1915-01-31-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20178
Zentraljournal: 1915-A-05276
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 02/11/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 58
Zustand: A
Letzte Änderung: 10/23/2017


Der Gesandte in Athen (Quadt zu Wikradt und Isny) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



Nr. 58.

Athen, den 31. Januar 1915

Unter Bezugnahme auf Erlass No 13 vom 20. dieses Monats {A 1248}

Die Ankunft des franzoesischen Panzerkreuzers Waldeck-Rousseau in Salonik hat der Miliaerattaché seinerzeit in Telegramm No. 748 {A 33457} vom 4. Dezember v.Js. Euerer Exzellenz in derselben Weise gemeldet, wie der Kaiserliche Konsul in Salonik seinerzeit telegraphiert hatte. Irgend welche amtliche oder begruendete Nachrichten ueber eine Havarie, die der Panzerkreuzer erlitten haben sollte, lagen nicht vor. Zeitungen haben, soviel ich mich erinnere, etwas hierueber geschrieben; wenn man aber alle in den Zeitungen enthaltenen, meist frei erfundenen Nachrichten telegraphieren wollte, wuerde man dem Draht ganze Baende anvertrauen muessen; ein Nutzen waere von diesem Vorgehen kaum zu erwarten, da es in den meisten Faellen unmoeglich ist, unter all den vielen Luegen ein Koernchen Wahrheit herauszufinden.

Die Abfahrt des Waldeck-Rousseau wurde seinerzeit nicht gemeldet, da der Kaiserliche Konsul in Salonik ausdruecklich angegeben hatte, dass das Reiseziel des Waldeck Rousseau unbekannt sei. Es wurde daher hier angenommen, dass diese Meldung fuer den Herrn Kommandanten der Mittelmeerdivision nicht von Bedeutung sein koenne.

Da der Herr Admiral aber auch auf solche Meldungen Wert zu legen scheint, werde ich veranlassen, dass sie ihm in Zukunft zukommen und zwar werde ich, das Einverstaendnis Euerer Exzellenz vorausgesetzt, den Kaiserlichen Konsul in Salonik anweisen, Meldungen ueber Schiffsbewegungen auch direkt nach Constantinopel weiterzugeben.

Wenn seinerzeit von hier aus weder dem Kaiserlichen Botschafter in Constantinopel noch dem Herrn Kommandanten der Mittelmeerdivision eine Mitteilung direkt zugekommen ist, so liegt das, wie Euerer Exzellenz bekannt, an dem Umstande, dass damals Chiffretelegramme nach Constantinopel auf dem hiesigen Telegraphenamte ueberhaupt nicht angenommen wurden und andere Telegramme, wenn sie ankamen, wie mir mein tuerkischer Kollege sagte, bis zu acht Tagen unterwegs waren.

Wenn der Herr Kommandant der Mittelmeerdivision mit seinem Hinweis darauf, dass sich der „Waldeck-Rousseau“ 53 anstatt 24 Stunden in Salonik aufgehalten hat, sagen will, dass ich wegen des damit verbundenen Neutralitaetsbruches haette protestieren muessen, so moechte ich nicht unerwaehnt lassen, dass ich nicht aufgehoert habe, beim griechischen Herrn Ministerpraesidenten wegen aehnlicher und auch ernsterer Neutralitaetsbrueche zu protestieren. Damals schien mir, soviel ich mich erinnere, zur Einlegung eines Protestes umso weniger Anlass geboten, als die in den Zeitungen verbreitete Nachricht einer angeblichen Havarie des franzoesischen Kriegsschiffes - mochte dieselbe nun bestehen oder nicht - dazu bestimmt schien, von vornherein einem Proteste meinerseits die Spitze abzubrechen


A. Quadt


[Zimmermann am 15.2. an Chef des Admiralstabs der Marine (zu A 5276)]

Auf das gef. Schr. v.8. v.M. - A 457 III - habe ich die in Betracht kommenden Ks. Vertreter telegraphisch erneut auf die Wichtigkeit rascher direkter Nachrichtenübermittelung nach Constantinopel hingewiesen und den K. Gesandten in Athen zu einer Aeusserung über den Aufenthalt des Panzerkreuzers Waldeck-Rousseau in Salonik aufgefordert. Die Antwort des Grafen Quadt v. 31. d.M. beehre ich mich zu Ew. pp. gef. Kenntnis u.R. hier beizufügen. Das darin erwähnte Telegramm No. 748 ist von hier aus seiner Zeit Ew. pp. kurzer Hand mitgeteilt und telegraphisch nach Konstantinopel weitergegeben worden.



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