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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

05. Aussagen ausländischer Zeitzeugen über einen absichtlich und planvoll durchgeführten Genozid sowie die damit angestrebten Ziele

Dokument 5.15

Hinweise für Lehrkräfte

Augenzeugen berichten Mesopotamien, das Ziel der Deportationszüge, wäre von Leichen bedeckt. Zur Tötung bedurfte es dort keiner besonderen oder erneuten Anweisungen. Raub, Hunger, Elend genügten. Jungtürken rotteten Armenier, Araber, Griechen aus, um ihre Herrschaft zu bewahren.

Quelle

Matthias Bjørnlund: www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1916-03-10-DK-001.






Nach dem, wie die Armenier behandelt worden sind und weiter behandelt werden.

Aus einem Bericht des dänischen Gesandten in Konstantinopel, Carl Ellis Wandel, an den Außenminister Erik Scavenius vom 10. März 1916


Reisende, die in den letzten Tagen aus Kleinasien hier angekommen sind, erzählen, dass die Verfolgung der Armenier wieder angefangen hat.

Ein Herr aus Ungarn, der vor kurzem aus Bagdad hier ankam …, sagt, dass weite Strecken in Mesopotamien, durch die er hierher gekommen ist, von armenischen Leichen bedeckt sind. Er schätzt die Anzahl der in Mesopotamien umgebrachten Armenier auf über 300 000.

Ich bezweifle jedoch, dass es sich wirklich um von hier befohlene neue Massaker handelt, sondern glaube, dass etwaige erneute Tötungen eine Folge der derzeitigen Deportationen von Armeniern an weit entfernte Orte sind, und sich solche Befehle erübrigen, da die Armenier auf ihrem Weg zwangsläufig von Räubern überfallen, getötet und ausgeplündert werden.

Ein deutscher Pastor, der vor einigen Tagen aus Damaskus ankam, erzählt, dass ein sehr großer Teil der deportierten armenischen Bevölkerung nicht Massakern zum Opfer fällt, sondern einfach an Hunger stirbt, da man sie in Gegenden transportiert hat, wo keine Lebensmittel aufzutreiben und sie ihrem Schicksal überlassen sind. …

Nach dem, wie die Armenier behandelt worden sind und weiter behandelt werden, wird überhaupt kaum jemand von ihnen übrig bleiben.

Wenn es nach dem Willen der Jungtürken geht, wird die Zeit, in der die Araber, Armenier und Griechen die Mehrheit im osmanischen Parlament bildeten, niemals zurückkehren, da sie [die Jungtürken] eingesehen haben … dass es dann mit ihrer Macht vorbei wäre. Die Türken haben deshalb das einzige Mittel gewählt, das ihnen zur Bewahrung ihrer Herrschaft zur Verfügung stand, nämlich die vollständige Ausrottung der Völker, die nach der Einführung der Verfassung die größten Entwicklungsmöglichkeiten hatten, und mit welchen sie im friedlichen Kampf ums Dasein nicht konkurrieren können.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved