Aus der Haltung, die Herr Sazonow bei den gedachten Verhandlungen besonders in der letzten Zeit eingenommen hat, geht von neuem der Hass und das Misstrauen hervor, von dem der Minister gegen die Türkei und besonders gegen das jungtürkische Regime beseelt ist.
Er erklärte mir neulich, er sei durchaus damit einverstanden, dass die Türkei in ihrem jetzigen Bestande belassen werde, man dürfe die Türken aber nicht zu sanft anfassen. "On aura toujours la Turquie qu'on voudra avoir." Wenn man die Türkei zu freundlich behandele, werde sie immer Mittel finden, sich in allen Fragen dem Willen der Mächte zu entziehen.
Bei dieser Gelegenheit klagte Herr Sazonow, dass die Mächte sich nicht schon jetzt zu dem Entschluss aufraffen könnten, der Pforte mit einer Flottendemonstration zu drohen für den Fall, dass sie sich dem Willen der Mächte in der Inselfrage nicht fügen wolle. Das Verhalten der Mächte sei "une dégradation de l'Europe". Ich bemerkte, wenn von einer solchen "dégradation" überhaupt die Rede sein könne, so scheine mir dieselbe doch wohl mit dem Augenblicke begonnen zu haben, als Europa der berühmten Formel des status quo untreu geworden sei. Herr Sazonow erwiderte, die status quo-Formel habe im gegebenen Moment ihre Schuldigkeit getan. Diese Formel, deren Autor er und Herr Poincaré gewesen seien, habe nur beim Ausbruch des Balkankrieges die Mächte unter einem Losungsworte vereinigen und eventuell verhindern sollen, dass im Falle eines Sieges der Türken die Türkei sich auf Kosten der christlichen Balkanstaaten vergrössere.