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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

10. Der Genozid in der offiziellen türkischen Version

Dokument 10.06

Hinweise für Lehrkräfte

Bei Deportationen und Umsiedlungen habe eine Mehrheit der Armenier die Zielorte erreicht. Einige wurden tatsächlich von Kriminellen ermordet. Umsiedlungen erfolgten wegen tatsächlichen oder vermuteten Hochverrats. Raub, Mord und Fanatismus kamen vor, eine Ausrottung wäre nicht beabsichtigt worden. Sonst könnten gegenwärtig doch keine Armenier mehr in der Türkei leben. Übrigens hätten Türken dazu beigetragen, solche Landsleute zu verfolgen und zu verurteilen, die sich gegen Armenier gesetzwidrig verhalten hätten.

Quelle

Ataöv,T., Die armenische Frage. Konflikt, Trauma und Objektivität, o. O. 2002, S. 27 ff.. Der Verf. ist einer der führenden türkischen Forscher in dem Problembereich. Seine Schriften tragen halboffiziösen Charakter. Sie werden von Institutionen der Türkei versandt.






Die armenische Frage.

Die Sicht des türkischen Historikers Türkkaya Ataöv ( 2002)


Unabhängig davon welcher Terminologie sich manche Autoren auch bedienen, handelt es sich bei dem Ereignis, das sie schildern sollen, immer um die Verlegung oder Umsiedlung des Großteils der armenischen Bevölkerung, die ... zum überwiegenden Teil ihre Zielorte auch erreichte. Bedauerlicherweise verloren einige durch die Umstände des herrschenden Krieges oder durch Angriffe von Kriminellen ihr Leben. Zwischen 1914-1922 beteiligten sich die Armenier zusätzlich an mehr als einem Dutzend bewaffneter Konflikte, die sowohl armenische als auch nicht-armenische Leben kosteten.

Diese Umsiedlung fand aus Gründen der Sicherheit statt. Umgesiedelt wurden auch einige in Bursa, Eskisehir oder Konya, ja sogar in Istanbul ansässige Armenier, obwohl diese Städte nicht in Ostanatolien liegen. Der Grund für die Umsiedlung dieser Personen war nicht ihre armenische Herkunft, sondern ihre erwiesene oder mutmaßliche Verbindung zu Terroristen oder zu hochverräterischen Aktionen im Osten des Landes. Die im Allgemeinen gut informierten Sicherheitskräfte mögen in einigen Fällen einen Irrtum begangen haben. Es mag sein, dass einige Reaktionen unnötig und manche Aktionen übereifrig waren und dass die Umstände kriminell veranlagte oder rachsüchtige Menschen zu Mord und Raub verleitet haben. Die Tatsache, dass heute in Istanbul Nachkommen von Armeniern leben, beweist, dass nicht alle Armenier umgesiedelt wurden.

Aus dem Fanatismus oder den Intrigen bestimmter Personen wie z.B. Bahaeddin Sakir ist nicht verallgemeinernd zu schließen, dass die Umsiedlung in Wirklichkeit ein Vorwand für eine beabsichtigte „Ausrottung“ gewesen sein soll. Es gab auch andere Türken. Türken, die anklagten und zur Verurteilung der Täter, ausgenommen derer, die durch Flucht oder andere Tricks der Gerechtigkeit entfliehen konnten, beitrugen. Unabhängig davon, wie manche Autoren ... bestimmte osmanische Wörter ... auch übersetzt haben mögen, gibt es nur eine richtige und wahre Schlussfolgerung: In den osmanischen Archiven gibt es keine Beweise, die die Ansicht unterstützen, dass die osmanische Regierung ein Massaker an den Armeniern geplant oder ausgeführt hat.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved