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Buch

Unterrichtsmaterial über den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Jörg Berlin

Kapitel

02. Ausplünderung und Beraubung

Dokument 2.5

Hinweise für Lehrkräfte

Offizier erpresst von Deportierten Geld, indem er verspricht, sie vor Zwangsarbeit und Tod zu retten.

Quelle

de Nogales, Rafael, Vier Jahre unter dem Halbmond, Berlin 1925, S. 125 f.






Eine wahre Goldgrube

Ein venezolanischer Offizier in osmanischen Diensten erfährt Einzelheiten (Ende 1915)


[Oberst Aghia-Bei] bestürmte … mich immer und immer wieder, die Inspektion in Aleppo zu übernehmen…, damit [er] nun nach freiem Belieben den Strom der armenischen Deportierten, die Tag und Nacht weiter durch Islahie zogen, ausplündern konnte – für ihn eine wahre Goldgrube. …

Sein System konnte nicht einfacher sein. Kam ein Deportierter, von dem man wusste, er besitze einige Geldmittel, durch, so ließ er ihn rufen und teilte ihm mit, er habe von nun an in einem der Arbeiterbataillone als gemeiner Soldat Dienst zu tun. Bei dieser Eröffnung zog der Unglückliche, um sich vor dem fast sicheren Erschöpfungstode zu retten, meistens fünf oder zehn Goldpfunde aus der Tasche, die Aghia zwar annahm, sie aber nicht einsteckte, sondern wütend auf die Erde warf und dann drohte, er werde ihn wegen versuchter Bestechung erschießen lassen. Sofort ließ er ihm dann, unter dem Vorwande der Konfiskation, alle seine Barmittel abnehmen.

Nachdem er ihn einige Tage in Gewahrsam gehalten hatte, ließ er ihn los – er selbst war mit der mehr oder weniger großen Beute, die er gemacht hatte, zufrieden, während der andere heilfroh war, mit dem Leben davonzukommen, wenn ihm auch kein roter Heller mehr in der Tasche blieb. … Diese Angaben fußen auf Tatsachen, die mir durch Gespräche mit Vertrauten und Untergebenen des Obersten Aghia-Bei bekannt geworden sind, die sich oft genug mit ihm in die Beute geteilt hatten. Wenn der allzu reichlich genossene Alkohol seine Wirkung getan hatte, wurden sie vertraulich. …



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