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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

09. Über die Jungtürken und das Zentralkomitee „Einheit und Fortschritt“ (Ittahad ve Terakki“)

Dokument 9.03

Hinweise für Lehrkräfte

Talaat skizziert Machtbasis der Jungtürken. Parteigänger im Staatsapparat und in der Armee, aber Kontrolle erforderlich. Deutlich machen, dass Opposition insbesondere im Parlament aussichtslos. Provinzkomitees der Jungtürken sind zu stärken.

Quelle


Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1910-10-14-DE-001.






Die Stellung des jungtürkischen Komitees für Einheit und Fortschritt.

Aus einem Bericht des österreichisch-ungarischen Vizekonsuls Zitkovszky vom 14. Oktober 1910 über eine Geheimrede des führenden Jungtürken und osmanischen Innenministers Taalat Bey aus dem Monat August 1910


Talaat Bey sagte: … Im gegenwärtigen Kabinett geben, wie erwähnt, die Jungtürken den Ausschlag, dank der Persönlichkeit Hakki Paschas. … Das Komitee in Constantinopel selbst ist vollständig einträchtig; unsere nächste Aufgabe bleibt jedoch, wie schon gesagt, die Reorganisierung der Provinzkomitees, deren Unzulänglichkeit eine wirkliche Quelle der Gefahr bildet. Die meisten Beamten sind zwar unsere Parteigänger, aber wir müssen sie nichtsdestoweniger durch unsere Zweigkomitees kontrollieren. Diese letzteren haben Pflichten, welche ständige Beamte nicht erfüllen können.

Wir müssen jedermann in der Provinz beweisen, dass das Komitee für Einheit und Fortschritt allmächtig ist, und dass eine Opposition aussichtslos wäre. … Das Komitee für Einheit und Fortschritt muss unter allen Umständen die Herrschaft behaupten und zu diesem Zwecke auf die Kräftigung und Ausgestaltung der Provinzkomitees, die gegenwärtig stark desorganisiert sind, Gewicht legen.

Das Kabinett steht unter Kontrolle des Komitees und muss es auch bleiben; ebenso bilden dessen Parteigänger im Parlamente die Mehrheit. Daselbst muss jede ernstliche Opposition unterdrückt werden, im Notfalle beabsichtigen wir, mit der Auflösung des Hauses [des Parlaments] vorzugehen.

Auch die Armee befindet sich voll und ganz unter unserem Einfluss, und es besteht keine Gefahr, dass dieser verloren gehe.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved