Euer Exzellenz,
Erlaube ich mir, für das gefl. Schreiben vom 29. Juni meinen ganz ergebenen Dank auszusprechen. Die Nachrichten, welche Euer Exzellenz geruht haben mir mitzuteilen, haben die Herzen der betreffenden Familienmitglieder mit ausserordentlich grosser Freude und Hoffnungen erfüllt. Ich habe den angenehmen Auftrag, hierdurch Euer Exzellenz der Dolmetscher des tiefgefühltesten Dankes der Ehegattin des Herrn Dr. phil Parseghian und der Mutter des Herrn Balakian zu sein, für das ihnen in so gütiger Weise entgegengebrachte Wohlwollen. Gleichzeitig gestatte ich mir die Hoffnung auszudrücken, dass Euer Exzellenz auch fernerhin an massgebender Stelle, für die baldige Befreiung der beiden unschuldigen und gänzlich unbeteiligten Herren die geeigneten Schritte gelegentlich veranlassen werden.
Ingenieur bei der Anatolischen Eisenbahngesellschaft.
Nach Mitteilung des Herrn Antréassian sind die Leute noch nicht zurückgekommen. Vielleicht kann man in 8 Tagen nochmals anfragen.
[Anmerkung Mordtmann 13.7.1915]
Heute überbrachte Haig Ef. die Antwort: Armenag Parseghian soll nach Tokat, seine Heimat, entlassen werden; über Balakian wird die definitive Entscheidung vorbehalten. Beides entspricht nicht den Versprechungen, die ich s. Z. - allerdings nur mündlich - erhalten.
Tokat gehört zum Vilajet Sivas, dessen armenische Bevölkerung ebenfalls auf der Proskriptionsliste steht. Perseghian dürfte also auch die Wanderung nach „Mesopotamien“ antreten.
Ich halte weitere Schritte für aussichtslos.
In Beantwortung Ihres Schreibens vom 9. ds. Monats teile ich Ihnen erg. mit, daß die türkische Regierung nachträglich entschieden hat, daß H. Dr. Parsighian nach seiner Heimat Tokat zu entlassen ist; über Herrn Balakian ist noch keine Entscheidung getroffen worden.
Ich bedaure lebhaft die Wendung, die die Angelegenheit Parsighian genommen hat und muß befürchten, daß auch eine weitere Verwendung der Kais. Botschaft hieran nichts wird ändern können.