Vorwort Index

Der Index enthält neben den Sachbegriffen die wichtigsten Personen und Orte der einzelnen Dokumente und Kombinationen der drei Begriffe.
Im Sachindex mit seinen Unterabteilungen wird der (seinerzeit unbekannte) Begriff Genozid nicht verwendet, sondern durch Deportationen ersetzt, auch wenn es sich schon eindeutig um völkermordähnliche Aktionen handelte, die dann zusätzlich als Vernichtungsaktionen ausgewiesen werden. Die einzelnen Deportationszüge finden sich unter Deportierten, als die auch jene (relativ seltenen) Armenier bezeichnet werden, die Unterschlupf in anderen als ihren Heimatregionen gefunden haben. In den deutschen Dokumenten selbst werden die Deportationen in der Regel als Verschickungen, manchmal auch als Umsiedlungen bezeichnet. Die jungtürkischen Komitees werden wie damals üblich in französischer Abkürzung als CUP (Comité Union et Progrès) wiedergegeben, die mit dem Völkermord beauftragte „Spezialorganisation“ wird in deutschen Dokumenten noch nicht erwähnt und deshalb auch nicht im Index, die manchmal als „Tschetes“ erwähnten Irregulären stehen einheitlich unter Freischärler. Das Schicksal der in die Armee eingezogenen Armenier (auch der Arbeitsbataillone) steht unter Türkei\Armee, das der Zivilisten unter Türkei\Armenier beziehungsweise unter Deportationen und Deportierte. Zusatzinformationen stehen in eckigen Klammern.
Isolierte Begriffe wie Deportationen oder Deportierte oder Verschwörungsvorwurf oder Zwangsislamisierungen beziehen sich immer auf die vom Völkermord betroffenen Armeniern im Ersten Weltkrieg. Ist von Armeniern generell die Rede, sind die Diaspora-Armenier außerhalb des Osmanischen Reichs gemeint. Die Armenier des Osmanischen Reichs finden sind unter Türkei\Armenier, die des Kaukasus unter Russland\Armenier. Mit Armenien werden die sechs türkischen Provinzen mit starken armenischen Minderheiten bezeichnet, für die vor dem Krieg Reformvorschläge ausgearbeitet und angenommen worden waren. Türkei und Osmanisches Reich werden synonym verwendet.
Beziehungen aller Art von Völkern oder Angehörigen dieser Völker werden durch Unterabteilungen dargestellt. Unter Türkei\Armenier\Deutschland befinden sich folglich jene Stellen, die das Verhältnis der türkischen Armenier zu Deutschland beschreiben, also auch die Einstellung der Armenier über Deutschland. Zur Vereinfachung werden Wechselbeziehungen nur unter einem Begriff erfaßt. Türkei\Kurden\Armenier bezeichnet das Verhältnis zwischen Kurden und Armenier ebenso wie das zwischen Armeniern und Kurden. Als Kilikien wird – wie damals üblich – in etwa die heutige Provinz Adana bezeichnet, als „Euphratstrecke“ der für die Armenier letale Deportationsweg in etwa von Aleppo entland dem Euphrat nach Deir-es-Zor bis zum Chaburfluß, wo die Reste der Armenier umgebracht wurden. Analog dazu bezeichnet die „Bagdadbahnstrecke“ in etwa den Weg von Aintab bis Ras ul Ain (und weiter bis Mossul), die „Hedschasstrecke“ in etwa die von Aleppo nach Jerusalem. Die oft sehr umfangreichen Rechtfertigungsschriften sowohl der Türkei als auch Deutschlands (Hoesch-Bericht oder Bratter-Pamphlet) sind nicht katalogisiert worden.
Sowohl im Personen- wie auch im Ortsindex wird die Schreibweise vereinheitlicht, während sie in den Dokumenten selbst stets originalgetreu wiedergegeben wird, also in verschiedenen phonetischen Umschreibungen (beispielsweise Seitun, Setun, Zeytun oder Zeytoun für Zeitun). Generell wird eine zur damaligen Zeit vorherrschende Schreibweise verwendet, die freilich keineswegs einheitlich war. Auch wird für den Index oft der Name eines Beamten eingesetzt, wenn in der Akte selbst nur seine Funktion erwähnt wird. Aus diesen Gründen führen Suchbegriffe mit den im Index angegebenen Namen oft nicht zu Ergebnissen.
Die Laute „kh“ und „ch“ (z.B. Kharput oder Charput) werden so verwendet, wie in der Mehrzahl der Dokumente, also durchaus arbiträr. Das „j“ (wie in Dörtjol oder Harunije) wird als „y“ wiedergegeben, wie im Englischen üblich und auch in den deutschen Texten häufig verwendet. Das deutsche „ß“ wird durchgängig als „ss“ geschrieben.
Im Personenindex steht der Vorname in runden Klammern, weil das verwendet Programm ein Komma als Trennungszeichen interpretiert. Die Funktionen der einzelnen Personen (in der Regel zur Zeit des Dokuments) stehen in eckigen Klammern. Hiervon ausgenommen sind weithin als bekannt anzusehende Personen des damaligen öffentlichen Lebens (wie beispielsweise Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg oder Johannes Lepsius) sowie alle deutschen Funktionsträger im Osmanischen Reich selbst (in erster Linie Botschafter und Konsuln sowie leitende Offiziere).
Im Ortsindex gilt für die Schreibweise das gleiche wie für den Personenindex. Alle Orte werden so bezeichnet, wie es damals - auch offiziell - üblich war, also Konstantinopel statt Istanbul, Adrianopel statt Edirne, Alexandrette statt Iskenderun, Angora statt Ankara oder Smyrna statt Izmir. Erst recht werden die damals üblichen Bezeichnungen jener Orte beibehalten, die später aus rein politischen Gründen umbenannt worden sind, folglich steht Urfa statt Sanliurfa, Aintab statt Gaziantep oder Zeitun statt Süleymanli.
Der Index soll das schnelle Auffinden von Themen erleichtern. Ein komplettes Verzeichnis sämtlicher in den Dokumenten erwähnten Personen und Orte mit ihren unterschiedlichen damaligen und heutigen Schreibweisen in verschiedenen Sprachen ist in Vorbereitung, wird aber noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.



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