1915-06-13-DE-011
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon/169
Botschaftsjournal: A53a/1915/3612
Erste Internetveröffentlichung: 2000 März
Edition: Genozid 1915/16
Telegramm-Abgang: 06/13/1915 02:00 PM
Telegramm-Ankunft: 06/14/1915 09:00 AM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 3
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Vizekonsul in Mossul (Holstein) an die Botschaft Konstantinopel

Telegraphischer Bericht



No. 3

Mossul, den 13. Juni 1915

Im Anschluß an Tel. vom 10. Juni.

Die Niedermetzelung der Armenier im Vilajet Diarbekir wird hier alltäglich bekannter und erzeugt eine wachsende Unruhe unter der hiesigen Bevölkerung die bei der unverständigen Gewissenlosigkeit und der Schwäche der hiesigen Regierung leicht unabsehbare Folgen herbeiführen kann. In den Bezirken Mardin und Amadia haben sich Zustände zu einer wahren Christenverfolgung ausgewachsen. Daran trägt zweifellos die Regierung die Schuld; Christen sind auch zweifellos hier beinahe vogelfrei; von vielen Fällen sei genannt dass der hiesige alte und würdige chaldäische Patriarch heute - ich war gerade bei ihm - von einem gewöhnlichen Polizisten mündlich ohne Grundangabe vor das Kriegsgericht citiert wurde. Das ist seitens der Regierung eine kindische Provokation der hiesigen Christenheit.

Eine Regierung wie die hiesige, deren Beamte öffentlich mit den gemeinsten Frauenzimmern verkehren und für die Dirnenwünsche ihre Amtstätigkeit beeinflussen, sollte nicht gerade jetzt so provozieren.

Falls Centralregierung ihr Programm der Christenverfolgung nicht ändert werden wir bald überall den hellsten Aufruhr haben. Die Armeniermassacres müssen unbedingt verhindert werden.


[Holstein]


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