Vertraulich.
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In der Armenierfrage müssen wir auf einen sehr hartnäckigen Widerstand der Pforte gefaßt sein. Für erreichbar halte ich vorläufig nur die Einsetzung von türkischen Generalinspekteuren und Ausstattung derselben mit den Gerechtsamen, die im Programm Mandelstamm vorgesehen waren. Die Pforte wird aber kaum zugeben, daß die Generalinspekteure als Delegierte der Mächte erscheinen. Giers und ich bestehen darauf, daß der Großvezier zunächst einen schriftlichen Gegenvorschlag formuliert. Meine Kooperation mit Giers funktioniert im übrigen vortrefflich. Ich muß unbedingt vermeiden, daß Rußland gegen uns mißtrauisch wird und den türkischen Widerstand auf eine geheime deutsche Einwirkung zurückführt. Dieser Punkt ist wichtiger als das ganze armenische Programm. Giers selbst ist gegenwärtig nicht sehr pressiert, da er vor allen Dingen seinen Accord durchbringen möchte. Außer Rußland machen gegenwärtig auch Frankreich, Österreich und Italien der Türkei stark den Hof. Nur England ist wie in einer Versenkung verschwunden.
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Herr Sazonow war von Ihrer Kooperation mit Giers in der armenischen Frage entzückt. Die Begeisterung schien mir ehrlich zu sein. Ich bin durchaus Ihrer Meinung, dass vertrauensvolle Fühlung mit Russland in Fragen der asiatischen Türkei für uns wichtiger ist als das ganze armenische Programm. Solange wir Russland bei der Stange halten, ist es auch für unser Prestige bei den Armeniern ziemlich gleichgültig, ob der eine oder andere Punkt des Programms schliesslich den Türken zu Liebe abgeschwächt oder gestrichen wird.