1916-07-08-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R14092
Zentraljournal: 1916-A-18331
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 07/11/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: B.Nr.I. 1208
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler Bethmann Hollweg

Bericht



B.Nr. I. 1208
Pera, den 8. Juli 1916
Abschriftlich

im Anschluß an Bericht No. 20 vom 17.1., betreffend Übersendung ungeeigneter Drucksachen durch die Deutsche Orientbank mit der Bitte um weitere Veranlassung wegen des Schlußantrages. Ich habe Herrn von Scharfenberg anheimgestellt, die bisher eingegangenen Briefe zu vernichten.


In Vertretung
Neurath


Anlage

Abschrift.

Nachrichtenstelle.

J.No.Nst. 3544.


Pera, den 3. Juli 1916.
Für Baron von Neurath.
Die Deutsche Orientbank hatte bis jetzt den Versand der evangelischen Wochenbriefe – herausgegeben von Professor Deissmann und verbreitet von Herrn Erzberger – ausgeführt. Die Briefe kamen in Sonderumschlägen, in Berlin adressiert, hier an, gerichtet an eine Reihe von geistlichen Persönlichkeiten in der Türkei, u.a. an Armenier und Mitglieder der anglo-amerikanischen Mission in Palästina und Syrien: Die Deutsche Orientbank wollte jedoch aus Opportunitätsgründen die Versendung nicht weiterführen, weil sie nicht als Verbreiterin von Nachrichten gelten wollte, die den hiesigen Zensurbehörden anstößig erscheinen konnten. Es ist nämlich wiederholt vorgekommen, daß in denselben die armenische Frage in einer Weise behandelt worden ist, die zweifellos den hiesigen Zensurbehörden nicht genehm sein würde. Die Deutsche Orientbank hatte daher die Nachrichtenstelle gebeten, den Versand zu übernehmen; die eingesandten Briefe sind aber von Baron von Oppenheim bisher nicht weiter geleitet worden, wohl um die Propaganda-Interessen durch Verbreitung von Nachrichten, die der hiesigen Zensurbehörde anstößig erscheinen könnten, nicht zu gefährden.

Ich halte es jedoch nicht für angebracht, daß diese Briefe, die an bestimmte Persönlichkeiten gerichtet sind, auf der Nachrichtenstelle des längeren (seit Mai) lagern. Ich bitte, mir mitzuteilen, was mit den Briefen geschehen soll.

Baron von Oppenheim hat eine kurze Aufzeichnung hinterlassen, worin er bittet, beim Reichskanzler in geeigneter Weise Schritte zu tun, damit die gedachten Briefe, die ohne Frage in erster Linie für andere Gebiete bestimmt sein dürften, nicht mehr nach der Türkei geleitet werden.


[Scharfenberg]

[Antwort des Auswärtigen Amts 21.7.]


Nr. 705.

Auf den Bericht vom 8. d.M. I. 1208.

Herr Erzberger, mit dem die Frage der evangelischen Wochenbriefe besprochen wurde, sieht ein, dass diese Briefe ihrem Inhalte nach für die Türkei wenig geeignet sind. Er wird daher von der Versendung in Zukunft absehen.

Mit der Vernichtung der bisher eingegangenen Briefe bin ich einverstanden.



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