1915-05-21-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20185
Zentraljournal: 1915-A-16572
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 05/21/1915 12:15 AM
Telegramm-Ankunft: 05/21/1915 02:45 AM
Praesentatsdatum: 05/21/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 787
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Rom (Bülow) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 787.

Rom, den 21. Mai 1915

Der türkische Botschafter sagte mir, er habe in Konstantinopel angefragt, wie er sich im Falle eines Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zwischen Italien und Österreich-Ungarn zu verhalten habe. Die Pforte wolle selbstverständlich ihre Bündnispflichten gegenüber den Zentralmächten loyal erfüllen. Andererseits habe sie ein großes Interesse daran, daß die Italiener keine Truppen nach Smyrna und namentlich nicht nach den Dardanellen schickten, nicht nur aus militärischen Gründen, sondern auch wegen des moralischen Eindrucks auf die türkische Bevölkerung. Er glaube, daß, wenn die Beziehungen mit Italien von türkischer Seite nicht abgebrochen würden, die Italiener nicht abgeneigt wären, sie vorläufig aufrecht zu erhalten. Der Generalsekretär im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Herr de Martino habe ihm gegenüber eine dahingehende Andeutung gemacht. Er habe geäußert, er sähe nicht ein, warum die Türkei und Italien sich in die Haare geraten sollten, Italien habe es nur auf Österreich abgesehen. Nabi Bey erzählte mir bei dieser Gelegenheit, er wisse aus guter Quelle, daß der englische und französische Botschafter mit großem Nachdruck die Entsendung italienischer Truppen nach dem französischen Kriegsschauplatz, nach den Dardanellen und nach Smyrna forderten, indem sie das Vorgehen gegen Österreich für sekundär erklärten. Dagegen vertrete Graf Cadorna die Idee eines Vorstoßes gegen den Isonzo und Triest, andere italienische Generale plaidierten für eine Expedition nach Montenegro, um von dort aus sich mit den Serben gegen Österreich zu vereinigen. Ich habe mich gegenüber diesen Ausführungen des Botschafters nur zuhörend verhalten.

[Bülow]



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