An Deutlichkeit der Sprache lassen es auch die griechischen Abgeordneten nicht fehlen; sie halten in einem sonderbarer Weise an den Scheich-ul-Islam gerichteten Schreiben der Regierung ein wahres Sündenregister vor. Die darin vorgebrachten Klagen werfen ein so klares Licht auf dieses Gebiet der jungtürkischen inneren Politik, dass es sich lohnt, den Inhalt des umfangreichen Dokumentes kurz anzusehen.
Die griechischen Abgeordneten schreiben, die anfängliche Freude an der Umgestaltung des Staatswesens sei ihnen bald verdorben worden. In künstlicher Weise sei die Zahl der griechischen Abgeordneten eingeschränkt und der Einfluss der Christen beseitigt worden, obwohl diese jetzt den Heeresdienst leisteten. Alle Gesetze dienten nur den Interessen der Muselmanen. Sämtliche einflussreichen Stellen würden mit Muselmanen besetzt, die sich Übergriffe nach allen Richtungen erlaubten. Griechische Schul- und Kirchenrechte würden rücksichtslos verletzt, ja die Regierung beleidige das kirchliche Oberhaupt der Griechen und bezeichne die gütigen Vermittlungsversuche des Patriarchen als eine unpassende Intervention. In ungesetzlicher Weise fänden Bekehrungen zum Islam statt. Ein solches System der Unterdrückung der Nichttürken habe nur Misstrauen zur Folge, und zwar nicht bei den Griechen allein.
In dem Wunsche, mit dem Staate im Guten auszukommen, bäten die griechischen Abgeordneten um Wahrung ihrer alten Rechte, Gleichstellung ihrer Schulen, Festlegung der Anzahl christlicher Rekruten, Aenderung des Wahlgesetzes unter Berücksichtigung der Bevölkerungsstatistik und Ermahnung aller Beamten zur Befolgung der Verfassung und gerechten Behandlung der Nichttürken.
Eine Antwort von türkischer Seite ist hierauf nicht ergangen, würde auch wohl nicht viel nützen. Die Gegensätze sind vorerst unüberbrückbar; nicht Worte entscheiden, sondern die Gewalt, und über diese verfügen die Jungtürken, welche davon einen recht ausgiebigen Gebrauch machen.