Antwort auf Telegramm Nr. 1751.
Grosswesir erwiderte sichtlich betreten, nach seinen bisherigen Informationen läge bei anderen Mächten keine Absicht vor, Armenierfrage auf Programm Botschafterversammlung zu setzen. Er werde Tewfik Pascha telegraphisch um seine Ansicht bitten und morgen Nachmittag mir näher Rede stehen.
Wenn unsere Anregung auch dringend geboten erscheint, sobald Anschneidung der Frage von türkenfeindlicher Seite feststeht - was ich Mahmud Schefket gegenüber vertreten habe - so hängt ihr Erfolg doch ausschliesslich von der Form ab, in welche sie von Fürst Lichnowsky gekleidet wird. Enthält sie eine Kritik der Türkei und eine Anerkennung der masslos übertriebenen armenischen Ansprüche, so würde dies das Selbstgefühl der Armenier steigern und könnte leicht zu Provokationen führen, die, wie seinerzeit in Adana, mit Massakres enden würden. Die armenischen Provinzen sind gegenwärtig von Truppen fast gänzlich entblösst.
Unsere Anregung ausgeht nur von dem Wunsch eine unvermeidliche Frage möglichst schonend für Türkei zu gestalten. Sir Edward Grey scheint wenig geneigt, Frage in London zu verhandeln, um Ausdehnung dortiger Konferenz zu vermeiden und würde voraussichtlich Constantinopel vorschlagen. Falls dies Wünschen des Großwezirs entspricht würden wir diesbezüglichen Antrag stellen. Bitte Großwezir nach seinen Wünschen betr. Formfragen, da wir uns möglichst danach richten wollen.
2. Botschafter London (Nr. 324.)
Hatte Großwezir vertraulich von unserer Absicht, armenische Reformfrage anzuregen, unterrichten lassen. Baron Wangenheim telegraphiert hierauf: [Text Nr. 300]. Habe Baron Wangenheim geantwortet: [Text: Nr. 177].
1 A 10974 [s. Dok. 1913-05-31-DE-001].