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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

10. Der Genozid in der offiziellen türkischen Version

Dokument 10.02

Hinweise für Lehrkräfte

Nach Einmarsch russischer Verbände erhoben sich Armenier, desertierten, überfielen muslimische Dörfer, ermordeten Polizisten, warfen Bomber, zerschnitten Telegrafendrähte, steckten Häuser in Brand und leistetem dem Feind Spionagedienste. Unterstützung durch Russen und Franzosen. Deshalb Entfernung der Armenier aus dem Kampfgebiet. Deren Dörfer dann von armenischen Banditen verbrannt.

Quelle

Politisches Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zitiert nach: Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.), www.armenocide.net. A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. 1916-09-09-DE-002.






Die aktenmäßigen Mitteilungen über die Umtriebe in Armenien besagen.

Die türkische Version des Verhaltens der Armenier nach Kriegsbeginn wird in der offiziösen deutschen "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 9. September 1916 nachgedruckt


Konstantinopel, 7. September.

Die aktenmäßigen Mitteilungen über die Umtriebe in Armenien besagen weiter:

Selbst diejenigen Armenier, die sich als Anhänger der Verfassung und als Patrioten bezeichneten und deshalb zum Teil in das Gendarmerieregiment von Wan eingereiht worden waren, begannen die armenische Erhebung zu unterstützen, als die Russen über die Grenze gedrungen waren. Armenier überfielen jetzt die muselmanischen Dörfer, weigerten sich, den militärischen Requisitionen zu gehorchen, versperrten den Lebensmittelfuhrwerken des türkischen Heeres den Weg, ermordeten Reisende und verübten auch sonst zahlreiche aufrührerische Handlungen. Mehrere Wochen vorher hatten sich die Armenier der Kaza Schitak gegen die Ortsbehörden aufgelehnt und die zu deren Beistand entsandten Milizsoldaten mit einer Kanone beschossen. Ein Teil der Behörden konnte die Stadt verlassen, zahlreiche Personen ertranken bei der Flucht im Flusse. In Timar bei Wan rotteten sich im März etwa 1000 mit russischen Armee- und Mausergewehren bewaffnete Armenier zusammen, töteten den Befehlshaber der Gendarmerie und seine Leute. Der Aufstand dehnte sich rasch aus. Die Richter von Guwasch und die Gendarmen wurden von den Armeniern in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Überdies zerstörten die Armenier die Telegraphendrähte in Wan, Schitak und Guwasch und gefährdeten hierdurch die Verbindungslinien der Armee. Bald darauf brach der Aufstand in Wan selbst aus. Die Aufrührer schleuderten Bomben gegen die öffentlichen Gebäude und die Häuser der Muselmanen, legten an sechs verschiedenen Stellen Feuer an und töteten Hunderte von Soldaten und Bewohnern. Der Aufruhr dauerte bis in den April. Armenische Banden, deren kleinste an 400 Mann stark war, versuchten unter dem Befehl von russischen Offizieren über die persische und russische Grenze in die Türkei einzudringen. In den Verschanzungen der Banden fand man französische und russische Militärmützen. …Angesichts aller dieser Tatsachen, beschloss die türkische Regierung, den verbrecherischen Treibereien der Armenier ein Ende zu machen. Sämtliche Versammlungslokale der armenischen Komitees wurden geschlossen und, um zu verhindern, dass die Muselmanen auch weiterhin in grausamer Weise von den Armeniern umgebracht würden, wurden die letzteren aus dem Kampfgebiete entfernt. In verschiedenen Städten wurden sodann große Mengen von Bomben und verbotenen Waffen entdeckt. Bei dieser Gelegenheit brach am 25. April in Karahissar ein Aufstand aus; die Armenier steckten einen Teil der Stadt in Brand und töteten eine große Anzahl Gendarmen, Polizisten und Einwohner. Als die russische Flotte Eregli bombardierte, wurde festgestellt, dass die Armenier von Ismid und Ada Basar versucht hatten, den Russen Spionagedienste zu leisten. Die aufrührerische Bewegung dehnte sich nunmehr auch auf Brussa und Umgebung aus und die Regierung sah sich deshalb gezwungen, die Armenier dieser Gegend in andere Gebiete des Reiches zu schieben. Die armenischen Banden krönten ihr unheilvolles Werk damit, dass sie die von ihren Stammesgenossen verlassenen Dörfer und Behausungen in Brand steckten.


Abb. 45: Selbstschutzgruppe bewaffneter Armenier (1907)

Aus: Kevorkian, Raymond H., Paboudjian, P. P., Les Armeniens dans L’Empire Ottoman a la Veille du Génocide, Paris 1992, S.13.


Abb. 46: Bewaffnete Armenier während der Verteidigung des von türkischen Soldaten und kurdischen Freischärlern belagerten und angegriffenen Armenier-Viertels der Stadt Van 1915

Aus: Kevorkian, Raymond H., Paboudjian, P. P., Les Armeniens dans L’Empire Ottoman a la Veille du Génocide, Paris 1992, S. 526.


Abb. 47 a-c: Während der Kämpfe 1915 im Armenier-Viertel der Stadt Van zerstörte Gebäude

Aus: Kevorkian, Raymond H., Paboudjian, P. P., Les Armeniens dans L’Empire Ottoman a la Veille du Génocide, Paris 1992, S. 526 f.



Copyright © 2014 Dr. Jörg Berlin: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved