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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

10. Der Genozid in der offiziellen türkischen Version

Dokument 10.07

Hinweise für Lehrkräfte

Deportationen waren Folge von den Staat bedrohenden Aufständen der Armenier. Entscheidung für Deportationen war Folge staatsbedrohender Aufstände von Armeniern. Türkische Frauen u. Kinder zudem Opfer armenischer Gräueltaten. Erlasse erwähnten ausdrücklich, dass Massaker u. Racheakte gegen Armenier verhindert werden sollten. Etwa die Hälfte der etwa 700 000 Deportierten verlor das Leben wegen des Krieges und meist kurdischer Räuber. Hingegen starben zwei Millionen Türken und andere Muslime in direkter oder indirekter Folge der Aktionen der Armenier. Vorwurf eines Genozids unbegründet.

Quelle

Sonyel, Salahir R., Fälschungen und Desinformation. Negative Faktoren in den türkisch-armenischen Beziehungen, o. O. 2002, S. 32 ff. (S. R. Sonyel ist einer der führenden türkischen Historiker auf diesem Forschungsgebiet. Seine Schriften werden von halboffiziösen Institutionen verteilt.)






Fälschungen und Desinformation.

Die Sicht des türkischen Historikers S. R. Sonyel (2002)


Die Wahrscheinlichkeit eines umfangreichen Aufstandes hinter den osmanischen Linien und die Gefahr für die osmanische Armee, an einer Vielzahl von Fronten mit unterbrochenen Kommunikationsverbindungen kämpfen zu müssen, zwangen die osmanische Regierung am 24. April 1915 zu dem Beschluss, die Armenier aus leicht angreifbaren strategischen Gegenden, wo die Möglichkeit bestand, dass sie dem Feind halfen, zu evakuieren. Diese Entscheidung ging den armenische Aufständen nicht voraus, sondern war eine Folge von diesen. Die Aufstände bedrohten die Existenz des osmanischen Staates, indem mit ihnen versucht wurde, ihn zu Fall zu bringen und dem Feind zu überlassen. Darüber hinaus war der unbewaffnete Rest der türkischen Bevölkerung (darunter Frauen und Kinder und alte Menschen) zahlreichen armenischen Gräueltaten ausgesetzt.

In Bezug auf die Modalitäten der Evakuierung der Armenier erließ der osmanische Ministerrat strikte Anweisungen. Türkische Geheimdokumente ... verdeutlichen die Entscheidung der türkischen Regierung, die militanten armenischen Organisationen aufzulösen und ihre militanten Anführer zu verhaften. Dabei wurden die Beauftragten angewiesen, ... davon Abstand zu nehmen, „ sie so auszuführen, dass sie gegenseitige Massaker von muslimischen und armenischen Elementen zu Folge haben könnten.“ ...

Die o .g. Anweisungen wurden von Mehmet Talat, dem damaligen Innenminister, erteilt. Osmanische militärische Befehlshaber wurden dabei angewiesen, zu gewährleisten, dass weder die Kurden noch andere Muslime die Situation ausnutzten, um sich für die langjährigen armenischen Gräueltaten zu rächen. Bis zur Rückkehr in ihre Heimatorte nach dem Krieg sollten die Armenier geschützt und versorgt werden. ...

Nach Schätzungen wurden bis Anfang des Jahres 1917 circa 700 000 Armenier umgesiedelt. Zwischen 300 000 und 400 000 von diesen verloren ihr Leben infolge der groß angelegten Militär- und Guerillaaktivitäten in den von ihnen passierten Gebieten, aber auch in Folge der allgemeinen Unsicherheit, der Straßenräuberei und Blutfehden, die einige muslimische Stämme, hautsächlich kurdische, austrugen, als die Konvois ihre Gebiete passierten. Hinzu kommt, dass die Um- und Ansiedlungen von Armeniern zu einer Zeit stattfanden, in der der osmanische Staat mit einem akuten Mangel an Nahrungsmitteln, Brennstoffen,

Medikamenten und anderen Vorräten sowie mit Seuchen und Hungersnot konfrontiert war. Eine Anzahl Armenier kam ums Leben aufgrund von Krankheiten, klimatischen Bedingungen, den Strapazen der Reise oder illegalen Aktionen seitens einiger Beauftragter. Einige verloren in Folge der Aufstände vieler Armenier und während der Kämpfe bei den Aufständen ihr Leben. Aber auch fast zwei Millionen Türken und andere Muslime verloren ihr Leben in direkter oder indirekter Folge der Aktionen der Armenier. Viel mehr Muslime starben wegen der Bedingungen des Krieges, denen auch sie ausgesetzt waren. Dennoch wurde die osmanische Regierung von den Armeniern und ihren Unterstützern beschuldigt, ein „Massaker“, „Genozid“, ja sogar „Holocaust“ gegen ihre armenische Minderheit verübt zu haben.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved