Auf meinen Rat hat Enver Pascha wiederholt Marquis Garroni die Versicherung abgegeben, daß er das möglichste tun werde, um ein Übergreifen der islamitischen Bewegung auf Lybien zu verhüten. Wie ich aus späteren Unterhaltungen mit Marquis Garroni feststellen konnte, war letzterer hinsichtlich Türkei beruhigt, befürchtete indessen ernstlich Wühlereien Englands, welches bereits bei Beginn des Krieges Agenten zur Aufwiegelung der Araber von Egypten nach der Cyrenaika entsandt hatte. Um meinen Kollegen bezüglich uns und der Türkei noch sicherer zu machen, hatte ich ihm vor einiger Zeit angeboten, den früheren Adjutanten Enver Paschas, preußischen Leutnant a.D. von Bentheim, der den lybischen Feldzug mitgemacht hat, zu den Senussi zu schicken um denselben sagen zu lassen, daß die Cyrenaika unter allen Umständen aus dem Spiel bleiben müsse. Herr von Bentheim werde über Rom reisen und sich Instruktionen der dortigen Regierung erbitten, die Reise aber unterlassen, falls dagegen in Rom Bedenken beständen. Auf die Anfrage Marquis Garronis in Rom wurde ihm erwidert, er möge mir für das freundliche Anerbieten danken, dessen Annahme bei den Militärs auf Widerstand stoße. Die italienischen Generäle fühlen sich stark genug, in Lybien allein für Ordnung zu sorgen.
Daß Enver Pascha beruhigend auf Italien einwirken wird, bin ich überzeugt. Doch gibt es hier natürlich eine Partei, welche die gegenwärtige Weltlage zur Vertreibung der Italiener ausnutzen möchte.
Ob sofortiger Aufbruch nach Egypten möglich ist, erscheint mir zweifelhaft. Es ist natürlich von der größten Bedeutung, daß möglichst bald auch eine Landaktion der Türken erfolgt; wir riskieren sonst, daß Rußland das Vorgehen der Flotte, das ja fast ausschließlich von Göben getragen wird, lediglich als eine deutsche Aktion hinstellt und überhaupt auf eine Kriegserklärung an die Türkei verzichtet. Eine solche Wendung ist nach den unglaublichen Demütigungen, die sich die Entente-Mächte von der Türkei bereits haben gefallen lassen, durchaus nicht ausgeschlossen.