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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

01. Geplanter Tod durch Massaker, Krankheit, Hunger, Durst, Ertränken, Kälte

Dokument 1.14

Hinweise für Lehrkräfte

Nach Ende des Krieges und der Herrschaft des jungtürkischen Komitees werden Verantwortliche für den Völkermord vor türkischem Gericht angeklagt und verurteilt. Aussagen über Schreckenstaten werden im Detail vom türkischen Gericht bestätigt.

Quelle

Akcam, Taner, Armenien und der Völkermord. Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung, Hamburg 1996, S. 177 ff. (Auszüge)
(Das Verfahren endete mit Todes- und hohen Freiheitsstrafen.)






In entfernte Gebiete in Bewegung setzen.

Aus der Urteilsbegründung des Prozesses gegen den Gouverneur, den Polizeidirektor, den stellvertretenden Inspektor der Gendarmerie, den Landrat und andere in Trapezunt wegen Deportation und Massaker an Armeniern vor dem Kriegsgerichtshof in Istanbul (22.5.1919)


Die Angeklagten erhielten von dem Gouverneur und dem verantwortlichen Sekretär der Ittihad ve Terakki in Trapezunt den geheimen Befehl,] dem Anschein nach das Deportationsgesetz anzuwenden und in Wirklichkeit die notwendigen Maßnahmen zu beschließen, um gemäß den heimlich übermittelten Befehlen, Armenier zu massakrieren und zu vernichten.

Durch die Kolonnenwächter, die sie aus einer Reihe von moralisch niederträchtigen Personen, Wiederholungstätern sowie Angehörigen der Gendarmerie, die mit diesen zusammenarbeiten konnten, zusammengestellt hatten, ließen sie die Armenier, die der Verteidigungsmöglichkeiten beraubt waren, zwecks Umsiedlung in Bewegung setzen.

Als sie sich aus der Stadt entfernt hatten, ließen sie an Plätzen, die … vor Blicken ziemlich geschützt waren, die Männer und Frauen voneinander trennen. Nachdem daraufhin ihre Sachen durch Räuberbanden geplündert wurden, die sich auch aus derartigen Personen zusammensetzten, ließen sie sie durch verschiedene Grausamkeiten ermorden und vernichten.

Die hilflosen Frauen brachte man an andere Plätze, wo man auch ihnen den Schmuck und das Bargeld und den meisten von ihnen die Kleidung und sonstige Gegenstände abnahm, die sie bei sich hatten, und vergewaltigten viele von ihnen. Danach ließen sie sie … in entfernte Gebiete in Bewegung setzen, wobei man sie zu Fuß monatelang marschieren ließ, so dass sie völlig erschöpften und viele von ihnen vor Hunger, Durst und durch die Strapazen des Marsches starben.

Einen Teil der Frauen, die sie in [Trapezunt] ließen, … um sie angeblich zu schützen, ließ man unter dem Vorwand, sie würden gesondert über das Meer in andere Gebiete gebracht werden, mit Booten und Schiffen abtransportieren. Nachdem man auf das Meer hinausgefahren und nicht mehr in Sichtweite war, warfen sie sie ins Meer und ertränkten sie.

Die Taten der Massaker und Plünderung wurden jedoch nicht innerhalb der Stadt … vollzogen, sondern fast vollständig außerhalb und in organisierter Form ausgeführt. …



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved