[Close]
[de]

Deutsch




Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

10. Der Genozid in der offiziellen türkischen Version

Dokument 10.10

Hinweise für Lehrkräfte

Der radikale Armenierfeind und Jungtürke Dr. Reschid hatte die Armenier in der Provinz Diarbakir in aller Öffentlichkeit brutal massakrieren lassen. Zur Rechtfertigung gegenüber der Zentrale, die generell angeordnet hatte, die Männer nicht vor Zeugen umzubringen und Frauen und Kinder eines nach außen hin ´natürlichen´ Todes sterben zu lassen, beschuldigt er die Armenier, sie hätten die Türken ausrotten wollen. Dafür gäbe es Beweismaterial. Deshalb hätte er schnell handeln u. die Armenier töten müssen. Als Arzt gelte für ihn: „Mikroben“ seien zu vernichten.

Quelle

Gaunt, David, Massacres, Resistance, Protectors: Muslim-Christian Relations in Eastern Anatolia during World War I, New Jersey 2006, S. 179.






Die Pflicht des Arztes.

Der jungtürkische Führer und Arzt Dr. Reschid Bey erklärt Ende 1915 die Auslöschung der Christen in der Provinz Diarbakir gegenüber dem Generalsekretär des jungtürkischen Komitees „Einheit und Fortschritt“


Wenn Sie ebenso wie ich in Diarbakir die Gelegenheit gehabt hätten, aus der Nähe zu sehen, welcher Art die Geheimpläne waren, die die Armenier sich zu eigen gemacht hatten, in welchem Wohlstand sie lebten, in welch erschreckender Weise sie den Staat ablehnten, dann würden Sie heute keine Einwände gegen mein Verhalten äußern.

Die Armenier in den östlichen Provinzen hatten uns gegenüber eine extrem aggressive Einstellung. Wenn ihnen weiterhin der Aufenthalt in ihren Wohngebieten gestattet worden wäre, hätten sie dort nicht einen Türken oder Moslem am Leben gelassen. Ich habe die persönlichen Unterlagen vieler dieser Männer ausgewertet. Bei Haussuchungen fanden wir so viel Munition, dass man damit eine ganze Armee in die Luft sprengen konnte. Sie verfügten über eine fantastische Organisation. Wenn wir den Bestand dieser weitverzweigten Organisation in unserem Land gestattet hätten, wäre es bald erforderlich gewesen, mit einer Kerze [einer Lichtquelle] zu leuchten, um in Anatolien überhaupt noch Türken zu finden.

Deshalb galt: Entweder sie oder wir. Angesichts dieser Sachlage dachte ich bei mir: Achtung Doktor Reschid! Es bestehen zwei Alternativen. Entweder die Armenier liquidieren die Türken oder die Türken sie! In dieser Notlage zögerte ich nicht. Mein Türkentum erwies sich als stärker als die Einstellungen des Arztes. Bevor sie uns ausschalteten, sollten wir sie beseitigen. Ich sah das Vaterland am Rand des Untergangs, deshalb … [handelte] ich in der Überzeugung, das Wohlergehen des Vaterlandes zu sichern. … Die Armenischen Banditen waren eine Masse gefährlicher Mikroben, die den Körper des Vaterlandes infizierten. Ist es nicht die Pflicht des Arztes, Mikroben zu töten?

Zitiert nach: Gaunt, David, Massacres, Resistance, Protectors: Muslim-Christian Relations in Eastern Anatolia during World War I, New Jersey 2006, S. 179.


Abb. 48: In Diarbakir bei Armeniern beschlagnahmte Waffen

Aus: Das große Spiel um Anatolien und die Armenier. Hg. vom Institut für Armenische Studien, Ankara (2002), S. 22.

(Ähnliche Bilder wurden in vielen Provinzen veröffentlicht.)



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved