[Close]
[de]

Deutsch




Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

06. Massaker an den Armeniern in den Jahren 1894-1896, 1909 und an Griechen 1914 vor dem Genozid

Dokument 6.08

Hinweise für Lehrkräfte

Massaker von Regierung angeordnet. Es handelte sich um ein geplantes Abschlachten aller Christen mit Unterstützung lokaler Behörden u. Jungtürken. Wie zum Hohn macht Untersuchungskommission Armenier für Vorfälle verantwortlich.

Quelle

Politisches Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zitiert nach: Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.), www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1909-06-19-DE-001.






Denn gerade darin liegt eine große Gefahr für die Zukunft.

Aus einem dem deutschen Reichskanzler übermittelten Bericht des deutschen Konsuls in Mersina, Christmann, vom 7. Juni 1909


Nachdem ich inzwischen genügend Gelegenheit hatte, mit vielen Personen, Christen und Türken, alt und jung, in Adana Rücksprache zu nehmen, erlaube ich mir … folgende Erklärungen zu machen.

1) Ein Aufstand seitens der Armenier hat nicht stattgefunden; auch das mehr oder weniger provozierende Auftreten der Armenier hat keinen Anlass zu den Metzeleien gegeben.

2) Größtenteils in Adana selbst ist auf Anregung der Regierung aus Konstantinopel ein Anschlag auf die Armenier beschlossen worden, zu dem die Behörden bereitwilligst ihre Hände reichten; handelte es sich dabei doch um ein geplantes, vorbereitetes Abschlachten, nicht nur der Armenier allein, sondern aller Christen, die Europäer nicht ausgenommen; am 2. Tage aber kam ein Befehl, aus Konstantinopel, das Abschlachten auf die Armenier zu beschränken.

3) In Adana haben sich nicht allein rein reaktionäre Elemente an den Massakers beteiligt, sondern auch solche, welche allgemein als Jungtürken betrachtet wurden; so ist einer der Genossen, den man mit als Uranstifter ansieht, Eschref Bey, Präsident des freisinnigen Klubs, Ihsan Effendi, Eigentümer, Herausgeber und Redakteur der berüchtigten Zeitung „Itidal“, beide hervorragende Mitglieder des Komitee „Union et Progrès“. Abdul Rahman Effendi Bagdadli Sadé und fast alle anderen der Uranstifter sind Mitglieder des Komitee „Union et Progrès“. …

Die Armenier klagt man [nun] an, geschossen zu haben, während es der [Untersuchungs-] Kommission doch ein leichtes gewesen wäre, festzustellen, dass die Armenier nirgends angegriffen haben, sie haben sich immer nur in Notwehr verteidigt und ihnen das Recht der Verteidigung noch absprechen zu wollen, ist eine Handlung, der man die Militärkommission nicht für fähig hielt. Das ist ein Hohn auf alle Gerechtigkeit, wo Europa nicht ruhig zusehen sollte, denn gerade darin liegt eine große Gefahr für die Zukunft. An jedem Armenier, den man hinrichten würde, weil er sich bloß verteidigt hatte, würde man Meuchelmord begehen.



Abb. 28: Verbranntes Armenierviertel der Stadt Adana nach dem Massaker 1909

Aus: www.genocide-museum.org. Foto collection. Adana massacres 1909



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved