Dokument 5.04

Deutsch

Buch	Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin
Kapitel	05. Aussagen ausländischer Zeitzeugen über einen absichtlich und planvoll durchgeführten Genozid sowie die damit angestrebten Ziele
	Dokument 5.04
Hinweise für Lehrkräfte	Ausdehnung der Austreibung auf frontferne Provinzen zeigt auf Vernichtungsziel. Um späteren Vorwürfen der Feinde im Weltkrieg entgegentreten zu können, soll als Alibi türkische Regierung zur Mäßigung aufgefordert werden.
Quelle	Politisches Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zitiert nach: Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.), www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. . 1915-07-07-DE-00.

Umstand und Art zeigen den Zweck.

Aus einem Bericht des deutschen Botschafters in Konstantinopel Wangenheim vom 7. Juli 1915 an den Reichskanzler Bethmann Hollweg

Die Austreibung und Umsiedelung der armenischen Bevölkerung beschränkte sich bis vor etwa 14 Tagen auf die dem östlichen Kriegsschauplatze benachbarten Provinzen und auf einige Bezirke der Provinz Adana; seitdem hat die Pforte beschlossen, diese Maßregel auch auf die Provinzen Trapezunt, Mamuret-ul-Aziz und Siwas auszudehnen, und mit der Ausführung begonnen, obwohl diese Landesteile vorläufig von keiner feindlichen Invasion bedroht sind.

Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedelung durchgeführt wird, zeigen, dass die Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reiche zu vernichten.

Um eventuellen späteren Invektiven unserer Feinde, als seien wir mitschuldig an dem rigorosen türkischen Vorgehen, wirksam entgegentreten zu können, habe ich es daher für geboten erachtet, die Pforte darauf aufmerksam zu machen, dass wir die Deportation der armenischen Bevölkerung nur insofern billigen, als sie durch militärische Rücksichten geboten ist und zur Sicherung gegen Aufstände dient, dass aber bei Ausführung dieser Maßregel die Deportierten vor Plünderung und Metzeleien zu schützen seien.