Die deutsche Orient-Politik und der Erste Weltkrieg. Teil 1

Vorwort


Die zu „Armenien“ vom deutschen Auswärtigen Amt gezielt gesammelten Akten sowohl der Zentrale als auch der Botschaft Konstantinopel und einzelner Konsulate haben wir bereits weitgehend ausgeschrieben und publiziert, wie auch Dokumente zur Vorgeschichte in Adana 1909. Es wird auch in Zukunft immer wieder vereinzelte Dokumente zu diesen Themata in von uns noch nicht erschlossenen Aktenbeständen geben, die wir dann veröffentlichen werden.

In der neuen Edition geht es uns darum, den politischen und militärischen Kontext herauszuarbeiten, in dem die Entscheidungen über den Genozid fielen. Wir beschränken uns mit etwa tausend Akten im ersten Teil dieser sehr umfangreichen Dokumentation auf die Zeitspanne vom Kriegsausbruch Mitte 1914 bis zum Mai 1915, als die offiziellen türkischen Deportationsbefehle für die Armenier veröffentlicht wurden. In Folge-Editionen werden wir weitere politische und militärische Akten bis zum Kriegsende publizieren.

Einige besondere Aspekte der deutschen Nahost-Politik sollen in kleineren Sonder-Editionen von AA-Akten veröffentlicht werden, so der vom deutschen Kaiser gewünschte und vom Sultan proklamierte „Heilige Krieg“, der mit einem völligen Fiasko endete, aber viel über deutsche und auch türkische Intentionen verrät.

Erstmals veröffentlichen wir Protokolle von bestimmten Registraturen, im vorliegenden Falle „Deutsch-türkisches Bündnis“, „Großes Hauptquartier“, Weltkrieg I“ und „Weltkrieg I geheim“, jeweils für den Zeitraum Kriegsausbruch bis Mai 1915. Die Protokolle enthalten die von uns einzeln veröffentlichten Akten, ferner einige hundert unserer Meinung nach weniger wichtiger Dokumente in vollem Wortlauf (aber nicht indexiert) sowie Hinweise auf weitere Dokumente in Kurzbeschreibungen. In allen Fällen haben wir nur diejenigen Dokumente ausgewählt, die zum Thema „deutschen Orientpolitik“ gehören.

Wir sind nach wie vor eine Gruppe unabhängiger Publizisten von staatlichen Akten, die in keinerlei Auftrag handeln und nicht einen Cent staatlicher Unterstützung erhalten. Umsomehr haben wir das Bedürfnis, jene Freunde hervorzuheben, die uns erheblich geholfen haben. So geht unser großer Dank an Mehmet Uluisik und Serdar Dincer in Berlin für Beschaffung von Dokumenten und Anfertigung von Übersetzungen. In den Vereinigten Staaten von Amerika haben uns unterstützt Marc A. Mamigonian, Director of Academic Affairs der „National Association for Armenian Studies and Research (NAASR)“ sowie der „Knights of Vartan Fund for Armenian Studies“, desgleichen Robert Mirak von der John Mirak Foundation in Arlington (MA) und seine Schwester Muriel Mirak-Weissbach. Ihnen allen gilt unser großer Dank nicht nur für ihre arbeitstechnische und materielle Unterstützung, sondern auch für viele Aufmunterungen, unsere Arbeit an der Dokumentation des Völkermords an den Armeniern weiterzuführen.

Besonders hervorheben möchte ich die unendlich große Hilfe meiner Frau Sigrid, die trotz einer schweren Schmerzkrankheit unermüdlich Korrektur gelesen und die vielen Handschriften entziffert hat, die selbst von deutschen Historikern oft nicht entschlüsselt worden sind, sonst wären nicht so viele wertvolle Anmerkungen und Kommentare bis heute unveröffentlicht.


Hamburg, den 6. April 2012.
Wolfgang Gust

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