In dem in Übersetzung beigefügten Leitartikel bespricht die hiesige türkische Zeitung "Taswiri Efkiar" im Anschluß an das Euerer Exzellenz bekannte Exposé des Komitees "Einheit und Fortschritt" die armenische Frage und gelangt zum Schluß, daß die anfänglich vom Komitee eingeschlagene Politik der Vereinigung und Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungselemente "Bankerott gemacht" habe, und statt dessen die "Säuberung" des Reiches von allen nicht-mohammedanischen - d.h. von den christlichen - Elementen ins Auge gefaßt werden müsse. Der Artikel dürfte die Überzeugung der ultranationalistischen Kreise ziemlich getreu wiedergeben; zum Teil sind diese Gedanken bereits in die Tat umgesetzt worden durch die Austreibung der in den östlichen Grenzprovinzen ansässigen syrischen Christen und der Griechen in einzelnen Distrikten von Kleinasien und Rumelien. Ferner verlangt wohl der Verfasser auch noch die Aussiedelung der bisher von der Aussiedelung verschonten Armenier von Konstantinopel und Smyrna.
Anlage
Da der dem Kongreß vorgelegte Bericht der Generalversammlung die Frage von Anfang bis zu Ende historisch dargestellt hat, wollen wir zunächst einige Zeilen aus diesem Berichte anführen.
(folgen ausführliche Auszüge aus dem erwähnten Berichte, dann fährt der Artikel fort:)
Es ist nicht notwendig, die von den Armeniern für den Aufstand getroffenen Vorbereitungen und die einzelnen Zwischenfälle hier noch einmal anzuführen, da jeder sie im vorerwähnten Bericht gelesen hat; man kann die Lösung der Frage, wie ein Staat, der sich in einem furchtbaren Kampf auf Leben und Tod verwickelt sieht, nach Feststellung dieser Tatsachen vorgehen wird, dem Gewissen der Menschheit überlassen. Um die Sache kürzer zu machen, ziehen wir es vor, das Urteil darüber aus dem Munde der Armenier selbst zu hören, die nicht mehr sich davor scheuen die Wahrheit zu sagen. Wir verfügen in dieser Beziehung über ein umfangreiches persönliches Material, beschränken uns aber auf die verschiedenen Auslassungen, die in der armenischen Zeitschrift Datschar veröffentlicht sind.
Es ist begreiflich, daß die Aussiedelung und Deportation, die aus den im Parteibericht angegebenen, zwingenden Gründen gegen die Armenier verfügt worden ist, für dieses Volk kein angenehmes Ereignis bedeutet. Der Datschar macht für das schwere Leid, daß über die Armenier gekommen ist, sämtliche armenische Parteien und Komitees verantwortlich und schreibt:
Es war klar, daß das Vorgehen der armenischen Parteien, die nur daran dachten ihre Taschen und Bäuche zu füllen und ihre Begierden zu befriedigen, den türkischen Armeniern schaden und sie schließlich zum Selbstmord treiben würde, wie das dann tatsächlich eingetreten ist."
Keiner unter uns zweifelt daran, daß wir in der Politik der "Vereinigung und Amalgamierung" uns darauf verlassen hatten, daß wir uns am besten mit den Armeniern verständigen würden. Indem die armenischen Komitees in diesen schweren Zeiten sich nicht haben enthalten können zum Werkzeuge unseres gefährlichsten Feindes zu werden, haben sie uns bewiesen, daß wir uns auf einem falschen Wege befanden. Wir müssen daher unter dem Drucke der Tatsachen notgedrungen neue Bahnen auf ein neues Ziel einschlagen; diese Notwendigkeit beruht auf der Erkenntnis, daß die bekannte Politik der Einigkeit der Bevölkerungselemente Bankerott gemacht hat und daß die Ära der "Säuberung" für unser Vaterland angebrochen ist.