1915-04-16-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20182
Zentraljournal: 1915-A-13254
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 04/16/1915 08:00 PM
Telegramm-Ankunft: 04/17/1915 12:40 AM
Praesentatsdatum: 04/17/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 410
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 410.

Athen, den 16. April 1915.

Im Anschluß an Telegramm 408 {A 13198}.

Ich habe heute Zographos direkt auf Griechenlands ferneres Beharren bei der Neutralitätspolitik angeredet. Als äußeren Anlaß benutzte ich Preßnachrichten, wonach Venizelos bei seiner Abreise gesagt hätte, er scheide beruhigter aus dem politischen Leben, seitdem das Heraustreten Griechenlands aus der Neutralität gesichert erscheine.

Zographos versuchte zuerst, sich mit einigen Redensarten aus der Situation zu ziehen: in den allgemeinen Richtlinien der Politik Griechenlands habe sich nichts geändert und dergleichen.

Schließlich bequemter er sich aber doch zu dem einschränkenden Zugeständnis, daß „Griechenland selbstverständlich dann nicht mehr mit gekreuzten Armen zusehen könne, sobald nach Ansicht griechischen Generalstabs die Land- und Seestreitkräfte der Triple-Entente quantitativ wie qualitativ ausreichend erschienen, um die erforderliche Durchführung der Aktion gegen die Meerengen und gegen Konstantinopel zu verbürgen. Die Befreiung „Konstantinopels“ könne sich nun einmal nicht ohne Beteiligung Griechenlands vollziehen.“

Die notwendige „Ergänzung“ dieses halben Geständnisses ergibt sich aus Telegramm Nr. 411, worin über Verhandlungen, in welche sich Griechenland mit der Triple-Entente eingelassen hat, besonders Meldung erstattet ist.


[Mirbach]
[Jagow am 17.4. an Treutler (Nr. 329)]

Der Ks. Geschäftsträger in Athen telegraphiert „[ins. aus A 13254 m/m]“ [Tel. Nr. 410 u. 411]

Gleichzeitig eingeht hier nachstehendes [ins. aus Eing. A.S. 1678 {Dok. 1915-04-17-DE-005}].

Ew. pp. wollen Sr. Maj. dem Kaiser das Telegramm des Königin unterbreiten und ein Allerhöchstes Telegramm an König Konstantin etwa folgende Inhalts vorschlagen: „Von verschiedenen Seiten gehen mir Nachrichten zu daß die Entente von neuem bemüht ist Deine Regierung durch Drohungen und Versprechungen zu aktivem Vorgehen gegen Konstantinopel zu verleiten. Ich bin überzeugt daß derartige Lockungen ebensowenig verfangen werden wie die Intrigen des Demagogen Venizelos. Die bisherigen Ereignisse vor den Dardanellen haben die Ohnmacht der Entente allzu deutlich erwiesen. Vor allem vertraue ich auf Deine Weisheit die nimmermehr zulassen wird daß Griechenland für die selbstsüchtigen Ziele Englands und Frankreichs in majerem gloriam Rußlands verbluten soll. Die Entlassung von Venizelos war eine Tat durch die Du Dir für alle Zeiten die Dankbarkeit Deines Volkes verdient und in der Geschichte einen Ehrenplatz als selbstständiger furchtloser Charakter erworben hast. Das für uns so günstige Gesamtbild der militärischen Lage und unsere treue Freundschaft werden Dich abhalten mit meinen Gegnern gemeinsame Sache zu machen.“


J[agow]


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