1916-10-24-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R14094
Zentraljournal: 1916-A-29162
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 10/28/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 2390
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Gesandte in Bern (Romberg) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



Nr. 2390
Bern, den 24. Oktober 1916.
Auf den Erlass vom 8. d.M. Nr. 611

Weisungsgemäss habe ich dem Präsidenten des schweizerischen armenischen Hilfswerks Herrn Dr. W. Vischer gelegentlich seines Besuchs auf der Kaiserlichen Gesandtschaft mündlich und ganz vertraulich die betreffenden Mitteilungen gemacht und ihn ersucht, die Mitunterzeichner des Schreibens an Herrn Dr. Rohrbach entsprechend zu verständigen.

Herr Dr. Vischer hat mich zunächst gebeten, der Kaiserlichen Regierung seinen Dank für ihr der Hilfsaktion für die armenischen Flüchtlinge bewiesenes Wohlwollen auszusprechen. Er habe sich zwar mit der Hoffnung getragen, die Kaiserliche Regierung würde diese auch aus Reichsmitteln unterstützen, könne sich aber der Berechtigung der einer solchen amtlichen Unterstützung entgegenstehenden Schwierigkeiten nicht verschliessen. Er erkenne es jedoch dankbarst an, dass man die zurzeit in Deutschland im Gange befindliche Sammlung inoffiziell zu fördern gewillt sei und fördere. Was ferner die Bereitwilligkeit des Auswärtigen Amts anlange, im Rahmen dieser inoffiziellen Hülfsaktion auch schweizerische Beträge anzunehmen und ihrer Bestimmung zuzuführen, so sei er selbstverständlich auch hierfür sehr dankbar, doch halte er es für richtiger und zweckmässiger, derartige Beträge wie bisher auf direktem Bankwege zu übermitteln. Sollte aber aus dem einen oder dem andern Grunde einmal dieser Weg nicht gangbar erscheinen, so würde er gern von diesem Anerbieten Gebrauch machen.

Ich habe die Gelegenheit unserer Besprechung benützt, um Herrn Dr. Vischer nochmals auf das unzweckmässige und schädliche einer ungezügelten Propaganda für die Armenier und gegen die türkische Regierung in der Schweizer Presse hinzuweisen, die nicht nur sein ganzes Hilfswerk in Frage stellen könne sondern auch geeignet sei, die Kaiserliche Regierung in die Lage zu versetzen, sich von ihm und seinem Unternehmen zurückzuziehen. Dr. Vischer, der das durchaus einsah, machte geltend, dass er stets bemüht gewesen sei, in seiner Propaganda Mass und Ziel zu halten, dass er aber einer von auswärts kommenden Propaganda – vor allem aus französischen, aber auch aus gewissen deutschen Kreisen -, der die westschweizerische Presse aus naheliegenden Gründen nur zu gern ihre Spalten öffne, nach Lage der Sache machtlos gegenüber stünde.


Romberg



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