1916-06-17-DE-007
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Quelle: DE/PA-AA/R 20078
Zentraljournal: 1916-A-16144
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 06/17/1916 12:00 PM
Telegramm-Ankunft: 06/18/1916 03:30 PM
Praesentatsdatum: 06/18/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 372
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 17. Juni 1916

Für Chef des Generalstabs des Feldheeres:

Geheim!

Am Anschluß an Telegramm Nr. 372.

Das Verhalten der Entente gegen Griechische Regierung erschien mir bis heute nicht ganz verständlich. Folgende Nachricht, die ich soeben „aus sicherer Quelle“ erhalte, giebt den nötigen Aufschluß:

„Die Ententegesandten in Athen sollten am 13. Juni der Griechischen Regierung eine Note überreichen, durch welche mitgeteilt wurde, daß die Ententemächte mit der Demobilisierung einverstanden wären; da wurden ihre Absichten durch folgenden Zwischenfall gänzlich geändert: Am 12. Juni hatte der Generalstabs-Chef Dousmanis ein Gespräch mit dem griechischen Gesandten in Paris Romanis, (der sich wegen des Todes seines Bruders in Athen aufhält). Dousmanis setzte auseinander Romanos (einem krassen Anhänger Venizelos und der Entente), daß die Demobilisation der griechischen Armee tatsächlich den wahren Interessen der Entente widerspräche, daß die Entente nach der griechischen Demobilisation auch nicht mehr hoffen könnte, daß Rumänien aus der Neutralität trete, um an der Seite der Entente zu kämpfen und daß die Entente, wenn sie andere als die bisher gegen Griechenland und den König angewandten törichten Mittel gebrauche, vom König alles erreichen könnte, was er bisher verweigert habe.

Hierauf begab sich Romanos zum französischen Gesandten Guillemin und setzte diesem auseinander - oder den versammelten Entente-Gesandten - Vorstehendes. Nach langer Beratung beschlossen Ententegesandten Note am 13. Juni nicht zu überreichen, Vorfall ihren Regierungen zu berichten und neue Instruktionen zu erbitten.

Die neuen Instruktionen sind noch nicht eingetroffen; aber seitdem ist die Blockade wieder schärfer geworden und da nun die Entente durch den griechischen Generalstabs-Chef aufgeklärt worden ist, wird sie nicht nur auf der Nichtdurchführung der Demobilisation bestehen, sondern auch Mittel finden, diese Forderung durchzusetzen; dafür gibt es nur ein Mittel: Sturz der Regierung. Voraussichtlich wird sich die Entente nicht an Griechische Regierung wenden, ihre Gründe mitteilen, welche Zusammenarbeit unmöglich machen, sondern sich direkt an griechisches Volk wenden und die Zwangsmaßregeln als Folge der Handlungen jetziger Regierung hinstellen.“

Vorstehende Angaben stammen von Metaxa, von dem sie über den Bruder des griechischen Gesandten Berlin an die „sichere Quelle“ gelangten, welche sie als „streng geheim“ an mich weitergab.

Die Angaben Herr Gummeré’s scheinen in jeder Einzelheit der Wahrheit zu entsprechen; Dousmanis soll selbst die Tatsache dieses Gesprächs mit Romanos zugegeben haben.

Voraussichtlich wird Metaxa am 18. Juni dem König Vortrag halten.

Ich erinnere, daß Dousmanis schon einmal, unmittelbar vor dem ersten Sturz des Venizelos, seinen König im entscheidenden Augenblick im Stich gelassen hat. Dousmanis hängt sehr an seiner Stellung und hat sich anscheinend „für alle Fälle“ eine Hintertür offenhalten wollen ohne sich ganz klar zu sein, daß er seinen König verrät.

Marine-Attaché bittet um Mitteilung an Chef des Admiralstabs unter Bezugnahmen auf seine Telegramm Nr. 221 {A 16143}.

Militärattaché Athen.


[Mirbach]



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