1916-04-17-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20065
Zentraljournal: 1916-A-10405
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 04/21/1916 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Gr. Hauptquartier, den 17. April 1916
Balkan.

Nach Zeitungsmeldungen sollen am 10. April in Saloniki etwa 300 Serben gelandet sein, die von den auf Korfu gesammelten Resten der serbischen Armee stammen.

Für einen Abtransport von Korfu kommen etwa 30 - 40000 waffenfähige Serben in Betracht; ob sie aber schon ausgerüstet sind, ist sehr unwahrscheinlich. An Artillerie sind nur einige Gebirgsgeschütze vorhanden. Der Gefechtwert ist ebenfalls sehr gering anzuschlagen, denn bisher ist es anscheinend infolge Mangels an Bewaffnung und Artillerie nicht gelungen, geschlossene größere Verbände herzustellen. Zahlreiche Desertionen zeigen, daß auch die Lust zum Kämpfen sehr stark abgenommen hat.

Außerdem befinden sich noch Serben in Tunis, die wahrscheinlich dort an Gebirgsgeschützen ausgebildet werden und die Artillerie für die nach Saloniki zu befördernden Teile bilden sollen.

In Saloniki besteht nach wie vor ein serbisches Regiment, das mit serbischen Flüchtlingen zusammen bei Saloniki mit Erdarbeiten beschäftigt wird.

Etwa 200 serbische Offiziere sind von Frankreich nach Rußland gegangen, um die Ausbildung einer dort aufzustellenden serbischen Abteilung zu übernehmen.

Serbische Metallarbeiter sind von Korfu nach Frankreich zur Arbeit in den Munitionsfabriken gesandt worden.

Die neuerdings aus Athen gekommene, von dem früheren deutschen Konsul in Korfu stammende Nachricht, wonach sich auf Korfu etwa 100000 kriegsverwendungsfähige Serben befänden, wird hier nicht für zutreffend gehalten. Man ist nach wie vor der Ansicht, daß bestenfalls 40000 waffenfähige Serben in Frage kommen.

In Albanien hat sich die Lage kaum verändert. In und um Valona stehen etwa 65000 Italiener, die das Gebiet von der Vojusa-Mündung stromaufwärts bis zur Einmündung des Nebenflusses Susica, das Tal des Susica und die Höhen südlich Valona bis gegen Dukati besetzt und stark ausgebaut haben. Außerhalb dieser Stellung sind einzelne Postierungen vorgeschoben. In Elbassan steht ein Bataillon Oesterreicher und ein Bataillon Bulgaren mit etwas Artillerie und eine albanische Bande. Nördlich des Vojusa sind etwa 3 - 4000 Albaner in kleine Gruppen als Vorposten verteilt. Stärkere Patrouillen stehen noch in Berat, Ljusna und am Semeni.

Bei dieser Kräfteverteilung kann natürlich von einem offensiven Vorgehen gegen die Italiener keine Rede sein; es kann sich nur darum handeln, die Italiener zu beobachten und sie von einem weiteren Vordringen nach Nordalbanien im Kleinkrieg zu verhindern.

Die Griechen haben bisher über 70000 Mann beurlaubt, so daß sie noch etwa 150000 Mann unter Waffen haben.


vGrünau.



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