Deutsch |
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Buch |
Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin |
Kapitel |
07. Gebietsverluste des Osmanischen Reiches vor dem I. Weltkrieg |
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Dokument 7.14 |
Hinweise für Lehrkräfte |
Schwierigkeit türkische Flüchtlinge/Vertriebene aus Lybien und Europa zu versorgen und anzusiedeln. Sollen eventuell in von Armeniern besiedelte Teile der Provinz Aleppo kommen. Araber lehnen Einwanderer ab, da diese als Türken gegen sie verwendet werden könnten. |
Quelle |
Politisches Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zitiert nach: Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.), www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1914-06-25-DE-003. |
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"Auswanderer" aus den ehemaligen türkischen Gebieten.
Der deutsche Konsul in Aleppo Rößler berichtet am 25. Juni 1914 an den Reichskanzler Bethmann Hollweg
Wie nach verschiedenen anderen Teilen der asiatischen Türkei sind in den letzten Monaten auch nach Aleppo Auswanderer aus den ehemaligen türkischen Gebieten gebracht worden. Im März sind etwa 1200 aus Tripolitanien über Alexandrette hier eingetroffen, denen bald weitere aus den griechischen, montenegrinischen und serbischen Gebieten folgten, sodass nach zuverlässigen Angaben wenigstens 4000 dieser Flüchtlinge hier in der Stadt liegen und mangels anderer Unterkunft größtenteils die Moscheen füllen. Bisher hat sich die türkische Verwaltung unfähig erwiesen, sie anzusiedeln. Zuerst bestand die Absicht, den Leuten aus Tripolis bei Rakka Land zu gewähren. Da es ihnen aber dort nicht gefiel, so haben sie sich geweigert, den Vorschlag anzunehmen. ... Die Araber sehen die Hersendung so großer Mengen von Einwanderern als einen Versuch der Regierung an, durch Ansiedlung fremder Bevölkerungsteile ein Element zu schaffen, das erforderlichenfalls gegen sie verwendet werden kann. Unleugbar ist es auch auffallend, dass Auswanderer aus dem Balkan in das ihnen ungewohnte heiße Klima geschickt werden, anstatt nach Anatolien, wo sie sich eher akklimatisieren könnten.
Es heißt, dass gegenwärtig erwogen wird, sie in türkischsprechenden, von Armeniern bewohnten Teilen [der Provinz] Aleppo, nämlich in den [Bezirken] Aintab und Marasch anzusiedeln. … Ein großer Teil der Bedauernswerten versteht keine andere Sprache als eine slavische. |