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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

05. Aussagen ausländischer Zeitzeugen über einen absichtlich und planvoll durchgeführten Genozid sowie die damit angestrebten Ziele

Dokument 5.20

Hinweise für Lehrkräfte

Jungtürken wollten zunächst einheitlichen Nationalstaat. Hofften, Kurden, Perser, Araber wegen des gleichen Glaubens turkifizieren zu können. Christen sollten islamisiert oder ausgerottet werden.

Quelle

Politisches Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zitiert nach: Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.), www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1916-09-10-DE-001. Martin Niepage hatte mehrere Jahre in Aleppo gearbeitet.






Gründe, diese fürchterlichen Maßregeln anzuordnen.

Aus einem Bericht des deutschen Oberlehrers und Zeitzeugen Dr. Niepage, der am 10. September 1916 dem Reichskanzler Bethmann Hollweg vorgelegt wurde.


Fragt man nach den Gründen, die die jung-türkische Regierung bewogen haben, diese fürchterlichen Maßregeln gegen die Armenier anzuordnen und durchzuführen, so wäre folgendes zu sagen:

Dem Jungtürken schwebt das europäische Ideal eines einheitlichen Nationalstaates vor. Die nicht-türkischen mohammedanischen Rassen, wie Kurden, Perser, Araber usw. hofft er auf dem Verwaltungswege und durch türkischen Schulunterricht unter Berufung auf das gemeinsame mohammedanische Interesse turkifizieren zu können.

Die christlichen Nationen, Armenier, Syrer, Griechen, fürchtet er wegen ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Überlegenheit und sieht in ihrer Religion ein Hindernis, sie auf friedlichem Wege zu turkifizieren. Sie müssen daher ausgerottet oder zwangsweise islamisiert werden. Die Türken ahnen nicht, dass sie dabei den Ast absägen, auf dem sie selbst mit sitzen. Wer soll die Türkei vorwärtsbringen, wenn nicht Griechen, Armenier und Syrer, die mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Reiches ausmachen?



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved