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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

11. Mitverantwortung des Deutschen Reiches für den Genozid

Dokument 11.5

Hinweise für Lehrkräfte

Deutsche sind zur Unterstützung der Armenier nicht an die Grenzen des Möglichen gegangen. Deutsche Regierung handelte dumm, feige gewissenlos. Türkei war militärisch, finanziell und politisch auf Deutschland angewiesen. Enver u. Talaat hätten bei einem deutschen Machtwort ihr mörderisches Treiben einstellen müssen.

Quelle

Stuermer, Harry, Zwei Kriegsjahre in Konstantinopel. Skizzen deutsch-jungtürkischer Moral und Politik, Lausanne, 1917, S. 54 f.






Hatten keine andere Wahl.

Der deutscher Zeitzeuge und Journalist H. Stuermer über Möglichkeiten der deutschen Diplomatie, die Armenier-Politik der jungtürkischen Führung zu beeinflussen.


Ich hatte mich niemals überzeugt gefühlt von den Versicherungen der deutschen Botschaft, sie sei bis an die Grenze des Möglichen gegangen, um dem mörderischen Treiben gegen harmlose Armenier weit vom Kriegsschauplatz, die nach ihrem ganzen Milieu, nach ihrer sozialen Klasse gar nicht in der Lage sein konnten, sich an der Politik aktiv zu beteiligen, sowie dem kaltblütigen Dahinsterbenlassen eigens zu diesem Zwecke deportierter Frauen und Kinder Einhalt zu gebieten. Ich hatte im Gegenteil vom Verhalten der deutschen Regierung in der Armenierfrage den Eindruck zurückbehalten von einem Gemisch von Feigheit und Gewissenlosigkeit einerseits, von kurzsichtiger Dummheit anderseits. …

Das Verhalten Deutschlands war zunächst eine bodenlose Feigheit, sagte ich. Denn wir hatten die türkische Regierung wahrlich militärisch, finanziell und politisch fest genug in der Hand, um wenigstens die Beachtung der aller einfachsten Grundsätze der Menschlichkeit durchzusetzen, wenn wir nur wollten. Enver und namentlich auch Talaat, der für die Armenierverfolgungen als Minister des Innern und eigentlicher Diktator der Türkei hauptsächlich verantwortliche Staatsmann, hatten keine andere Wahl mehr, als Deutschland auf dem einmal beschrittenen Wege bedingungslos zu folgen, und hätten ein Machtwort auch in der ihnen so am Herzen liegenden Armenierfrage vielleicht zähneknirschend, aber ohne zu zaudern akzeptiert.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved