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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

04. Zur Übermittlung der Befehle des Zentralkomitees der Organisation „Einheit und Fortschritt“ der Jungtürken zur Auslöschung der Armenier

Dokument 4.1

Hinweise für Lehrkräfte

Auslöschung vom regierenden jungtürkischen Zentralkomitee geplant. Spezialorganisation für Massaker aufgestellt. Befehle nicht schriftlich, sondern mündlich übermittelt.

Quelle

Kevorkian, Raymond, The Armenian Genocide. A complete History, London 2011, S. 187.






„Er fuhr von einem wichtigen Ort zum nächsten.“

Aus den Unterlagen für das Schlussplädoyer des Staatsanwalts und Ex-Generals Hasan Machat vom 13. Januar 1920 vor einem Militärgericht gegen den angeklagten jungtürkischen Leiter der Spezialorganisation „Teskilat i Mahsusa“ Bahaeddin Sakir


Die Auslöschung der Armenier sowie die Beschlagnahme ihres Besitzes und ihrer Ländereien erfolgten nach Beschlüssen des Zentralkomitees der Organisation „Einheit und Fortschritt“. Bahaedin Sakir stellte im Befehlsbereich der III. Armee [d.h. in den Provinzen Erzerum, Van, Dyarbakir, Harput, Trapsunt, Sivas und im Regierungsbezirk Canik] Bataillone [von für die geplanten Schlächtereien geeigneten Männern] auf und koordinierte all jene Untaten, die in diesem Bereich begangen wurden. Der Staat trug eine Mitverantwortung. Kein Regierungsbeamter, kein Richter, kein Polizist griff jemals ein, um die Bevölkerungsgruppen zu schützen, die diesen Grausamkeiten ausgesetzt war. …

Es ist offensichtlich, dass all jene Ungesetzlichkeiten und das Leid im Befehlsbereich der III. Armee durch die Täuschungsmanöver Behaeddin Sakir Beys verursacht wurden. Unterwegs mit einem besonderen Automobil, fuhr er von einem wichtigen Ort zum nächsten. Dort übermittelte er mündlich die Beschlüsse der Partei „Einheit und Fortschritt“ sowie die Anweisungen, die den verschiedenen Abteilungen der Partei und den leitenden Behördenvertretern [den Gouverneuren] dieser Orte erteilt wurden. Jene Grausamkeiten, die nach einem wohlüberlegten Plan und mit völlig klarer Absicht ausgeführt wurden, hatten vorher verantwortliche Vertreter der Partei „Einheit und Fortschritt“ und deren höchste Beschlussorgane geplant und angeordnet. Dann wurden sie von den lokalen Statthaltern exekutiert. Diese waren zu fügsamen Werkzeugen für die Ausführung der Pläne jener Organisation geworden. Sie missachteten die Gesetze und kannten keine Skrupel.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved