1915-06-01-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 14086
Zentraljournal: 1915-A-17667
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Telegramm-Abgang: 06/02/1915 11:42 AM
Telegramm-Ankunft: 06/02/1915 04:40 PM
Praesentatsdatum: 06/02/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 83
Zustand: A
Letzte Änderung: 10/21/2017


Die Gesandtschaft Kopenhagen an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 83
Kopenhagen, den 1. Juni 1915

Abschrift.

Petrograder Telegraphenagentur veröffentlicht folgendes offizielles Communiqué russischer Regierung vom 2. Mai: Während letzten Monats veranstalteten Kurden Türken unter offenkundiger Nachricht bisweilen sogar direkter Mitwirkung ottomanischer Behörden Armenier-Massaker Mitte April neuen Stils fanden Erzerum, Dergan, Egina, Bitlis, Musch, Sassan, Seitun und ganz Kylikien Armeniermassaker statt, in Hunderten von Dörfern Umgegend Wan wurde ganze Bevölkerung niedergemetzelt, in Wan selbst belagerten Kurden armenisches Stadtviertel, gleichzeitig unterwirft türkische Regierung Konstantinopel friedliche armenische Bevölkerung Verhaftungen und unerhörten Bedrückungen. In Anbetracht dieser neuen Verbrechen der Türkei gegen Humanität und Zivilisation erklären verbündete Regierungen Rußlands, Frankreichs, Englands hiermit öffentlich der Pforte, daß sie persönliche Verantwortung für diese Verbrechen allen Gliedern türkischer Regierung, sowie denjenigen Regierungsvertretern in Provinz auferlegen die an Massaker beteiligt.

”Wetschernee Wremja” schreibt: Letzter Zeit laufen Petrograd hartnäckige Gerüchte von feindlichen Absichten schwedischen Regierung. Aus hochautoritativer Quelle wird uns hierzu mitgeteilt, daß Gerüchte unzutreffend. Beziehungen zwischen Schweden und Rußland sind gute und vorliegen entschieden keinerlei Tatsachen dafür, daß sie gegenwärtig gestört. Regierung Stockholm bleibt neutral. Schwedische Presse, die zeitlang offenen antirussischen Charakter trug, hat Richtung ein wenig geändert, wenn auch fortdauernd bedeutende Partei existiert, die gegen Rußland agitiert und gegebenenfalls Programm deutscher Agenten ausführt, die seit Kriegsbeginn Schweden in ihre Fesseln geschlagen, jedenfalls vorliegen jetzt entschieden keinerlei beunruhigende Anzeichen.

Petrograder Telegraphenagentur verbreitet folgende offizielle Bekantmachung: Bevollmächtigten Landwirtschaftsministeriums für Verpflegung und Fourage Armee ist gelungen gegenwärtig ganzes Quantum Verpflegungsvorräte anzukaufen, das sie in Bezirken außerhalb Kriegsschauplatzes besorgen sollten. Daher hat Landwirtschaftsminister im Einverständnis mit Handelsminister und Hauptintendanten 24. Mai Kommandierende Truppen Moskauer, Kasaner, Omsker, Irkutsker und Amur Militärbezirks, sowie Hettmann donischen Kosakenheeres ersucht, Preisfestsetzungen für Roggen, Weizen und Mehl aufzuheben und bekanntzumachen, daß Requisition dieser Produkte in genannten Gebieten nicht mehr stattfinden soll. Landwirtschaftsminister erläuterte hierbei, daß Aufhebung Zwangspreise und Requisition von Roggen, Weizen und Mehl nicht auf die zu Moskauer Militärbezirk gehörenden Kreise der Gouvernements Poltawa und Jekaterinoslaw auszudehnen sind, weil diese Kriegsschauplätze so nahe und in engem wirtschaftlichen Zusammenhang mit übrigen Kreisen dieser Gouvernements stehen, die zum Rayon Kriegsoperation gehören. Auch hat Landwirtschaftsminister Kommandierende der Truppen gebeten, Verfügungen bezüglich derjenigen Partien Roggen, Weizen und Roggenmehl, deren Requisition von Kommandierenden Truppen vor 20. Mai anberaumt war, in Kraft zu belassen und nach wie vor vollem Maße und mit aller Strenge Vorräte zu requirieren, welche Personen gehören, die Armee Getreide zu bisherigen Preisen verkauft haben, falls sie Produkte zu diesen Preisen und an verabredeten Terminen nicht liefern. Alle Zwangspreise, sowie Requisiten und Ausfuhrverbot aus einem Gouvernement in anderes bleiben überall für Hafer, Gerste, Graupen und Hirse bestehen, ausgenommen Hafer, der zur Besämung Felder angekauft und nicht zur festgesetzten Frist an Bestimmungsort abgegangen oder angelangt.

Petrograder Zeitungen melden: Polizei registriert alle Mittelschüler, die mit Eltern an Küste finnischen Meerbusens in Sommervillen wohnen und älter als 15 Jahre sind. Jeder Schüler muß vom Schuldirektor ausgestellte besondere Legitimation haben. Die aus Schule ausgetretenen jungen Leute müssen Bescheinigung über frühere Studien vorlegen, Gründe dieser Registration mitteilen Petrograder Zeitungen nicht. Finnlandische Zeitungen berichten, daß das Wohnen in Sommervillen auf verschiedenen Inseln in Nähe Helsingfors im allgemeinen verboten, Ausnahmen nur mit Erlaubnis Generalgouverneurs. In Ansprache Sassonow an Vertreter russischer Presse sagte Sasonow bezüglich im italienischen Grünbuch enthaltenen Andeutungen wegen Separatfriedens mit Österreich Folgendes: Von verschiedenen Seiten hat man uns in Betreff solchen Friedens sondiert, aber unsere Antwort ist stets dieselbe geblieben, daß es solchen Frieden nicht geben werde noch könne.



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