Dokument 4.2

Deutsch

Buch	Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin
Kapitel	04. Zur Übermittlung der Befehle des Zentralkomitees der Organisation „Einheit und Fortschritt“ der Jungtürken zur Auslöschung der Armenier
	Dokument 4.2
Hinweise für Lehrkräfte	In Urfa übermitteln zwei Delegierte den Befehl zur Auslöschung. Waren vorher bereits an anderen Orten. Übernehmen in Urfa quasi Regierungsgewalt u. lassen Armenier deportieren. Gaben Armeniern gegen hohe Geldsumme ein dann nicht eingehaltenes Versprechen der Schonung.
Quelle	Künzler, J., Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914-1918), Zürich 1999, S. 43 f. (1. Auflage 1921)

Abgesandte Mitglieder des jungtürkischen Komitees „Einheit und Fortschritt“ kommen im August 1915 nach Urfa.

Der Schweizer Missionar und Mediziner J. Künzler bezeugt die Folgen

Am 10. August erschienen in Urfa zwei Türken von Rang, Mitglieder des jungtürkischen „Comités für Einheit und Fortschritt“, Ahmed und Chalil Bey. Einer von ihnen war ein Verwandter des Vize-Generalissimus Enver Pascha. Man berichtete, sie seien von Konstantinopel durch ganz Anatolien gezogen, um überall die armenischen Männer und größeren Knaben töten zu lassen und den Abtransport der verbleibenden Frauen und Kinder anzuordnen. … Die erste Tat der beiden Jungtürken in Urfa war der Abtransport der zahlreichen Armenier, die noch in den Gefängnissen lagen. Achmed und Chalil Bey setzten sich kühn über die Urfabehörden hinweg und taten, als ob sie selbst zu regieren hätten. Armenier der Stadt kamen zu ihnen und baten, man möchte doch die aus den Gefängnissen Abzutransportierenden nach Aleppo und nicht nach Diarbekr bringen. Gegen eine hohe Summe Geldes versprachen die beiden, die Bitte zu erfüllen. Am 11. August abends erhielten sie als Zahlung 60 000 Franken. Am anderen Morgen aber brachte man die Gefangenen dennoch auf den Diarbekrweg, und tags darauf wusste man in Urfa schon, dass keiner von ihnen mehr am Leben war.