.
1918-05-03-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Nach dem Rückzug der Russen aus Erzingjan, meldet der Korrespondent der "Frankfurter Zeitung" in Konstantinopel, Paul Weitz, von seiner Reise, hätte Murat Pascha ein "armenisches Schreckensregime" gebildet und 600 Moslems ermordet. Die Stadt sei nur noch ein Trümmerhaufen.
1918-05-03-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Hertling)
Rößler meint, daß die Berichte über Grausamkeiten armenischer Banden in den ostanatolischen Provinzen in Urfa, Mardin und Marasch erneute Verfolgungen der Armenier ausgelöst hätten. 8 Todesfälle seien aus Marasch bekannt. Zweifellos würden Befehle der Regierung dazu vorliegen.
1918-05-06-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Armenier baten um Rückkehr geflüchteter Stammesgenossen aus dem Kaukasus mangels Land und Unterhaltsmöglichkeiten.
1918-05-09-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)
Die Schädigungen der Bielefelder Firma Jos. Sternfeld in Urfa dürfte keinen Schadensersatzanspruch begründen, so Mordtmann.
1918-05-12-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Etwa 10000 Moslems hätten sich vor den Armeniern nach Bajazid geflüchtet.
1918-05-14-DE-001     Funkspruch Carnarvon
Der Funkspruch weist auf eine neuerliche Flugschrift hin, in der Morgenthau seine vergebliche Bemühungen darlegt, das Interesse des deutschen Botschafters in Konstantinopel auf das Schicksal der Armenier zu lenken. Die deutsche Regierung hätte dieses Verbrechen verhindern können. Der aktuelle deutsche Botschafter Bernstorff bemerkt dazu, Morgenthau habe ihm vor zwei Jahren gerade gesagt, "in vollem Einverständnis mit Freiherrn v. Wangenheim für die Armenier gearbeitet zu haben" und sei voll des Lobes für ihn gewesen. Morgenthau sei charakterlos und wolle nur mit der Popularitätsströmung schwimmen.
1918-05-15-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Reichskanzler (Hertling)
Seit Mitte März würden wieder Armenier aus dem Vilajet Mamuret ul Aziz deportiert, berichtet der deutsche Konsul. Hungersnot herrsche in mehreren Gebieten.
1918-05-15-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Der Militärattaché Otto von Lossow habe ihm gedrahtet, meldet der deutsche Botschafter, daß "maßlose türkische Forderungen auch auf die rein armenischen Gebiete" auf einen Gebietserwerb hinausliefen, der weit über den Brester Vertrag hinausginge. Enver behaupte, sich im Einklang mit der deutschen Obersten Heeresleitung zu befinden, was nur auf einem Mißverständnis beruhen könne. Lossow regt schärfsten Protest an.
1918-05-15-DE-004     Botschaft Konstantinopel (Voigt)
Auf seiner Reise konnte sich Referendar Voigt kein genaues Bild von einer Armenierverschwörung bei der Bagdadbahn machen, vermutet aber, daß es sich um eine reine Erfindung handelt.
1918-05-16-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Der Mutessarif von Urfa sei angewiesen worden, die Familie des Kawassen Horen der deutschen Botschaft zunächst nach Konia zu schicken.
1918-05-18-DE-003     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Konsul Rößler übersendet Listen von Ehmann und Künzler über den Verbleib der Armenier der Diözese Koturdschur (Cotorceour) im Vilajet Erzerum.
1918-05-21-DE-001     Armenischer Nationarat (Nasariantz) an Auswärtiges Amt
Die Vertreter des armenischen Nationalrats appellieren an die deutsche Reichsregierung, Unheil vom kaukasischen Teil des armenischen Volkes abzuwenden. Er habe dem Vertreter des Nationalrats in Deutschland, Liparit Nasariantz, mitgeteilt, notiert Göppert, daß es zu Zusammenstößen mit den Armeniern kommen könne, weil die Türken "aus militärischen Gründen, die von unseren Militärs anerkannt wurden", die Grenzen von Ardahan, Kars und Batum überschritten hätten.
1918-05-21-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
In Marasch seien zwei Armenier erschlagen und die Photographien von 300 eingefordert worden.
1918-05-21-DE-003     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Er habe den deutschen Armeearzt der Yilderim-Gruppe gebeten, den Militärarzt und Kaimakam Ihsan Bey in Marasch versetzen zu lassen, schreibt Konsul Rößler. In Konstantinopel lehnt von Lossow jede Einwirkung auf die türkische Dienststelle ab.
1918-05-23-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Lossow berichtet, in Konstantinopel habe sich offensichtlich die extreme armenierfeindliche Richtung durchgesetzt und die türkischen Truppen würden weiter vorrücken, um mit Hilfe der Tataren auch die Gouvernements Elisabethpol und Baku zu annektieren. Armenische Truppen wichen nach Osten aus, die armenische Bevölkerung fliehe dorthin, was zu Massaker durch Tataren führen müsse. "Für armenische Bevölkerung bleibt kein Platz, auf dem sie leben kann". Sofortiger ständiger Druck auf die Türkei sei notwendig, "wenn die Ausrottung der Armenier verhindert werden soll".
1918-05-25-DE-001     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Die Armenier Aleppos machen den armenischen Abgeordneten Agop Kherlakian für die Verfolgung von 300 Armeniern in Marasch verantwortlich.
1918-05-26-DE-001     Auswärtiges Amt (Kühlmann) an Botschaft Wien (Botho von Wedel)
Bei den Verhandlungen mit der Transkaukasischen Republik habe die Türkei jedes Maß verloren und den Brester Frieden mißachtet. Besonders die Armenier seien dem Wüten der irregulären Truppen ausgesetzt. Einen weiteren Vormarsch könne Deutschland nicht billigen. Die Oberste Heeresleitung habe entsprechende Schritte bei der türkischen Heeresleitung unternommen. Die österreichische Regierung sei gebeten, im gleichen Sinne in Konstantinopel vorstellig zu werden.
1918-05-27-DE-002     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Die Familien Purutian und Odabaschian seien aus Urfa eingetroffen und nach Konia weitergereist.
1918-05-28-DE-001     Hratschir Der Nersessian an Botschaft Konstantinopel
Ein Neffe des früheren Patriarchen Ormanian erkundigt sich nach der Rückreise seines Onkels.
1918-06-01-DE-002     Auswärtiges Amt (Kühlmann) an Botschaft Konstantinopel
Mit dem von den Türken zu verantwortenden Auseinanderbrechen der Transkaukasischen Föderation seien die Zusagen an die Türkei nicht mehr gültig. Der Staatssekretär mahnt die versprochene Amnestie für Armenier an.
1918-06-05-DE-001     Konsulat Adana (Büge) an Botschaft Konstantinopel
Die 63 Angestellten der Bagdadbahn, die wegen angeblicher Verschwörung verhaftete worden waren, sind vom Gericht freigesprochen worden.
1918-06-05-DE-002     Konsulat Aleppo (Schönberg) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Ein Bericht von Johannes Ehmann mit weiteren Deportierten wird überreicht.
1918-06-07-DE-001     Botschaft Konstantinopel an Willy Seeger
Die Botschaft bittet Willy Seeger, der Familie des Kawassen Chohren bei der Rückreise zu helfen.
1918-06-08-DE-001     Deutsches Großes Hauptquartier (Berckheim) an Auswärtiges Amt
Ludendorff läßt Enver sagen, daß sich die Türkei ohne Rücksicht auf Deutschland über die Bestimmungen des Brester Vertrags hinweggesetzt hat und droht damit, die türkische Politik in Zukunft nicht mehr zu unterstützen.
1918-06-09-DE-001     Deutsches Großes Hauptquartier (Berckheim) an Auswärtiges Amt
Hindenburg habe Enver telegraphiert, er möge anordnen, daß sich alle türkischen Truppen aus dem kaukasischen Gebiet zurückzögen, weil sich die Verbündeten keine Feinde unter den kaukasischen Staaten erlauben könnten.
1918-06-14-DE-001     Leutnant Walker)
Der deutsche Leutnant Walker berichtet über die Verfolgung und Vernichtung von Armeniern in der deutschen Kolonie Katharinenfeld.
1918-06-16-DE-001     Armenische Delegation in Berlin (Ohandjanian/Suraboff) an Auswärtiges Amt
Begleitbrief Ohandjanians.
1918-06-17-DE-001     Apostolische Delegation (Dolci) an Botschaft Konstantinopel
Der päpstliche Delegat Dolci bedankt sich für die Informationen.
1918-06-18-DE-001     Botschaft Konstantinopel
Der deutsche Regierungsrat Bücher wird damit beauftragt, die Neubesiedlung Armeniens mit Muhadschirs zu planen.
1918-06-19-DE-001     Konsulat Tiflis (Schulenburg) an Auswärtiges Amt
Der deutsche Konsul in Tiflis berichtet über die Ereignisse im Kaukasus sowie den Inhalt von Verträgen der Türken mit Armenien und Georgien. Nördlich von Kalageran sei es zu Schießereien zwischen Deutschen und Türken gekommen.
1918-06-20-DE-001     Paul Weitz
Detaillierter Bericht über eine Reise durch die nordostanatolischen früheren armenischen Provinzen.
1918-06-22-DE-001     Willy Seeger an Botschaft Konstantinopel
Für eine Weiterreise nach Konstantinopel bedarf es einer neuen Erlaubnis.
1918-06-23-DE-001     Auswärtiges Amt (Rosenberg) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Begeleitbrief
1918-06-25-DE-001     Konsulat Aleppo (Schönberg) an Botschaft Konstantinopel
Johannes Ehmann übermittelt die Namen der in Egin aufgefundenen Deportierten aus Koturschur.
1918-06-26-DE-001     Willy Seeger an Botschaft Konstantinopel
Die Reise der Familie des Kawassen Horem nach Konstantinopel sei "behördlicherseits unzulässig".
1918-06-29-DE-001     "Basler Anzeiger"
Der Autor beschreibt in großen Zügen das Schicksal der Armenier 1915/16, vergleicht die Armenier mit den Türken, die nach seiner Meinung viel untüchtiger seien, und geht schließlich auf die armenische Situation im Kaukasus ein, wo die Türken bereits in Eriwan einmarschiert seien.
1918-07-02-DE-001     Armenische Delegation in Berlin (Ohandjanian) an Auswärtiges Amt
Der Bevollmächtigte der armenischen Regierung macht auf die große Zahl von Flüchtlingen aufmerksam (mehr als 600000), die sich vor den türkischen Truppen in die Berge zurückgezogen hätten und dort nur für kurze Zeit überleben könnten.
1918-07-06-DE-001     Deutsch-Armenische Gesellschaft (Johannes Lepsius) an Staatskommissariat für Kriegswohlfahrtsplege (Jarotzki)
Lepsius bittet um eine Sammelerlaubnis. Die zuständige Stelle fragt das AA, ob Bedenken bestünden.
1918-07-10-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Mindestens eine halbe Million Armenier müsse Hungers sterben, berichtet der Leiter der deutschen Delegation im Kaukasus, wenn den Armeniern nicht sofort die Rückkehr in die Gegend Sarabad-Igdir erlaubt würde. Die Türken hätten vor, die ganze armenische Nation verhungern zu lassen. Unter nichtigen Vorwänden habe Essad die Bitte um Rückkehr der Flüchtlinge und des armenischen Nationalrats abgeschlagen.
1918-07-11-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Hertling)
Der Leiter der deutschen Delegation im Kaukasus berichtet, daß nach seinen Informationen mehr als eine halbe Million Armenier ihre Dörfer verlassen hätten und sich teilweise von Gras ernähren müssen. Etwa 140000 Armenier zwischen 17 und 60 Jahren seien zum Arbeitsdienst gepreßt. Deutschlands Ansehen im Kaukasus sowie die Durchführung seines wirtschaftlichen und politischen Programms im Kaukasus müsse schwer leiden, wenn es Deutschland nicht gelänge, die Armenier gegen die Türken zu schützen.
1918-07-11-DE-002     Botschaft Konstantinopel an Willy Seeger
Das Innenministerium habe Anweisung für die Reise der Familie Odabaschian gegeben.
1918-07-12-DE-001     Preußische Gesandtschaft München (Treutler) an Reichskanzler (Hertling)
Der Nuntius habe um Vermittlung für Unterstützung der Armenier im Kaukasus und der syochaldäischen Bevölkerung in Persien gebeten, berichtet Treutler. Unterstaatssekretär Bussche-Haddenhausen befürworte die Vermittlung.
1918-07-15-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Otto von Lossow) an Auswärtiges Amt
Er sei von Ludendorff beauftragt, mit dem Auswärtigen Amt die politische Umsetzung der Richtlinien für den Kaukasus zu erläutern.
1918-07-15-DE-002     Armenische Delegation in Berlin (Ohandjanian/Suraboff) an Auswärtiges Amt
Die armenische Delegation in Berlin drängt die deutsche Regierung, die Türken sollten sich auf die im Brester Vertrag vorgesehenen Grenzen zurückziehen.
1918-07-16-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Der österreichische Vertreter im Kaukasus habe die in den Wäldern von Bakuriani kampierenden etwa 40000 Armenier besucht, deren Vorräte zur Neige gingen. Etwa 30000 geflüchtete Armenier seien in Tiflis notdürftig untergebracht, stünden wegen des Brotmangels aber vor dem Hungertod, wenn sie nicht heimkehren könnten. Die Lage der 500000 Armenier in der Nähe von Jerewan sei geradezu verzweifelt.
1918-07-18-DE-001     Auswärtiges Amt (Bussche-Haddenhausen) an Preußische Gesandtschaft München
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt bittet dem Nuntius mitzuteilen, daß Deutschland prinzipiell bereit sei, Unterstützungszahlungen an die armenische Bevölkerung im Kaukasus und die syrochaldäische in Persien zu übernehmen.
1918-07-18-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Der Präsident des armenischen Nationalrats bäte um die Besetzung Armeniens durch deutsche oder österreichische Truppen.
1918-07-18-DE-003     Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel
Der Gouverneur stellt eine baldige Regelung der Reise der Familie Odabaschian in Aussicht.
1918-07-19-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Wenn nicht eine große Anzahl armenischer Flüchtlinge in die Heimat zurückkehren können, würden Hunderttausende Hungers sterben.
1918-07-20-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Wenn Deutschland die Rettung von einer halben Million Christen bei den Türken nicht durchsetzen könnte, würde die Geschichte ihm "Schuld an der Vernichtung der Armenier zumessen und [die] Auffassung, daß wir mitschuldig an Armenier-Greueln 1915 seien, würde neue Nahrung finden".
1918-07-24-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Der neue Sultan Mehmed VI will Reformen durchführen, Deserteure begnadigen und den Ausnahmezustand beenden. Wandel informiert über die jungtürkischen Führer in ihren neuen Funktionen und berichtet, daß Dr. Nazim Bey schon während des Balkankriegs den Plan hatte, die muslimische Bevölkerung von Makedonien in der Türkei an Orten anzusiedeln, deren nicht-muslimische Bevölkerung in andere Regionen des Osmanischen Reichs deportiert werden würden.
1918-07-25-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Die armenische Delegation würde die Deutschen bestürmen, Truppen nach Armenien zu entsenden. Nur dann sei es möglich, die Anarchie zu unterdrücken. Talaat habe die üblichen Versprechungen gemacht, doch würden die lokalen türkischen Militär- und Zivilbehörden Weisungen aus Konstantinopel bekanntlich nicht befolgen.
1918-07-25-DE-002     Y.M. Iplicjian an Konsulat smyrna
Der Armenier Iplicijian, der vor den Deportationen für die deutsche Botschaft gearbeitet hat, erbittet sich einen Koffer zurück, in dem sich unter anderem auch politische Papier befänden.
1918-07-27-DE-001     Auswärtiges Amt (Rosenberg)
Der AA-Spezialist für den Nahen Osten legt das deutsche Konzept für gegenüber den kaukasischenStaaten zu betreibenen Politik fest. Der Kanzler stimmt der Vorlage zu, mit der Ausnahme Persiens, das nicht zum Vortrag gekommen war.
1918-07-30-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
In der Frage der Grenzregulierung, die Enver schon zugestanden worden sei, seien die Türken stur geblieben. Es sei nicht akzeptabel, so ihre Argumentation, vor den von Deutschland gestützten Kaukasus-Staaten zurückzuweichen. Mit Repressalien würden die Türken nur in die Arme der Feinde getrieben. Außerdem würde Deutschland nach Auskunft von Fachleuten im Kaukasus gar nicht solche wirtschaftlichen Vorteile erlangen wie erhofft. Wenn eine Einigung mit den Türken nicht gewünscht werde, müsse Deutschland im Kaukasus Truppen stationieren und Machtpolitik betreiben.
1918-07-30-DE-002     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Reichskanzler (Hertling)
Begleitbrief.
1918-07-31-DE-001     Obersten Heeresleitung (Hindenburg) an Türkischer Generalsstab (Seeckt)
Das weitere Vorgehen gegen Baku werden von den Verhandlungen abhängen. Die Kämpfe gegen die Armenier sollten nicht über das militärisch notwendige Maß hinausgehen.
1918-07-31-DK-001     Udenrigsministeriet København (Kr.) an Justitsministeriet København (C. Lundbye)
Eine Reihe von skandinavische Frauen hat eine Petition an den deutschen Kaiser Wilhelm II. gerichtet und ihn gebeten, die verfolgten armenischen Überlebenden im östlichen Anatolien und im Kaukasus zu unterstützen. Die deutsche Botschaft in Kopenhagen bittet das dänische Außenministerium darum, den Frauen im Namen des Kaisers zu danken, während das Außenministerium fordert, daß das dänische Justizministerium Information über die Petition und ihren Inhalt einzieht.
1918-08-02-DE-001     Armenische Delegation in Berlin (Ohandjanian) an Auswärtiges Amt
Die Delegation der Armenischen Republik in Berlin überreicht Briefe verschiedener Persönlichkeiten über die Lage in Armenien und bittet um dringende Hilfe.
1918-08-03-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Enver habe zugestimmt, daß armenische Flüchtlinge in das Gebiet etwa 20 Kilometer östlich der Bahnlinie Alexandropol-Dschulfa zurückkehren könnten. Ansonsten sähe er keine Möglichkeit, zwischen Zivilisten und kriegsführenden Armeniern, die jetzt in englischen Solde stünden, zu unterscheiden. Mit einer halben Million zum Teil bewaffneter und feindlich eingestellter Armenier im Rücken könne die türkische Armee keinen erfolgreichen Krieg führen.
1918-08-04-DE-001     Österreichische Vertretung im Kaukasus (Franckenstein) an Auswärtiges Amt in Wien (Burian)
Der Vertreter Österreich-Ungarns schildert die Eröffnung des "Rates von Armenien" in Jerewan. Im Parlament seien alle in Armenien wohnenden Nationalitäten vertreten.
1918-08-05-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Hertling)
Der Leiter der deutschen Delegation im Kaukasus gibt einen Bericht über seine Unterredungen mit den armenischen Führern und dem Katholikos wieder und schildert ausführlich die Lage in Armenien. Wenn die Zentralmächte Armenien retten wollten, müßten sie ihm so viel Grund und Boden geben, daß die Grundernährung gesichert sei. Armenien müsse die Grenzen von Brest-Litowsk erhalten ohne jede Grenzberichtigung.
1918-08-06-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Die Türkei würde Rücksicht auf Rußland nehmen, aber niemals auf die Grenzen des Brester Friedens zurückkehren. Georgien und Armenien hätten sich völlig mit dem Batumer Frieden abgefunden, so Enver, während die Türken eine Anerkennung der Brester Grenzen als Unterwerfung unter Armenien und Georgien betrachten würden.
1918-08-06-DE-002     Deutsches Großes Hauptquartier (Berckheim) an Auswärtiges Amt
Ludendorff habe bei zweckmäßiger Auswahl der Truppen keine Bedenken gegen die Entsendung einer österreichisch-ungarischen Grenztruppe.
1918-08-07-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel beschreibt, wie der neue Sultan Mehmet VI, gedrängt durch den Oppositionsführer Ahmed Riza, jetzt den deportierten Armeniern und Arabern erlauben will, in ihre Heimat zurückzukehren. Nach Wandels Informanten entspricht diese Entscheidung keineswegs den Wünschen der CUP. Nach diesen Quellen seien es nicht humanitäre Überlegungen des Großwesirs Talaat Pascha, diese Entscheidung zu unterstützen, sondern seine Sorge, daß Armenier, die nicht in ihre Heimat zurückkehren, die neugegründete Republik Armenien stärken würden.
1918-08-13-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel informiert über Sultan Mehmet VI., der versucht, sich gegenüber der CUP zu behaupten, sowie über die vermutliche Stärke der CUP und der Opposition gegen sie. Er berichtet auch, daß ein Grund für Talaat Pascha, zum Völkermord an den Armeniern aufzufordern der war, daß die Armenier aus der Zeit der armenisch-türkischen Kooperation während der Revolution von 1908 über die Organisation der CUP zu viel wußten.
1918-08-14-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein)
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt fragt den Leiter der Delegation im Kaukasus, ob eine Abwanderung der Flüchtlinge in den Norden möglich sei und unverzüglich ins Werk gesetzt werden könne, da die Türken von ihrer Haltung nicht abrückten.
1918-08-15-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Nach der Rückkehr aus Jerewan sei er der Ansicht, so der Leiter der deutschen Delegation, daß Armenien nur durch baldige Hilfe der Mittelmächte vor dem Untergang gerettet werden könne. Das derzeitige Armenien könne nicht einmal die ansässige Bevölkerung ernähren, geschweige denn die bis zu einer halben Million Flüchtlinge. Nur in den Grenzen von Brest-Litowsk sei Armenien lebensfähig. Alle produktiven Gebiete seien von den Türken besetzt, die vertragswidrig große Baumwollvorräte ausführten.
1918-08-19-DE-001     Armenischer Nationalrat von Kars an Auswärtiges Amt
Der Nationalrat von Kars protestiert gegen das Referendum über die Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich, weil die mehrheitliche christliche Bevölkerung vertrieben und damit nur die moslemische Bevölkerung ihren Willen kundtun könne, der Bester Vertrag aber die gesamte Bevölkerung einschließe.
1918-08-20-DE-001     Auswärtiges Amt (Hintze) an Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein)
Hintze fragt Kreß, ob Getreide für Armenien durch Georgien transportiert werden könne.
1918-08-22-DE-001     Auswärtiges Amt (Hintze) an Botschaft Konstantinopel (Bernstorff)
Kreß habe telegraphiert, daß die im Prinzip erlaubte Rückwanderung der Armenier dadurch erschwert würde, daß jeder einen Antrag stellen müsse und diese Anträge nicht bearbeitet würden. Die Ansammlung der flüchtigen Armenier in der Republik bedeute eine größere Gefahr als ihre Verteilung im Lande. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts weist seinen Botschafter an, die türkische Regierung möge erwägen, ob nicht überwiegende Gründe dafür sprächen, das ganze Gebiet bis zur Brester Grenze den Rückwanderern zu öffnen.
1918-08-24-DE-001     Auswärtiges Amt (Hintze) an Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein)
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts billigt das Vorgehen von Kreß und teilt ihm mit, daß die deutschen Bemühungen, die Türken zu einer Räumung des armenischen Gebiets gescheitert seien und Kreß es deshalb vermeiden solle, den Armeniern weitere Hoffnungen zu machen.
1918-08-25-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Bernstorff) an Auswärtiges Amt
Die Lage der östlich der von Enver Pascha angegebenen Linie zusammengepferchten Armenier verschlimmere sich von Tag zu Tag. Die "ungeheure Verantwortung für [die] Vernichtung dieses alten christlichen Volker" würde "für immer auf Deutschland und Österreich lasten".
1918-09-01-DE-001     Konsulat Trapezunt (Bergfeld) an Reichskanzler (Hertling)
Nach Meinung Bergfelds sei die Deportation der Armenier aufgrund ihrer Haltung und Gesinnung eine zwingende Notwendigkeit gewesen. Allerdings könnten die Ausschreitungen nicht scharf genug verurteilt werden. Bei den Friedensverhandlungen seien Forderungen nach Wiedergutmachung zu erwarten, deren Realisierungschancen er beschreibt.
1918-09-03-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Hertling)
Der Leiter der deutschen Delegation im Kaukasus berichtet über die Unmöglichkeit, bestimmte von den Deutschen verlangten Befehle durchzusetzen und über die Unfähigkeit türkischer Diplomaten. Insbesondere beschwert er sich über "die Bestie" Vehib Pascha.
1918-09-07-DE-001     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Reichskanzler (Hertling)
Romberg leitet einen Bericht des Berner Militärattachés weiter: Danach stelle Professor Ragaz mit Hilfe von bei der Bagdadbahn angestellten Schweizer Ingenieuren eine Anklage gegen Deutschland wegen Armeniermetzeleien zusammen. Nach Berichten der Ingenieure seien täglich Züge mit deportierten Armeniern nach der Küste gefahren, es sei auch zu Kämpfen zwischen Armeniern und Türken gekommen, die deutsche Artillerie hätte aber alles zusammengeschossen. 1300000 Armenier seien mit deutscher Hilfe vernichtet worden.
1918-09-20-DE-001     Auswärtiges Amt (Stumm) an Botschaft Konstantinopel
Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt teilt dem Geschäftsträger in Konstantinopel mit, er möge im Einvernehmen mit den Österreichern der türkischen Regierung mitteilen, Talaat habe sich davon überzeugt, daß abgesehen von Kars, Ardahan und Batum die besetzten Gebiete zurückgegeben werden müßten.
1918-09-23-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kress von Kressenstein) an Auswärtiges Amt
Nuri Pascha habe den Einmarsch türkischer Truppen in Berg-Karabach abgelehnt, da es sich um aserbeidschanisches Gebiet handele.
1918-10-01-DE-001     Vertretung der Armenischen Republik in Berlin (Ohandjanian) an Auswärtiges Amt
Der Vertreter der Armenischen Republik in Berlin bedankt sich beim Auswärtigen Amt für die Unterstützung.
1918-10-14-DE-001     Deutsch-Armenische Gesellschaft (Ewald Stier) an Auswärtiges Amt ('Solf)
Stier macht darauf aufmerksam, daß die Armenier seitens der Amerikaner die meiste Hilfe erfahren haben. Der Öffentlichkeit sei jedoch unbekannt, wie sehr die informierten Kreise in Deutschland mit dieser Hilfe sympathisiert hätten. Es sei an der Zeit, dies bekannt zu machen. Im Antwortschreiben wird Stier abschlägig beschieden.
1918-10-15-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Wandel berichtet, daß Christen in Konstantinopel "Störungen" befürchten, wenn die Zukunft des Reichs auf eine für die Türken "unangenehme" Art und Weise erörtert wird, bevor die Entente-Mächte in der Lage sind, das Vakuum zu füllen, das durch den Rückzug der Mittelmächte entsteht. Besorgt über ein Wiederaufleben der Verfolgungen fordert Wandel mit anderen neutralen Gesandtschaften koordinierte Aktionen und empfiehlt dem dänischen Außenminister Erik Scavenius, selbst auf die Gefahr hin, als pro-deutsch zu gelten, die Großmächte darum zu bitten, jedwede möglicherweise gefährliche Diskussionen über die 'orientalische Frage' zu verschieben.
1918-10-17-DE-001     Diplomatischen Mission der Republik Armenien in Tiflis (Djamalian) an Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein)
Djamalian unterbreitet dem deutschen Vertreter ein Protestschreiben an die Regierung Aserbeidjans.
1918-10-18-DE-001     Orient- und Islam-Kommission des Deutschen Evangelischen Missions-Ausschusses (Karl Axenfeld) an Auswärtiges Amt
Axenfeld fordert das Auswärtige Amt auf, den zu erwartenden Versuchen der Entente und auch der Türkei, Deutschland die Verantwortung für das Schicksal der Armenier aufzubürden, zuvorzukommen. Dies könne durch einen aktenmäßigen Nachweis der deutschen Bemühungen um Verhinderung und Linderung des Unglücks der Armenier geschehen. Eine öffentliche Ehrenrettung Deutschlands sei unerläßlich. Die Orient- und Islam-Kommission habe bereits eine solche Veröffentlichung vorgesehen und wollen damit nicht mehr länger zögern.
1918-10-19-DE-001     Gesandtschaft Bern (Romberg) an Reichskanzler (Prinz Max von Baden)
Zwischen der Türkei und der Republik Armenien sei ein Geheimfriede unterzeichnet worden, meldet der Berner Gesandte Romberg aufgrund eines Zeitungsartikels und bittet um Unterrichtung. Es sei nur gegenüber Deutschland das Versprechen des Großwesirs für eine Revision der territorialen Bestimmungen des von den Deutschen nicht anerkannten Batumer Friedensvertrags gewesen, entgegnet Langwerth von Simmern.
1918-10-21-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Prinz Max von Baden)
Begleitbrief
1918-10-22-DE-001     Konsulat Samsun (Hesse) an Botschaft Konstantinopel
Konsul Hesse hat 50 Pfund für Rechnng Botschaft ausgezahlt.
1918-10-22-DK-001     Gesandtskab Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an Udenrigsministeriet København (Erik Scavenius)
Ein grundsätzlicher und detaillierter Bericht über die neuesten politischen Entwicklungen im Osmanischen Reich. Angesichts der hoffnungslosen militärischen Lage bildet sich Widerstand gegen die radikale Talaat/Enver CUP-Fraktion und gewinnt sowohl innerhalb des Komitees als auch außerhalb an Bedeutung. Es beginnt eine teilweise Abrechnung mit der genocidalen, korrupten und kriegerischen Politik der CUP - diskutiert wird das Recht auf Rückkehr und Entschädigung für die überlebenden Deportierten, das Istanbuler Militärtribunal, Friedensverhandlungen usw. -, aber Talaat und seine Anhänger sind immer noch mächtig, und ein völliger Bruch mit der Politik der Vergangenheit wird derzeit als unklug und wenig erfolgversprechend angesehen. Wandel glaubt, daß eine Gegenreaktion, eine Rückkehr zur reaktionären Politik, noch auf sich warten läßt.
1918-10-27-DE-002     And. Walther (.) an Deutsches Auswärtiges Amt
Der Autor regt die Vorbereitung einer Zusammenstellung der diplomatischen Vorstellungen und deren Veröffentlichung an, um den bei den Friedensverhandlungen zu erwartenden gegnerischen "Propaganda-Angriffen" zuvorzukommen.
1918-10-30-DE-001     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Prinz Max von Baden)
Begleitbrief für die Aktensammlung zur Einnahme von Baku.
1918-10-30-DE-002     Deutsche Delegation im Kaukasus (Kreß von Kressenstein) an Reichskanzler (Prinz Max von Baden)
Begleitbrief für die Berichte von Eisenmann.
1918-11-01-DE-001     Botschaft Konstantinopel (Waldburg) an Reichskanzler (Max von Baden)
Begleitschreiben zu den Anlagen.
1918-11-05-DE-001     Bagdad-Eisenbahn-Gesellschaft in Konstantinopel (Franz Johannes Günther) an Verwaltungsrat der Bagdad-Eisenbahn-Gesellschaft in Berlin
Der Direktor der Bagdadbahn-Gesellschaft teilt dem Verwaltungsrat mit, daß eine Deputation der überlebenden Armenier sich bei der Direktion dafür bedankt habe, daß sie 1915 alles versucht habe, die armenischen Angestellten vor der Deportation zu retten. Auch ein Vertreter des armenischen Patriarchats habe seinen Dank für die Interventionen ausgesprochen.
1918-11-19-DE-001     Auswärtiges Amt (Dieckhoff)
Die im Spätsommer von Bagdad nach Mossul deportierten Armenier sollten auf Befehl des bisherigen Oberkommandierenden in Mesopotamien Nureddin mit den Armeniern aus Mossul weiter zum Euphrat transportiert werden. Freiherr v.d. Goltz habe dies verhindert, indem er mit seinem Abschied gedroht habe. Daraufhin habe Enver Pascha eingelenkt.
1918-11-20-DE-001     Johannes Lepsius an Auswärtiges Amt (Solf)
Lepsius bewirbt sich als Delegierter für Fragen des Orients für die bevorstehenden Friedensverhandlungen. Er habe beste Kontakte zu den Armeniern vor allem des Auslands und sei wohl der einzige Deutsche, "der auch jetzt noch das volle Vertrauen des armenischen Volkes und seiner Führer, der türkischen sowohl als auch der kaukasischen, besitzt". Notiz des AA: "Antrag ernstlich zu prüfen. Lepsius gilt im Ausland!", notiert Außenamtschef Solf. Sodann beauftragte der Staatssekretär Lepsius mit der Herausgabe der Akten "zur Haltung der deutschen Regierung in der Armenierfrage".
1918-11-25-DE-001     "Deutsch-Armenische Korrespondenz"
An den Vorwürfen der Entente über eine deutsche Mitschuld sei schon "ein Körnchen Wahrheit", schreibt die Deutsch-Armenische Korrespondenz. So sei der Deportationsplan von dem Marschall von der Goltz genehmigt worden und darin vorgesehen, "daß die Auszusiedelnden in die Gegenden der Bagdadbahn verschickt und ihnen dort neues Land vermessen werden sollte". Hauptsächlich aber sei es Schuld der deutschen Zensur gewesen, daß über die Deportationen der Armenier nicht berichtet werden konnte. "Selbst die Türkei", so das Urteil der Deutsch-Armenischen Korrespondenz, "hätte dem einmütigen Urteil der zivilisierten Welt gegenüber nicht den Zynismus entwickelt, mit dem sie in der armenischen Frage vorgegangen ist".
1918-12-26-DE-001     Auswärtiges Amt (Göppert)
Es scheine geboten, so Göppert, "durch Bekanntgabe des wirklichen Hergangs unser Verhalten zu rechtfertigen, ehe die Armenierfrage bei den Verhandlungen mit unseren Gegnern zur Sprache kommt". Da deutsche amtliche Kundgebungen wenig Glauben fänden, habe Staatssekretär Solf "den bekannten Armenierfreund D. Lepsius, der sich gerade in den feindlichen Ländern grossen Ansehens erfreut und seit Beginn der Armenierverfolgungen, wie allgemein bekannt, in einem gewissen Gegensatz zur Regierung stand, beauftragt, die Arbeit zu übernehmen". Eine "vollständige Rechtfertigung unserer Politik" würde die öffentliche Meinung in diesen Veröffentlichungen wohl nicht sehen, aber die Vorwürfe, die danach noch gegen das Reich erhoben werden könnten, seien "ungleich weniger gravierend als die Beschuldigungen, die jetzt allgemein geglaubt werden".