1915-09-02-DK-002
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Quelle: DK/RA-UM/UM, 2-0355, "Konstantinopel/Istanbul, diplomatisk repræsentation, 1914-1921. Kopibog 1914 06 14 - 1916 03 06
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 09/02/1915
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 263
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an das Außenministerium

Bericht



Nr. 263

Konstantinopel, 2. September 1915.

Betr. Anfrage der Firma E. Nobel in Kopenhagen. 2 Anlagen [fehlen].

In einem Schreiben vom 19. August diesen Jahres hat die Firma E. Nobel, Prinsessegade 62, Kopenhagen, die Gesandtschaft gebeten zu versuchen, die Genehmigung zu erwirken, dass ein reicher armenischer Kaufmann, Herr Mikael Missirian, türkischer Untertan aus Samsun, der sich momentan hier [in Konstantinopel] aufhält, die Türkei verlassen kann, um eine Reise nach Bulgarien und Griechenland anzutreten, wo er Tabak auf dänische Rechnung einkaufen soll.

Die Firma führt in ihrem Schreiben an, von dem eine Abschrift beigefügt ist, dass es jetzt, weil es als Folge des Krieges unmöglich ist, Zigarettentabak aus Kleinasien nach Dänemark einzuführen, von größter Bedeutung für die dänische Tabaksindustrie sei, dass Herr Missirian die Möglichkeit erhält, Ersatz durch den Einkauf andernorts zu beschaffen, und es wird hinzugefügt, dass sie befürchten, dass andernfalls die Konkurrenz des amerikanischen Tabakstrusts für die dänischen Fabriken so groß wird, dass sie genötigt seien, die Produktion einzustellen.

Es gibt jedoch mehrere Gründe für die Gesandtschaft, dieser Bitte nicht stattzugeben.

Einer der Gründe ist, dass der hiesige deutsche Botschafter [Hans Freiherr von Wangenheim] schon vergeblich versucht hat, die gewünschte Genehmigung auf Veranlassung deutscher Freunde des Herrn Missirian zu erwirken, weshalb es schon im Voraus als sicher erscheint, dass ein offizielles Gesuch der Gesandtschaft ebenfalls abgelehnt wird.

Die osmanische Regierung erlaubt aus politischen Gründen zurzeit keinem Armenier, das Land zu verlassen, und es ist bisher noch keiner diplomatischen Mission geglückt, sie zu einer Ausnahme von dieser Regel zu bewegen.

Die Firma Nobel hat mit gewisser Berechtigung geglaubt, es sei vielleicht unter der Hand möglich, um die Genehmigung zu bitten, doch dazu ist ihre Argumentation zu schwach.

Es wäre kaum möglich, die hiesigen Machthaber davon zu überzeugen, dass es wirklich eine Frage des Überlebens der dänischen Industrie sein sollte, dass die notwendigen Einkäufe in Bulgarien und Griechenland unbedingt von einem Armenier, der osmanischer Untertan ist und aus politischen Gründen zurückgehalten wird, getätigt werden.

Man würde argumentieren, dass es ein Leichtes für die dänischen Fabrikanten wäre, einen anderen Einkäufer in die genannten Länder zu schicken.

Die Gesandtschaft hofft deshalb, dass das Ministerium die beigefügte Antwort billigen wird, um deren wohlwollende Weiterleitung an die Firma Nobel sie sich erlaubt zu bitten.


C.E. Wandel



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