1914-03-24-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 14084
Zentraljournal: 1914-A-05860
Erste Internetveröffentlichung: 2017 November
Edition: Armenische Reformen
Telegramm-Abgang: 03/24/1914 01:05 PM
Telegramm-Ankunft: 03/24/1914 03:47 PM
Praesentatsdatum: 03/24/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 132
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Konstantinopel, den 24. März 1914

Antwort auf Telegramm Nr. 83.1

Grosswesir bestreitet energisch, irgend jemand um beschleunigte Nominierung der Kandidaten gebeten zu haben. Dazu habe er schon deshalb keine Veranlassung gehabt, weil in Armenien vollkommene Ruhe herrsche. Wenn er gelegentlich einzelne Botschafter an die Sache erinnert habe, so sei dies nur geschehen, um russischen Intrigen vorzubeugen. Trotzdem sei es Russland gelungen, sich der Führung in der Sache zu bemächtigen. Russland habe in enger Fühlung mit Nubar die Kandidaten ausgewählt und wolle sie nunmehr den Mächten und der Türkei oktroyieren. Das russische Vorgehen sei hier bekannt. Bei den Türken in Armenien bestände schon jetzt das grösste Misstrauen gegen die russischen armenischen Kandidaturen. Besonders verstimmt sei er wegen der Nominierung von Belgiern, nachdem er schon vor Monaten zum Ausdruck gebracht habe, dass er keinesfalls Belgier und am allerwenigsten frühere Beamte des Congostaates wolle. Die Aufstellung der belgischen Kandidaturen beschränke daher die Pforte in ihrer freien Wahl und zwinge sie geradezu die Holländer zu wählen. Ob es nicht möglich sei, zwei oder einen Schweizer vorzuschlagen? Er werde sich dann für einen Holländer und einen Schweizer entscheiden.

Russland hat sich über den Wunsch des Dreibunds, dass die Frage als eine alle Mächte gleichmässig interessierende Angelegenheit von der hiesigen Botschafterkonferenz behandelt werde, ebenso hinweggesetzt wie über die Tatsache, dass das armenische Reformprogramm ein Produkt deutsch-russischer Kooperation ist. Unterwerfen sich die Mächte jetzt der russischen Initiative, so erkennen sie damit auch für spätere Zeit an, dass Russland in den armenischen Angelegenheiten die Führung zusteht. Da in unserer Arbeitszone zahlreiche Armenier wohnen, können wir beanspruchen, dass nächst der russischen auch unsere Stimme gehört wird. Ich möchte daher anheimstellen, für den Ersatz der Kandidatur Henry durch eine schweizerische Kandidatur einzutreten.


[Wangenheim]

1 Dok 1914-03-22-DE-001.



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