1916-02-10-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R14090
Zentraljournal: 1916-A-04215
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 02/15/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 58
Zustand: A
Letzte Änderung: 04/02/2012


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



No. 58

Pera, den 10. Februar 1916

Im Anschluss an Bericht No. 551

2 Anlagen/Abschriftlich

mit dem Hinzufügen ergebenst vorgelegt, dass ich auch dem hier anwesenden Reichstagsabgeordneten Erzberger von dem Inhalt dieser Telegramme sowie der letzten sonst hier vorliegenden bezüglichen Berichte Kenntnis gegeben habe. Herr Erzberger, welcher im Begriff steht, mit Talaat Bey und Enver Pascha sich über die Armenierfrage und deren eventuelle Folgen zu unterhalten und beiden Ministern darüber ein Promemoria zu hinterlassen, behält sich vor, eine Abschrift des letzteren sowie eine Aufzeichnung über die Ergebnisse seiner Unterredungen auch zur Kenntnis Euerer Exzellenz zu bringen.


Wolff-Metternich

Anlage 1


Abschrift.

Telegramm aus Aleppo vom 9. Februar 1916

Unter Bezug auf Bericht vom 26. Januar No. 236

1. 71 hiesige armenische Familien Aintab stammend aber grösstenteils schon jahrelang hier werden verschickt. Dies wird nur ein Anfang sein.

2. Armenier die mit Erlaubnis der Regierung seit einigen Monaten auf Güter in der Provinz Aleppo angesiedelt waren, werden jetzt weiter verschickt vielleicht 10000 Menschen.

3. Befehle der Zentralregierung scheinen milder aber Vali und Verschickungskommissar arbeiten unerbittlich an Vernichtung.


[Roessler]

Anlage 2


Abschrift.

Telegramm aus Erzerum vom 9. Februar 1916

Der Vali hat den Polizeipräsidenten mir geschickt und sagen lassen, daß auf Allerh. Befehl des Armeekommandanten Kiamil Pascha resp. der Militärbehörde, alle armenischen Frauen und Mädchen, die unter unserem Schutz stehen, ausgewiesen werden müssen. Männer stehen keine unter unserem Schutz.

Bitte gehorsamst dringend dort Schritte zu unternehmen, damit unsere Schützlinge hier verbleiben können.

Selbst von den reichen und wohlhabenden Familien sind unterwegs viele vor Kälte erfroren und gestorben.

Bitte mir umgehend zu drahten, welche Stellungnahme Sie in dieser Angelegenheit genommen haben und wie ich mich zu den hiesigen Behörden verhalten soll. Müssen sie trotzdem auswandern, so ist es sicher, daß keiner von ihnen am Leben bleibt, sei es durch Erfrieren, sei es durch die wilde und rachsüchtige Bevölkerung oder verhungernde Soldaten.


[Werth]

Telegramm

Erserum, 10. Februar 1916


Armeekommandant Kiamil Pascha und Vali teilen mir soeben mit, daß dieser Befehl im Interesse der ganzen Bevölkerung erteilt worden ist. Ich selbst soll sobald als möglich nach Ersindschan.

Für unsere Schützlinge werden durch die Militärbehörden Wagen verschafft und sollen ihnen auch Gendarmen zur Bewachung auf den Weg gegeben werden.


[Werth]

1 A 4212.



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