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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

05. Aussagen ausländischer Zeitzeugen über einen absichtlich und planvoll durchgeführten Genozid sowie die damit angestrebten Ziele

Dokument 5.13

Hinweise für Lehrkräfte

Berichte von Augenzeugen aus vielen Teilen der Türkei bestätigen Exterminierung der Armenier.

Quelle

Haus-Hof- und Staatsarchiv, Politisches Archiv, Wien. Zitiert nach: Ohandjanian, Artem (Hg.), Österreich-Armenien 1872-1936. Faksimilesammlung diplomatischer Aktenstücke, Wien 1995, Bd. VI: 1914-1915, S. 4754 f.







So müsste ich befürchten.

Aus einem Schreiben des Geschäftsträgers der k. u. k. Botschaft in Konstantinopel Trautmannsdorff vom 30. September 1915 an den Außenminister in Wien


Alle Nachrichten, welche von armenischer Seite stammen und aus dem Inneren Kleinasiens bis hierher dringen, melden von den unerhörten Gräueltaten, die gelegentlich der Verschickung der Armenier vorgekommen sind. Man könnte annehmen, dass diese Nachrichten mit Rücksicht auf ihre Quellen übertrieben wären, sie finden jedoch leider durch Berichte der Agenten und Filialen der hiesigen Banken und zurückgekehrte deutsche Offiziere etc. ihre Bestätigung. Augenzeugen erzählen von schrecklichen Szenen, welche sich bei der Evakuierung der von Armeniern bewohnten Dörfer abgespielt haben. Im gleichen Sinne haben auch unsere Konsularämter in Damaskus und Trapezunt berichtet. Die Männer werden größtenteils erschlagen, Frauen und Kinder um ein Spottgeld an Türken verkauft. Diejenigen, welche die Wanderung in das Innere antreten, erreichen nur zu einem geringen Perzentsatz ihr Ziel, weil sie unterwegs durch Entbehrungen, Krankheit oder Erschöpfung zugrunde gehen. Es ist heute nicht mehr zu leugnen, dass die Türken die zweifellos sogar zahlreich vorgekommenen Fälle von Hochverrat und Aufruhr zum Anlass genommen haben, die Exterminierung der armenischen Rasse durchzuführen, was ihnen zu einem großen Teil gelungen zu sein scheint.

Talaat Bey sagte mir neulich selbst mit einer gewissen Genugtuung, dass es z. B. in Erzerum kaum mehr einen Armenier geben dürfte.

Alle Nachrichten stimmen darin überein, dass die jüngsten Maßnahmen unvergleichlich mehr Menschenleben gekostet haben, als die Massaker Abdul Hamids. …

Sollte es … zum Kriegszustand zwischen der Türkei und Griechenland kommen, so müsste ich befürchten, dass die Türkei, welche heute in dem Wahn lebt, die Exterminierung der armenischen Rasse ungestraft ausführen zu können, die Gelegenheit benutzen würde, um auch gegen die Griechen mit Gewaltmaßnahmen und Massenausweisungen vorzugehen.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved