Fräulein Thora Wedel-Jarlsberg, die in Armenien früher als Missionarin und in letzter Zeit als Pflegerin des Roten Kreuzes tätig war, hat mich nach ihrer kürzlich erfolgten Rückkehr nach Norwegen aufgesucht und mir ihr Bedauern über die gänzlich ungerechtfertigten Angriffe ausgesprochen, die von England aus gegen unsere Konsuln gerichtet werden und die auch in der norwegischen Presse ein Echo gefunden haben. Die gegen die Armenier eingeleitete Verfolgung, so sagte sie mir, sei beklagenswert. Es müsse aber jeden empören, der die Verhältnisse kenne, wenn man die deutschen Konsuln der Mitschuld verdächtigen wolle. Der bisherige Verweser unseres Konsulats in Erzerum habe sich glänzend benommen, wie sie sich selbst habe überzeugen können. Selbst ein Armenier habe von ihm gesagt “he is a fine man”. Auch von Konsul Rössler in Aleppo habe sie nur Günstiges gehört. Sie sei gerne bereit, so fügte Fräulein Wedel-Jarlsberg hinzu, auf Grund ihrer Beobachtungen den gegen unsere Konsuln ausgestreuten Verleumdungen in der Presse entgegenzutreten.
Ich habe ihr für ihr freundliches Interesse herzlichst gedankt, mich aber zu der Anregung einer Veröffentlichung in der hiesigen Presse zurückhaltend gezeigt.
So sehr eine Verteidigung unserer Konsuln von neutraler Seite zu wünschen wäre, so glaube ich doch nicht, daß es an mir sei, im gegenwärtigen Augenblick zu einer weiteren Erörterung der armenischen Frage in der hiesigen Presse Anlaß zu geben.
Dagegen habe ich nicht unterlassen, auf Grund des mir zugefertigten Materials in vertraulichem Gespräch mit Minister Ihlen auf die von der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel erhobenen Vorstellungen und auf die Bemühungen unserer Konsularbehörden hinzuweisen.
Konstantinopel, Wien, Athen, Bern, Bukarest, Haag, Kopenhagen, Stockholm, Washington, Sofia, Lugano, München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Weimar, Hamburg, Oldenburg, Darmstadt
zur gefälligen Information und geeignet erscheinenden vertraulichen Verwertung ergebenst übersandt.
Die von dem Kaiserlichen Gesandten in Kristiania beobachtete Haltung hinsichtlich der angeregten Verteidigung unserer Konsuln in der norwegischen Presse wird hier durchaus geteilt. Abgesehen von anderen Erwägungen würde die öffentlichen Erörterung der Frage bei der Empfindlichkeit der türkischen Machthaber den Armeniern selbst nur schädlich sein.